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    SACHBEGRIFFE |
Brinkmann, Johann Bernard

Wallfahrtsrektor und Bischof | * 1839 | † 1889

Foto zeigt Gemälde von Bischof BrinkmannDer „Kulturkampf-Bischof“ von Münster, Johann Bernard Brinkmann, der vor dem Preußen-Staat sogar ins Exil fliehen musste, hatte nach seiner Priesterweihe (1839) zunächst 13 Jahre als Kaplan in Beckum neben dem > Freiherrn Emmanuel von Ketteler gearbeitet. Nach einer kurzen Zwischenstation als Pfarrer an der Strafanstalt zu Münster berief ihn 1854 Bischof Johann Georg Müller zum Präses der neu gegründeten Weltpriester-Kongregation in Kevelaer, aus der die > Canisianer hervorgingen, und gleichzeitig zum Rektor der hiesigen Wallfahrtskirche.

Damit war für Kevelaer eine Epoche eingeleitet, die das Stadtbild verändern sollte. Unter der Leitung von Johann Bernard Brinkmann wurden die Vorarbeiten zum Bau der Marienkirche, der heutigen Basilika, zum Abschluss gebracht und der Bau selbst (ab 1857) in Angriff genommen. 

Der damalige KB-Redakteur vermerkte: „So sehr aber auch diese baulichen Unternehmungen den hochwürdigsten Herrn als Rector in Anspruch nahmen, so litt dadurch dennoch der Eifer, womit er sich stets der Pilger und ihrer geistigen Bedürfnisse annahm, nicht den geringsten Einbruch. Er war unermüdlich im Beichtstuhle und sorgte auf jede Weise für die Hebung des Gottesdienstes. In der hiesigen Pfarrgemeinde steht sein seeleneifriges seelsorgliches Wirken noch bei Vielen in dankbarem Andenken.“ 

Gleichwohl - Brinkmann blieb nur drei Jahre in Kevelaer und wurde 1857 Direktor der Anstalt zur Erziehung verwahrloster Knaben im Haus Hall bei Gescher in Westfalen. Wenige Monate später erfolgte seine Berufung als Generalvikar des Münsteraner Bischofs Johann Georg Müller und nach dessen Tod seine Wahl zum Bischof. Weihe und Inthronisation wurden am im Oktober 1870 vollzogen.

Der Kulturkampf forderte reihenweise Opfer, und Brinkmann wurde eines von ihnen: Anfang März 1875 erklärte ihn der „Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten“ für abgesetzt. Der ehemalige Kevelaerer Wallfahrtsrektor floh nach Holland, wo er fast acht Jahre inkognito lebte. Sein Unterschlupf befand sich zehn Kilometer von Maastricht in dem Dörfchen Straebeek. Hier wohnte er in dem Haus eines Rentners unter dem Decknamen „Berger“. 

Ende Januar 1884 wurde Brinkmann „begnadigt“, was ihm die Rückkehr auf seinen Bischofsstuhl ermöglichte. Als er zum ersten Mal wieder Kevelaer besuchte, bereitete ihm die Bevölkerung einen geradezu triumphalen Empfang. 

Der nachstehende Bericht im Kävels Bläche vom 23. Februar 1884 veranschaulicht auch das damalige Verhältnis der Bürgerschaft zur Geistlichkeit. Die Bischofsfeier in der Marienstadt fand am 17. Februar statt.

„Die Freude, welche schon bei der ersten Nachricht von der beschlossenen Rückkehr unseres allverehrten Oberhirten, des hochwürdigsten Herrn Bischofs Johann Bernard, das Herz aller Diözesanen erfüllte und sich nach seinem stillen Einzuge in Münster durch ein großartiges Dank- und Jubelfest kundgab, ist auch von unserer Gemeinde in besonderer Weise zum Ausdruck gebracht worden. Man erinnert sich ja hier noch immer mit großer Genugthuung jener Zeit, wo unser Oberhirt als einfacher Seelsorger unter uns gewirkt und namentlich die kirchlichen Neubauten [gemeint ist die heutige Basilika], deren Vollendung wir mit jedem Jahre näher kommen, mitgeplant, geleitet und gefördert hat. So wurde denn frühzeitig auf Anregung seitens des Kirchenvorstandes unter Mitwirkung der Sammler des St.-Josephs-Bauvereins ein Festcomité eingesetzt und diesem die Anordnung eines Fackelzuges und einer gemüthlichen Vereinigung zu Ehren unseres Oberhirten übertragen.

Die dem Bischof geltende Ovation vollzog sich am Sonntag Abend und ging so glänzend und einmüthig von Statten, wie man es hier nur wünschen konnte. Kurz nach 6 Uhr bei einem dreifachen kräftigen Böllersignal, während sich die Pfarrkirche [St. Antonius] in prachtvoller bengalischer Beleuchtung präsentierte, setzte sich der Fackelzug vom Marktplatze aus in Bewegung. Zwei riesige aus je 40 leuchtenden Ballons pyramidenförmig zusammengesetzte Kandelaber bildeten die Spitze, der sich in doppelten Reihen die verschiedenen kirchlichen und geselligen Vereine, Gemeindebehörden und sonstige Festgenossen anschlossen. Das bunte Gemisch der durch Größe, Form und Farbenspiel verschiedenen Fackeln nahm sich so prächtig aus, daß in dieser Beziehung unsere Ovation nach Aussagen der Herren, die als unsere Deputirten an der Bischofsfeier in Münster Theil genommen hatten, mit dem dortigen Fackelzuge vollauf hätte concuriren können. 

An der Spitze der einzelnen Vereine erschienen statt der Fahnen Transparente mit den Bildern der betreffenden Schutzheiligen oder zweckentsprechenden Inschriften. Der Marianischen Jünglings-Sodalität wurde das Bild des gefeierten Bischofs Johann Bernard vorangetragen. In der Mitte des Zuges einherschreitend und abwechselnd mit den Tambouren der Gilden sorgte der Musikverein durch kräftige Marschmelodien für gleichen Schritt und Tritt; seine leuchtende Standarte trug die Inschrift: ‘Vom E-Baß bis zum Piccolo (kleine Flöte) tönt alles jetzt unisono (einstimmig): Der Bischof lebe hoch!
 
Besonders nobel präsentirte sich auch am Schlusse des Zuges die Bürger-Schützen-Gesellschaft mit ihren eleganten Sternfackeln. Nachdem man im Umzuge durch die festlich beflaggten und vielfach bengalisch erleuchteten Straßen zum zweiten Male den Kapellenplatz erreicht hatte, wurde Halt gemacht. Dort an der Pforte des illuminirten Klosters [Priesterhaus], wo ganz Kevelaer, Jung und Alt, freudig zusammengeströmt war, hielt Herr Pfarrer van Ackeren eine kräftige, begeisternde Ansprache. Er schilderte uns in ergreifenden Zügen die Lage eines Bischofs, der, wie der unsrige, allein schon darunter litt, wie bitter es ist, sich von seiner Diözese getrennt zu sehen, die er mit ähnlicher Liebe und Hirtensorge umfaßte, wie der göttliche Heiland seine Kirche. [...]

Zwar seien die Segen spendenden Hände des Bischofs noch halb gebunden und namentlich die Hindernisse noch nicht hinweggeräumt, welche der freien kirchlichen Ausbildung der Priester und der freien Ausübung der kirchlichen Zucht entgegenstehen; allein im Vertrauen auf unser fortgesetztes Gebet zur Himmelskönigin dürften wir doch hoffen, daß unser Bischof noch vor dem Abend seines irdischen Lebens den vollen kirchlichen Frieden sehen werde; in diesem Sinne möge man denn jetzt den Herrn Bischof Johann Bernard dreimal kräftig hochleben lassen.

Kaum war nun das erste aus viel tausend Herzen und Munden freudig erbrausende Hoch verhallt, als sich von der mit bunten Lampions eingefaßten obern Thurmgallerie der Marienkirche [Basilika] ein überraschend prächtiger Feuerregen ergoß. Aus mächtigen Feuergarben schossen mit Blitzesschnelle lange Strahlen hervor. Gleichzeitig sah man die obere Thurmpartie mit dem Helm zuerst in grünem, dann in rothem bengalischen Feuer erglänzen, welches die kleinsten Gliederungen des herrlichen Baues klarer erkennen ließ, als der hellste Tag. Auch die Gnadenkapelle und das Kloster [Priesterhaus] präsentirten sich in derselben Beleuchtung. Nachdem man sich fast zehn Minuten lang an diesem malerischen Schauspiel geweidet, und das Danklied ‘Großer Gott, wir loben Dich’ verklungen war, löste sich der Fackelzug auf und verfügten sich die verschiedenen Gilden, Krieger- und Schützen-Vereine zu geselliger Gemüthlichkeit in die betreffenden Vereinslokale. Mehr als die Hälfte der Festgenossen hatte aber bereits gegen acht Uhr den A. Brüx'schen Saal, das Lokal des Musikvereins, dicht besetzt, um an der im Programm festgesetzten Reunion Theil zu nehmen. Wie ging es nun dort zu?
In dem sonst als Bühne benutzten Raume nahmen das Comité, die Geistlichkeit, der Kirchenvorstand und verschiedene Herren von der aus Münster zurückgekehrten Deputation Platz. Alsbald trat Herr Kaufmann G. Voß als Vorsitzender des Comités das Präsidium an Herrn Pfarrer > van Ackeren ab, welcher die Versammlung eröffnete, indem er ihren Character als einen kirchlichen kennzeichnete und dann den eben erwähnten Deputirten seinen Dank für unsere Vertretung in Münster aussprach. Nun begann die gemüthliche Plauderei, welche sich aber in lautloses Lauschen verwandelte, so oft sich Jemand auf der Bühne zu einer durchgehends mehr ernsten Ansprache erhob. Was da von den Einzelnen geredet wurde, können wir hier wegen des beschränkten Raumes nur in wenigen Worten wiedergeben.“

Am 13. April 1889 erschien ein Extra-Blatt des Kävels Bläche:

„Kevelaer, den 13. April.
Heute Nacht verschied zu Münster der hochwürdigste Herr Bischof von Münster Dr. theol. Johann Bernard Brinkmann. Hochderselbe war geboren den 4. Februar 1813 zu Everswinkel, zum Priester geweiht den 25. Mai 1839, als Bischof intronisiert den 4. October 1870. Hier in Kevelaer hat er einige Jahre als Präses der Wallfahrt vorgestanden. Er ruhe in Frieden.“

Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 2

© Martin Willing 2012, 2013