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Die
Gründung der Bewegung
Von Martin
Willing
Auf der Rückreise von Altötting kreisten meine Gedanken um die ins Leben zu rufende Bewegung Maria Kevelaer 2000. Nach meiner Ankunft in Kevelaer informierte ich noch am selben Abend meine Kollegin Delia Evers über den Plan. Statt sich zu sorgen, wie ein solches privates Engagement neben unseren beruflichen Aufgaben zu leisten sei, sagte sie spontan, dass dieses Ziel zu bedeutsam sei, als dass es an Alltagsproblemen scheitern dürfe.
Delia Evers engagierte sich von Anfang an und in den nächsten zweieinhalb Jahren in ihrer Freizeit mit einem solchen Einsatz für Maria Kevelaer 2000, dass sie schon bald zur buchstäblich tragenden Person der Bewegung wurde: Niemand hat so viel für Maria Kevelaer 2000 gearbeitet wie sie.
Logo
der Bewegung Maria Kevelaer 2000
Von Stund’ an entwickelten wir gemeinsam. Anfang 1998 - wir hatten außer
mit einem Vertrauten noch mit niemandem über Maria Kevelaer 2000
gesprochen - wurde das Logo der Bewegung entworfen. Delia Evers griff
die Kevelaerer Adaption des Luxemburg-Bildes auf - „Abbild vom Abbild“ -
und brachte eine „Stilisierung einer Stilisierung“ zu Papier, indem sie
das bekannte Logo des Verkehrsvereins, das auch von der
Wallfahrtsleitung eingesetzt wird, stark vereinfachte. Das
Verkehrsvereins-Logo geht auf eine Zeichnung des Künstlers Werner Labbé
zurück, der - streng geometrisch - die Umrisse der Schutzmantelmadonna
mit dem Jesuskind gezeichnet und die beiden Kronen besonders
hervorgehoben hat. 1974 ist die Labbé-Zeichnung erstmals auf einem
Plakat für eine Ausstellung der Galerie Kocken gezeigt worden. Aus ihr
ist dann das Logo für Verkehrsverein und Wallfahrtsleitung entstanden.
Für das Logo von Maria Kevelaer 2000 beschränkten wir uns auf die beiden „dominierenden“ Kronen in der Labbé-Zeichnung, malten sie „wie hingeschrieben“ auf Papier und überspielten den Entwurf in mehreren Schritten in unseren Computer, wo die endgültige Form entstand: Zwei angedeutete Kronen in Blau auf gelbem Sechseck (Gnadenkapelle) in feiner, grüner Umrandung. Es sind die neuen und alten Farben der Stadt Kevelaer.
Anfang Februar 1998 besuchte ich Pastor Richard Schulte Staade im Priesterhaus, erläuterte ihm die Konzeption und stellte das Logo vor. Wenig später fuhren Delia Evers und ich nach Xanten und besprachen mit Weihbischof Heinrich Janssen den großen Plan zur Bewegung.
In den nächsten Wochen führte ich weitere Vorgespräche mit dem Pastor von St. Antonius Kevelaer, Alois van Doornick, und mit Kevelaers Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers. Ihre Einschätzungen waren für uns wichtig. Und nicht nur das: Teil der Konzeption war, der Laienbewegung ein Kuratorium zu geben, das die Bewegung leiten, und ihm ein Sekretariat zur Seite zu stellen, das die praktischen Arbeiten erledigen sollte. In das Kuratorium sollte, so war es geplant, jede katholische Kirchengemeinde in der Stadt Kevelaer mit je einem Geistlichen vertreten sein. Darüber hinaus sollten Laien, denen das Anliegen von Maria Kevelaer 2000 besonders am Herzen liegt, in das Leitungsgremium berufen werden.
Das Fazit aus allen Vorgesprächen war so ermutigend, dass im Frühjahr 1998 die Bewegung aus dem Schutz des Planungsstadiums auf die Bühne des Kevelaerer Lebens treten konnte. Das geschah dadurch, dass das Sekretariat, gebildet von Delia Evers, Dr. Rainer Killich und mir, mit der Arbeit begann. Die Mitglieder des Sekretariats sollten, so hieß es in unserer Konzeption, dem Kuratorium zwar angegliedert, dort aber ohne Sitz und Stimme sein.
Killich richtete auf unseren Wunsch zwei Konten ein, für das er zusammen mit Schulte Staade zeichnungsberechtigt war. Zur Anschubfinanzierung der ersten Kosten überwiesen das Priesterhaus sowie Delia Evers und ich aus Privatmitteln je einen gleich hohen Betrag. Ulrich Ripkens von der Marktstraße erhielt den Auftrag, einige tausend Blatt mit dem Logo der Bewegung zu drucken und die ersten 5.000 Anstecknadeln mit dem Zeichen herstellen zu lassen.
Die Zeit wurde reif für die konstituierende
Sitzung des Kuratoriums. Vom
Verlauf dieser Sitzung hing es ab, ob die Bewegung tatsächlich in Gang
gesetzt würde, denn Delia Evers und ich hielten es für undenkbar, eine
Entscheidung von der Bedeutung einer Marienweihe oder - wie wir später
sagen würden - eines Marienpatronats ohne die Geistlichkeit oder
vielleicht sogar gegen sie vorbereiten zu wollen. Um dem zu gründenden
Kuratorium, das von nun an die Leitung inne haben soll, die
Entscheidungsfreiheit nicht zu beschneiden, lud ich zur konstituierenden
Sitzung außer Bürgermeister Dr. Börgers nur die Geistlichen unserer
Kirchengemeinden ein, also den „harten Kern“, den wir uns auf jeden Fall
für das Leitungsgremium wünschten. Das Kuratorium sollte, so wurde in
der Einladung vorgeschlagen, in eigener Entscheidung weitere Personen -
Laien - in das Gremium berufen.
Mit der allerersten Anstecknadel der Bewegung, dem Musterexemplar des ostasiatischen Herstellers, das fehlerfrei war und bald darauf in hohen Stückzahlen produziert wurde, ging ich am Dienstag, 18. August 1998, 20 Uhr, in die konstituierende Sitzung des Kuratoriums. Sie fand mit freundlicher Zustimmung der Äbtissin im Klarissenkloster am St.-Klara-Platz statt.
Zur Sitzung im Kloster hatte ich mit Schreiben vom 15. Juli 1998 eingeladen, und zwar Weihbischof Heinrich Janssen (Xanten), Pastor Alois van Doornick und Diakon Helmut Leurs ((St. Antonius Kevelaer und St. Quirinus Twisteden), Pastor Richard Schulte Staade (St. Marien Kevelaer), Pastor Dr. Emil Valasek (St. Antonius Kervenheim), Pastor Klaus Wittke und Diakon Berthold Steeger ((St. Urbanus Winnekendonk und St. Petrus Wetten) sowie Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers (Kevelaer).
„Die Bewegung Maria Kevelaer 2000 hat das Ziel, möglichst viele Kevelaerer und Kevelaer-Freunde für den Gedanken zu gewinnen, die Gottesmutter um ihr Patronat für die Stadt Kevelaer zu bitten“, hieß es in dem Einladungsbrief. Ein dort zu lesender Zusatz, nämlich „Die Weihe der Stadt an Maria soll am 1. Juni 2000 vollzogen werden“, wurde später modifiziert. Weil im Kuratorium der Begriff „Marienweihe“ erstaunlicherweise nicht konsensfähig war, verständigten wir uns gemeinsam auf den vielleicht besser verstehbaren Begriff „Schutzpatronat“. Außerdem wurde später der geplante Festtag auf den Vorabend des Einsetzungstages des Gnadenbildes, also auf den 31. Mai 2000, gelegt.
Zur Gründungssitzung entschuldigten sich zwei der Eingeladenen wegen Verhinderung - sie stießen in den nächsten Wochen aber dazu -, einer verzichtete aus Zeitgründen auf eine Mitarbeit im Kuratorium. Zwei Mitglieder einer Kirchengemeinde nahmen vertretungsweise an der Gründungsversammlung teil.
Zur Einführung ins Thema trug ich die Kurzfassung einer längeren Abhandlung über Marienweihen in aller Welt vor, die allen Teilnehmern gedruckt übergeben wurde. Weil die Sitzungsteilnehmer aus dem Einladungsschreiben und vor allem aus den Vorgesprächen die Kernpunkte der Bewegung Maria Kevelaer 2000 bereits kannten, konnten wir nach der Einführung gleich zur Aussprache kommen. „Die Teilnehmer begrüßten die Initiative fast einhellig“, registrierte Delia Evers später in ihrem Protokoll. „Sie einigten sich darauf, von einem Schutzpatronat zu sprechen und die Bewegung so voranzutragen, dass Glaubensinhalte greifbar und bewusst werden. Der Zeremonie im Heiligen Jahr, in der Maria das Schutzpatronat angetragen werden soll, könnte sich für Menschen, die dies persönlich wünschen, eine Weihe an Maria anschließen. Einbezogen werden, um den Gedanken der Ökumene zu fördern, die Vertreter der evangelischen und der evangelisch-freikirchlichen Gemeinden in Kevelaer.“
An dem Abend konstituierten die Teilnehmer das Kuratorium formlos. Das Protokoll vermerkte: „Erste Mitglieder sind Dr. Friedrich Börgers, Alois van Doornick, Heinrich Janssen, Richard Schulte Staade und Berthold Steeger. Den Vorsitz führt Friedrich Börgers - auch über seine Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Kevelaer hinaus. Bei der nächsten Sitzung soll das Gremium um nicht anwesende Geistliche und um Laien ergänzt werden.“
Nach genau neun Monaten Reifezeit - ein schöner Zufall - kam die Bewegung Maria Kevelaer 2000 also am 18. August 1998 auf die Welt.
© Martin Willing 2012, 2013