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    SACHBEGRIFFE |
Aenstoots, Stanislaus

Priester und Chordirektor in Kevelaer | * 1843 | Priesterweihe 1886 | † 1903

Foto zeigt Stanislaus AenstootsAls junger Priester (geweiht 1868) wurde Stanislaus Aenstoots durch Bischof > Brinkmann zum Chordirektor der Wallfahrtskirchen zu Kevelaer ernannt (1871), nachdem er zuvor Konrektor an der Rektoratsschule in Kleve tätig gewesen war. 
Schon bald nach seinem Amtsantritt als Chordirektor (1871) schätzten ihn seine Musiker als Fachmann, Freund und Berater. Unter seiner Leitung entstand 1872 die geschlossene Formation der „musica sacra“, die bis heute an der Baslika in mehreren Gruppen besteht und die hohe Wertschätzung der Basilikamusik begründet. Während des Kulturkampfs wurde Aenstoots zusammen mit Pastor > Joseph van Ackeren und allen Kaplänen aus dem beschlagnahmten Priesterhaus auf Veranlassung des Bürgermeisters > Brügelmann mit Polizeigewalt vertrieben (1876).

Unter Aenstoots führte der Musikverein „Die beiden Bildchen“, ein „Religiös-geschichtliches Schauspiel in 5 Akten mit Gesang“ auf (1885), das die Historie des Kevelaerer Gnadenbilds nacherzählt. Auch das Oratorium „Tobias“, eine musikalische Hinterlassenschaft der Oratorianer zu Kevelaer, führte Aenstoots mit Hilfe von einheimischen und auswärtigen Musikern und Sängern vor einer von Friedrich Stummel gemalten Kulisse auf (1886).

1893 feierte Aenstoots unter großer Beteiligung der Bürgerschaft sein 25-jähriges Priesterjubiläum.

Nach seiner Ernennung zum Pfarrer von Brüggen im Dekanat Kempen (1894) musste Kevelaer schweren Herzens Abschied nehmen. Bürgermeister Leeuw hob nach dem letzten von Aenstoots dirigierten Konzert des Musikvereins (1894) hervor, dass sich der Chordirektor „um die Hebung der Wallfahrt durch seine musikalischen Darbietungen bei der Feier des Gottesdienstes“ (KB) verdient gemacht habe. Aenstoots entgegnete, er werde Kevelaer nie vergessen. Er wurde vom Musikverein, den er fast 25 Jahre geleitet hatte, zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Vor seinem Weggang ließ Aenstoots das > Kroatenkreuz als bleibendes Andenken an seine Kevelaerer Wirksamkeit renovieren und die Umgebung des Kreuzes verschönern.

Aenstoots starb 1903 in Brüggen nach einem längeren Leiden. Ein kostbar gebundenes, durch Goldschmiedekunst der Werkstatt Bausch reich verziertes Messbuch, das der Musikverein Aenstoots zum Abschied geschenkt hatte, kehrte 1904 nach Kevelaer zurück, so wie es Aenstoots testamentarisch verfügt hatte.

 

© Martin Willing 2012, 2013