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Kapitel 4

Bischof Franz-Peter
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: 2013 eine Welle von Kritik in den Medien.

Fünf Jahre nach seiner Inthronisation
als Diözesanbischof im Limburger Dom berichteten Medien zunehmend kritisch über Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst. Als Leitmedien gaben meistens die beiden Wochenblätter Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Der Spiegel Tempo und Schärfe vor. Dem Geistlichen wurden immer wieder Prunk und Luxus vorgehalten, wobei sich die Vorwürfe besonders auf den erheblich teurer als geplant geratenen Neubau des Bischofssitzes bezogen, aber auch auf eine Flugreise nach Indien, bei der der Bischof in der Luxusklasse zu den Armen geflogen sei.Bischof Tebartz-van Elst
Seine Bischofsweihe 2004: Franz-Peter Tebartz-van Elst. Rechts im Bild: Bischof Dr. Reinhard Lettmann († 2013) von Münster. Foto: Delia Evers

Missverständliche oder fehlerhafte Auskünfte zu diesem Flug gegenüber dem Spiegel lösten obendrein wegen des Verdachts einer eidlichen Falschaussage staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Tebartz-van Elst aus.


Nach der Bischofsweihe 2011 von Dr. Stefan Zekorn in Münster (v.l.): Franz-Peter Tebartz-van Elst, Felix Genn, Stefan Zekorn und Franz-Josef Overbeck. Foto: Delia Evers

Während die Kritikwelle
in den Medien weitere Kreise zog, reiste Tebartz-van Elst am 28. August 2013 nach Rom und besprach sich mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet.

Datenkasten OuelletAm 30. August bat der Limburger Bischof den Heiligen Stuhl um eine "Apostolische Visitation", um der "gegenwärtigen, durch inneren wie äußeren Unfrieden gekennzeichneten Situation im Bistum Limburg zu begegnen" (Ouellet). Aber dazu bestehe kein Anlass, wie Kardinal Quellet dem Limburger Bischof am 3. September mitteilte. "Nachdem ich die Lage in Ihrer Diözese und Ihr Anliegen inzwischen dem Heiligen Vater vortragen konnte, darf ich Ihnen folgendes mitteilen: Der Heilige Stuhl hegt volles Vertrauen in Ihre Amtsführung und sieht darum auch keinen Anlass für eine Apostolische Visitation im Bistum Limburg."

Dann aber spitzte sich die Lage im Bistum Limburg erneut zu:

Am 6. September nahm Bischof Tebartz-van Elst einen von fast 4.500 Katholiken seines Bistums unterschriebenen offenen Brief entgegen. Eine Delegation der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken überbrachte den "Frankfurter Appell", in dem es heißt, nur durch Veränderungen könne die katholische Kirche wieder glaubhaft und glaubwürdig vertreten werden. "Umfassende, ehrliche und schonungslose Information" über alle Punkte der Kritik an der Bistumsleitung müsse auf den Tisch.

Ausdrücklich erklärten die Brief-Überbringer, nicht Trennung sei gewollt, sondern Gemeinsamkeit in der Gestaltung der Zukunft des Bistums.

Bischof Franz-Peter bekräftigte bei der Entgegennahme des Briefs, es sei Aufgabe eines Bischofs, Einheit zu stiften. Dafür sei auch Kommunikation wichtig; hierbei seien Fehler gemacht worden.

Als am 7. September 2013 bekannt wurde, dass der Vatikan nun doch "eingreife" und Giovanni Kardinal Lajolo, den früheren Apostolischen Nuntius in Deutschland, nach Limburg schicke, verbreiteten einige Medien die Falschnachricht, der 78-jährige emeritierte Kurienkardinal komme als "Apostolischer Visitator".

.Kardinal Lajolo
Giovanni Kardinal Lajolo bringt für seine im September 2013 übernommene Aufgabe viel Erfahrung mit. Es gilt bei einem "brüderlichen Besuch" in Limburg, den inneren und äußeren Frieden zwischen Bischof Tebartz-van Elst und seinen Kritikern wiederherzustellen. Lajolo, der die deutsche Sprache perfekt spricht, kennt sich als früherer Nuntius in Bonn mit den deutschen Diözesen bestens aus. Er ist sogar mit der Heimat von Bischof Franz-Peter, mit dem Wallfahrtsort Kevelaer, vertraut: Der Kardinal weilte 1996 in Kevelaer und eröffnete hier eine Ausstellung im Museum zum 50. Todestag von Clemens August Kardinal von Galen (linkes Bild). 2012 war Kardinal Lajolo wiederum in Kevelaer, und zwar im Gedenken an den Besuch des Papstes 25 Jahre zuvor. Lajolo eröffnete am 1. Mai die Wallfahrtszeit (mittleres Bild).

Die Bistumsleitung dementierte prompt: Es handele sich gerade nicht um eine „Apostolische Visitation“ mit besonderen Befugnissen wie bei einer tiefgreifenden Untersuchung, sondern um einen "brüderlichen Besuch". Das hatte Marc Kardinal Ouellet als Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation bereits in einem Schreiben vom 3. September 2013 an Bischof Tebartz-van Elst bestätigt:

"Der Heilige Stuhl hegt volles Vertrauen in Ihre Amtsführung und sieht darum auch keinen Anlass für eine Apostolische Visitation im Bistum Limburg. Gleichwohl sind die von Ihnen genannten Punkte ernst zu nehmen und die Reaktionen in den Medien nicht zu übersehen. Sie belasten die Einheit zwischen Bischof und Volk, trüben die Sendung der Kirche und drohen nicht zuletzt, die Integrität Ihres Amtes wie Ihrer Person öffentlich zu beschädigen.

Aus diesem Grunde entsendet der Heilige Vater, der den 'Vorsitz in der Liebe' führt (Ignatius v. Antiochien), kraft seines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), S. Em. Giovanni Kardinal Lajolo zu einem brüderlichen Besuch in das Bistum Limburg.

Aus seiner Zeit als Apostolischer Nuntius mit der Situation der Kirche in den deutschen Diözesen sehr vertraut, wird der Kardinal den brüderlichen Austausch mit Ihnen, Exzellenz, sowie mit dem Domkapitel, aber auch mit anderen relevanten Personen führen, um wachen Auges auf die Gegebenheiten Ihrer Ortskirche zu schauen, die Geister zu unterscheiden helfen, gegebenenfalls brüderlich zu ermahnen, vor allem aber um Ihren bischöflichen Dienst zu stützen und zum Frieden und zur Einheit zu ermutigen."

Kardinal Lajolo
traf am Montag, 9. September 2013, in Limburg ein. Experten gaben öffentlich Einschätzungen ab, welche Bedeutung dieser Besuch des Kardinals Giovanni Lajolo im Auftrag von Papst Franziskus habe. Stefan Kempis von Radio Vatikan sagte laut domradio.de: "Der bedeutet zunächst einmal, dass er genau das ist und nichts anderes, nämlich ein brüderlicher Besuch und keine offizielle apostolische Visitation, wie so eine Expedition sonst heißen würde. Kardinal Lajolo ist ein guter Kenner Deutschlands, er war oft auf Posten dort in seiner Zeit als Vatikandiplomat. Zuletzt als Nuntius in den 90er Jahren. Er hat viele Kontakte seitdem behalten, spricht fließend deutsch und ist ein sehr versöhnlicher Typ, ein freundlicher Mann, der sicher viel Luft rauslassen kann aus diesem ganzen Ballon aus Ärger, der sich mittlerweile in Limburg aufgeblasen hat."

Für Karl Kardinal Lehmann allerdings, den Bischof von Mainz und früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, war der Besuch mehr, nämlich ein "Alarmzeichen aus dem Vatikan", wie ebenfalls katholisch.de meldete. Der Vatikan gehe nach Lehmanns Einschätzung davon aus, dass sich der Streit um den Limburger Bischof nicht mehr intern beenden lasse.
 Tebartz-van Elst, Lehmann
Kardinal Lehmann (r.) bezeichnete am Tag nach der Ankunft von Kardinal Lajolo den "brüderlichen Besuch" in Limburg als ein "Alarmzeichen". 

Lehmann: "Das ist schon auch ein Alarmzeichen". Und: "Jetzt geht es darum, ob von innen her versöhnungsbereite Kräfte da sind. Die müssen im Domkapitel, bei den Priestern und in den Gemeinden des Bistums da sein, der Bischof muss etwas dazu tun." - Am Ende werde es um die Frage gehen: "Gibt es eine Chance für einen echten Neuanfang mit den Leuten, die da sind? Wie das ausgeht, kann ich nicht sagen", sagte Lehmann. "Der Vatikan reagiert schnell, hochrangig und offiziell", so die Einschätzung des Kardinals.

Kardinal MeisnerAm Mediensonntag (9. September) antwortete in Köln Erzbischof Joachim Kardinal Meisner auf Fragen der Presse zum "Fall Limburg".

Kölns Erzbischof Meisner:
"Sehr schmerzliche Sache".

Meisner äußerte sein Bedauern über den Konflikt um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. "Das ist eine ortsgegebene, sehr schmerzliche Sache, nicht nur für Limburg. Wir sind eine Kirche", sagte der Kölner Erzbischof. Wenn man in der Kirche mal nicht weiter wisse, dann müsse der Vatikan aushelfen, führte Meisner aus und verwies damit auf den "brüderlichen Besuch" des Vatikan-Gesandten Lajolo in Limburg.

Kapitel 4

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