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Lehrer an der Schule in Wetten | * 1882 | † 1950
Der Name „Hermann-Alders-Schule“ ist auch im Wirkungskreis des „Patrons“
kein Begriff geworden. Wettener sprechen durchweg nur von ihrer
„Grundschule Wetten“, und außerhalb des Dorfes ist der Schulname so gut
wie unbekannt - anders als zum Beispiel die Namen
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„Overberg-Grundschule“
in Winnekendonk und
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„Edith-Stein-Hauptschule“ in Kevelaer.
An Hermann Alders und seiner Reputation im Ort liegt es sicherlich
nicht. Der Lehrer, 1882 in Wissel geboren, war nach fast 40 Jahren
Erzieherarbeit in Wetten eine Institution im Dorf, ein geachteter und im
Gesellschaftsleben aufgehender Pädagoge. Schon in früher Jugend war es
sein Wunsch gewesen, Lehrer zu werden. Nach seiner Ausbildung in
Cornelimüster unterrichtete er je vier Jahre in Millich und Duisburg,
bevor er 1910 zur Wettener Volksschule wechselte. Hier blieb er bis zu
seiner Pensionierung. Von 1926 bis 1938 übte Alders auch das Amt des
Standesbeamten der Gemeinde Wetten aus. Oktober 1948, da war er 66, nahm
er Abschied von seiner alten, renovierungsbedürftigen Schule, die 1856
errichtet worden war.
Als die Gemeindevertretung Wetten im Februar 1946 erstmals wieder
zusammentrat und Oberkreisdirektor Egon Hoemberg den neuen Bürgermeister
Matthias Selders in sein Amt einführte, wurden auch die demokratisch
gewählten Ratsmitglieder verpflichtet - darunter Hermann Alders, der
Schulleiter.
„Durch sein großes Wissen und seine hervorragende pädagogische Begabung
verstand er es, die Kinder im Unterricht zu fesseln und ihnen das nötige
Rüstzeug für das Leben mitzugeben“, heißt es in seinem Totenzettel.
„Dabei stand er mitten im Volk und nahm sich im Kriege besonders der
Familien an, deren Väter im Feld standen. Mit Rat und Tat stand er ihnen
zur Seite und war immer hilfsbereit für Notleidende und Verlassene“.
Im Nachruf der Gemeinde Wetten und des Amtes Kevelaer wird daran
erinnert, dass Alders „bei seinen Schülern und bei der ganzen
Bevölkerung sehr beliebt“ gewesen sei. „Wenn es galt, eine ehrenamtliche
Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit zu übernehmen, stellte er seine
Arbeitskraft und seine reiche Erfahrung stets gerne zur Verfügung“,
schreiben Bürgermeister Johann Verheyen (Wetten), Amtsbürgermeister
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Peter Plümpe und Amtsdirektor
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Fritz Holtmann (Kevelaer).
Hermann Alders kümmerte sich nach dem Krieg um die Integration von
Ostflüchtlingen. „Seine letzte Arbeit vor seinem Tod galt einem
Flüchtling“, wird auf dem Totenzettel festgehalten. „Seine große
Erfahrung und sein kluger Rat waren in der ganzen Gemeinde geschätzt und
begehrt.“
Er wird als ein Mensch mit „tiefer Frömmigkeit“ geschildert. „Die
tägliche Mitfeier des hl. Opfers und die tägliche hl. Kommunion waren
die tiefsten Quellen seiner nimmermüden Sorge, seines rastlosen Eifers,
seiner selbstlosen Güte und steten Hilfsbereitschaft.“
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Sophie Willems aus Winnekendonk, eine ehemalige Schülerin von Alders,
erinnerte sich lebhaft an ihren ehemaligen Lehrer. „Ich möchte
Hauptlehrer Alders mal einem Meister in einer Baumschule
gegenüberstellen. So ein Meister arbeitet täglich mit lebenden Pflanzen.
Er setzt die Stecklinge, und die brauchen Pflege und gute Behandlung.
Der Meister darf nicht vergessen, während der Wachstumsperiode immer
wieder Wildlinge und andere Auswüchse vom Stamm zu trennen. So nur kann
daraus ein glatter, gerader Baum werden, der die Stürme des Lebens
aushält“.
Ihr Lehrmeister, sagte Sophie Willems, sei sehr streng gewesen, und
Gehorsam habe er abverlangt. Eine der Grundregeln, die sie und ihre
Mitschüler bei Hermann Alders gelernt hätten, sei gewesen, niemals einem
anderen Schaden zuzufügen! „Er war auch ein begeisterter Imker“,
erinnert sich Sophie Willems. „Und er hatte viele Bienen. So hat er doch
noch vielen Menschen das Leben versüßt“.
Hermann Alders überlebte sein Ausscheiden aus dem Schuldienst keine zwei
Jahre. Er starb 1950 im Alter von 67 Jahren.
Als 1992 die alte Wettener Schule durch Bürgerarbeit einen frischen
Anstrich bekommen hatte - 600 Stunden waren investiert worden -,
enthüllte der Präsident der Geselligen Vereine, Franz-Josef Vos, in
einer kleinen Feier einen Gedenkstein neben der Eingangstür mit dem
Schriftzug „Hermann-Alders-Schule“.