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Kapitel 6 |
Franz-Peter Tebartz-van Elst droht der Kontakt zur Realität abhandenzukommen. Rückzug aus der Welt ist freilich sein Markenzeichen.
Es könnte sein, dass Franz-Peter Tebartz-van Elst (53), noch Bischof von Limburg, diese Musik gern als Propaganda-Song in eigener Sache hört. Oder zur Selbstertüchtigung, wenn er in seinem BMW mit den abgedunkelten Scheiben durch sein Bistum fährt; anders als sein volksnaher Vorgänger Franz Kamphaus, dem ein Golf genügte.
Mein Eid, dein Eid – bei Tebartz-van Elst gilt jeder Schwur Gott allein, er ist Vater und einziger Richter, weswegen irdische Gerichtsbarkeit an dem gehärteten Hirten von Limburg abprallt wie eine Lichtschwert-Attacke an Luke Skywalker. Auf seinem Himmelstrip ist Tebartz-van Elst, der Bauernsohn vom Niederrhein, der sich für allerhöchste Missionen zuständig hält, nicht zu bremsen. Es sei denn, Gott persönlich interveniert.
In der Tat ist die oberste emotionale Regung des Bischofs, der alle Anfechtungen wie mit Kernseife abzuwaschen sucht, das Herzklopfen, wenn Gott sich einschaltet. Dann, beim Ruf des Höchsten, empfinde er, so hat er einmal berichtet, das "freudigste Zittern". Das hat er erstmals erlebt, als er als kindlicher Messdiener am Altar das Weihrauchfass schwenken durfte. Seitdem begleitet ihn dieser Duft wie ein Eau de Toilette, das man auch im Mannesalter nicht missen möchte.
Um diesen Duft und jenen Ruf zu hören, auszukosten und zu erleben, braucht es auf der Empfängerseite Stille, Abgeschiedenheit, doch auch Stil. Deshalb ist der neue Bischofssitz in Limburg so teuer geworden. Er ist die kostspieligste Klause der Welt (...) Noch nie war das Mobiliar, auf dem sich Selbstherrlichkeit kerzengerade mit Selbstgeißelung verbündet, so raffiniert, karg und edel wie in Limburg. Wer aber sitzt in diesem Beichtstuhl in Wahrheit auf der anderen Seite? Immer nur Gott.
Der einzige Weg, alles Höhere und Tiefere und überhaupt die Welt auszuhalten, ist für Tebartz-van Elst der Rückzug aus ihr. Der massenhafte Exodus seiner Schäfchen – das Bistum Limburg verzeichnet aktuell eine fast explosiv wachsende Zahl von Kirchenaustritten – kommt ihm entgegen.
Ein Analytiker müsste tief in eine Kindheit zu Kevelaer-Twisteden eindringen, um Erklärungen zu finden. Es könnte also sein, dass gerade der im Amte verirrte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine höhere Barmherzigkeit verdient, als die Welt sie ihm zu spenden bereit ist.
Ja, Franz-Peter Tebartz-van Elst lebt fürwahr in unserer Zeit, aber wie stets auf weltabgewandte Weise. Er guckt von oben herab. Google Earth. Nur Gott schaut schärfer. (Quelle: RP)
Zur angekündigten Rom-Reise von Tebartz-van Elst
und über ihren Zweck erklärte inzwischen das Bistum: "Der Bischof ist
betroffen über die Eskalation der aktuellen Diskussion. Er sieht und
bedauert, dass viele Gläubige im Bistum und darüber hinaus unter der
gegenwärtigen Situation leiden." Diese Reise nach Rom sei aber kein
Angebot zum Rücktritt des Bischofs, sondern eine "neutrale Aussage". Er
wolle im Vatikan lediglich die Situation darstellen (domradio.de,
13.10.2013).
Am Sonntag Mittag dann eine verblüffende Nachricht aus
Limburg, gemeldet von katholisch.de: "Bischof Franz-Peter
Tebartz-van Elst ist nun doch nach Rom geflogen. Der Bischof halte sich
zu Gesprächen im Vatikan auf, sagte Bistumssprecher Martin Wind am
Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Zum Inhalt der Gespräche
und der Dauer des Aufenthalts machte Wind keine Angaben." Die
desaströse Kommunikation des Limburger Bischofsamts mit der
Öffentlichkeit scheint sich also fortzusetzen.
Wie Spiegel Online ergänzte, ging am Sonntag Morgen um 6.35 Uhr
von Frankfurt-Hahn aus ein Flug nach Rom mit der Billig-Airline
Ryanair ab.
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© Martin Willing 2012, 2013