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INHALTSVERZEICHNIS |
Kapitel 5 |
Ausschnitt
aus den Kommentaren
zum Fall "Limburg".
Der Blattus-Martini-Chefredakteur, Autor dieses TvE-Beitrags, postete in die Gruppe
(26.8.2013):
►
Es steht uns Kevelaerern vielleicht gut an, mit dem von allen Seiten
bedrängten Bischof, der aus Twisteden stammt, Solidarität zu zeigen und
ihn, was immer sich entwickeln mag, in unser Gebet einzusschließen.
Niemandem wünsche ich, in ein solches Kesseltreiben und Granatfeuer aus
allen medialen Rohren zu geraten.Und am 29.8.2013 schob Willing nach:Als
Franziskus, unser Papst, der mit seiner Güte die halbe Welt verzaubert,
Ende Juli über eine diskriminierte Randgruppe sagte, "Wer bin ich, dass
ich über sie urteile?", hätten wir alle - ich schließe mich mit ein -
besser zuhören sollen: Wer sind wir, dass wir so über Bischof
Franz-Peter urteilen? - Ich möchte ihm, sollte ich ihm demnächst auf dem
Kapellenplatz begegnen, ins Gesicht schauen können.
In der öffentlichen Aufbereitung des
"Falls Limburg" blieben nicht nur die Kardinäle Lehmann und Meisner
hinter dem zurück, was der in Bedrängnis geratene Bischof Franz-Peter
Tebartz-van Elst von seinen Amtsbrüdern an brüderlicher Zuwendung
vielleicht erwartet hatte.
Eher
"gnadenlos sachlich" als "gnädig brüderlich" äußerte sich am 11.
September auf katholisch.de der Münchner Kardinal Reinhard Marx
(Foto) zum "Fall Limburg". Sein Wort hat besonderes Gewicht, ist Marx doch der
einzige Europäer, der von Papst Franziskus in eine achtköpfige
Kommission aus Kardinälen zur Kurienreform berufen worden ist.
Marx
widersprach in einem Interview (Die Zeit, 12.9.2013) Einschätzungen, nur die Medien hätten Bischof Tebartz-van
Elst in Bedrängnis gebracht. Zwar habe es immer wieder Medienberichte
gegeben, "in denen ein gewisses Interesse aufschien, der Kirche zu
schaden. Aber Medienkampagnen laufen ins Leere, wenn da nichts
ist", sagte Marx. "Deshalb sind Aufklärung und Offenheit so wichtig."
Ob Tebartz-van Elst Bischof bleiben könne, wenn die Justiz auf
Falschaussage erkenne? wurde Marx weiterhin von der Zeit gefragt: "Das
müsste zunächst einmal passieren. Im Übrigen gelten auch für Bischhöfe
wie für alle Gläubigen die Gebote von Transparenz und Wahrhaftigkeit."
Zunächst hatte es so ausgesehen, als äußerten sich Amtsbrüder von Tebartz-van
Elst eher kritisch und distanziert gegenüber dem bedrängten
Diözesanbischof in Limburg, statt ihm helfend zur Seite zu springen.
Kardinal Meisner (hier 2008 nach
der Inthronisation von Bischof Tebartz-van Elst im Limburger Dom) stärkte jetzt
seinem Mitbruder den Rücken.
Foto: Pressestelle Bistum Limburg
Doch
am Freitag, 13. September, ging der Kölner
Metropolit Joachim Kardinal Meisner in die Offensive zu Gunsten von
Bischof Franz-Peter und schonte dabei andere Bischöfe nicht.
In einem Interview mit domradio.de erklärte Meisner:
►
"Was mich sehr, sehr betrübt, ist Folgendes: Wir Bischöfe werden ja bei
der Bischofskonferenz angeredet mit 'Liebe Mitbrüder', d.h. wir sind
untereinander Mitbrüder. Und ich bin entsetzt, dass hier nicht mehr
bischöfliche Brüderlichkeit auch in der Öffentlichkeit sichtbar wird.
Ich bin als Kölner Erzbischof der Metropolit auch von Limburg. Und ich
lese alles an Predigten, Aufsätzen und pastoralen Modellen, die ich vom
Bischof von Limburg in die Hände bekomme. Ich kann immer nur sagen:
Höchstes Lob! Da ist eine theologische Tiefe und eine katholische
Ausrichtung unseres Glaubens, das ist vorbildlich. Man muss dem Bischof
helfen, wo man nur kann. Ich höre das auch von vielen jungen Priestern,
die völlig hinter dem Bischof stehen. Darum ist es mit unbegreiflich,
dass sich da so eine Wolke über ihn gelegt hat. Und wie die Medien sich
geradezu gegen ihn verschworen haben! Da wird berichtet, dass eine Liste
mit 4.500 Unterschriften von Frankfurter Katholiken, die die Abberufung
des Bischofs fordern, vorgelegt worden ist. Einen Tag zuvor ist eine
Liste mit 5.000 Unterschriften für den Bischof vorgelegt worden, aber
davon redet keiner! Hier wird ein Kampf gekämpft, ich weiß gar nicht,
wogegen. Aber man trifft den Bischof zu Unrecht. Ich habe manchmal den
Eindruck, es geht einzig und alleine um seine theologische Haltung und
seinen Stil der Verkündigung. Ich muss es noch einmal sagen: All die
Dinge mit Flügen und dem Bau eines Hauses, das sind alles für mich nur
Vorwände. Dahinter steht etwas anderes."
Mit Kardinal Marx, der Tebartz eine gewisse Mitschuld an der laufenden
Medienkampagne zugeordnet hatte, ging Meisner in dem Interview nicht
zimperlich um: "Da muss ich sagen: Da hat er keine Ahnung! Ich bin jetzt
fast 25 Jahre hier, und ich habe auch Jahre durchgemacht, wo es mir
ähnlich ging wie jetzt Tebartz-van Elst. Und wo wirklich nichts war! Ich
kam nach Köln, wo mich noch gar keiner kannte, und über mir schwebte
eine dunkle Wolke des Misstrauens und der Verleumdung mit Dingen, von
denen ich gar nichts gewusst habe. Da sollten wir Bischöfe doch ein
bisschen vorsichtiger sein, wenn wir solche Urteile fällen, die sehr
glatt und einsichtig klingen, die aber doch der Realität entbehren."
Meisner berichtete ferner, dass er inzwischen ein Gespräch mit Kardinal
Lajolo gehabt habe. "Aber ich wusste schon vorher, dass der Bischof
Tebartz-van Elst hoch geschätzt wird vom Papst und ganz besonders auch
vom Präfekten der Bischofskongregation. Der hat ja auch diesen Brief an
ihn geschrieben." Und: "Der Präfekt hat mir gesagt, sie stünden ganz
hinter dem Bischof. Hier sind nur äußere Dinge zu regeln, aber keine
Verfehlungen, die seine moralische Integrität berühren. Darum ist der
Kardinal Lajolo als ein brüderlicher Berater und Begleiter geschickt
worden, um aus dieser Situation herauszuhelfen."
Er teile Kardinal Lehmanns Einschätzung, dass die Vorgänge ein
"Alarmzeichen" seien, nur insoweit, als die Situation für die Kirche und
ihr Ansehen gefährlich sei. Aber das sei nicht dem Bischof
zuzuschreiben, "sondern all denen, die wahrscheinlich mit seiner
Theologie und mit seinem pastoralen Stil nicht zufrieden sind. Wir
wollen das Beste hoffen, dass der Kardinal Lajolo helfen kann, damit
sich die Situation entspannt und ein gedeihliches Miteinander wieder
möglich ist."
Am Montag, 16. September, endlich mal andere Nachrichten aus Limburg! Für
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der am Sonntag alle Menschen um
"Verzeihung und Nachsicht" gebeten hatte, die er "enttäuscht und
verletzt" habe, wird es wohl einen Neuanfang geben. So sah es aus. Tebartz will auf
seine Kritiker zugehen und mit ihnen offen zusammenarbeiten. Ausserdem
prüft eine Sonderkommission der Deutschen Bischofskonferenz die
umstrittenen Baukosten und bringt Klarheit darüber, wer was zu verantworten hat. -
"Versöhnung
braucht beide Seiten. Friede kann nur werden, wenn alle ihren eigenen
Willen zurückstellen und Gottes Willen erfüllen." Dieses Leitwort von
Kardinal Lajolo (Bild), dem von Papst Franziskus nach Limburg
geschickten Gesandten, stellte offenkundig die Weichen zum ersten
versöhnlichen Ergebnis in Limburg.
*
Noch nicht abzusehen war, was das das staatsanwaltschaftliche
Ermittlungsverfahren (Hamburg) gegen Tebartz ergeben würde. Es geht bei
den Ermittlungen darum, ob Tebartz-van Elst im Streit über einen First-Class-Flug nach
Indien eine falsche eidesstattliche Erklärung abgeben hat oder nicht. Im
Falle einer Anklage wäre der Bischof im Amt nicht mehr zu halten,
behauptete sein Hauptkritiker, der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu
Eltz.
Am 19. September 2013 wurde dann das
"Machtwort aus Rom" bekannt. Der Präfekt der Glaubenskongregation,
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, sicherte Bischof Franz-Peter Rückhalt
zu. Die "Kampagne" gegen den Limburger Bischof sei "ein sich selbst
tragendes Lügengebäude", sagte Müller in einem Interview mit der in
Würzburg erscheinenden Die Tagespost. Sie habe das Ziel, Bischöfe, die
nicht ins eigene Kirchenbild passten, einzuschüchtern oder zu
eliminieren. Da gegen von Tebartz-van Elsts Lehre und Leben nichts
vorliege, vertraue Rom ihm "voll und ganz".
Müller fügte hinzu: "Der
Bischof von Limburg bleibt."
Am Tag darauf waren Ermahnungen aus Rom zu hören, diesmal direkt von
Papst Franziskus und zweifellos vor dem Hintergrund der
Tebartz-Diskussion in Deutschland: Er rief katholische Bischöfe zu Demut
und einem bescheidenen Leben auf. Sie müssten sich jeden Tag fragen, ob
ihr Lebensstil mit dem übereinstimme, was sie predigten, sagte der Papst
im Vatikan vor neuen Bischöfen (lt. kirchensite.de). "Es ist
vor allem das konkrete Zeugnis, mit dem wir Lehrmeister und Erzieher
unseres Volkes sind."
Die Glaubensverkündigung der Bischöfe sei nur
überzeugend, wenn sie ihr Leben der Lehre anglichen. Zugleich forderte
der Papst laut kirchensite.de die Bischöfe auf, einen
"ehrlichen und konstruktiven Dialog" mit den Beratungsgremien in ihren
Diözesen zu führen. Ein Bischof müsse in der Mitte seiner Gläubigen
leben und ein offenes Ohr dafür haben, was "der Geist den Kirchen sagt".
Einen
Tag nach der Bundestagswahl (22.9.2013) kamen die 67 katholischen Orts-
und Weihbischöfe zur Herbstvollversammlung in Fulda unter Leitung des
Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert
Zollitsch (Foto), zusammen.
Zwangsläufig mussten sie sich auch mit der
mit der Lage im Bistum Limburg befassen und nach dem Besuch des
päpstlichen Sondergesandten, Kardinal Giovanni Lajolo, Bilanz ziehen.
Nach den stützenden Worten von Kardinal Meisner und der Erzbischöfe
Müller (Rom) und Thissen (Hamburg) schien eine gewisse Beruhigung
angezeigt. Bischof Werner Thissen sprach sogar seine Zuversicht aus,
dass Limburg selbst den Konflikt lösen könne.
Indes, die deutschlandweite Kritik an Tebartz-van Elst in den Medien
machte während der Vollversammlung keine Pause. Den einzigen Schutz fand
der Limburger Bischof nun in der "kollegialen Solidarität" seiner
Amtsbrüder. "Ich unterstütze ihn nach Kräften", sagte Zollitsch. Er sei
sicher, dass Bischof und Bistum einen "vorwärts weisenden Weg" fänden.
Kapitel 5
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© Martin Willing 2012, 2013