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INHALTSVERZEICHNIS |
Eine Wallfahrt, kein Biker-Event
Zur Jahrhundertwende hatte sich der Verein der Motorradfahrerwallfahrt längst als zuverlässiger Träger der Wallfahrt erwiesen. Es bestand keine Gefahr, dass das Großereignis in ein profanes Biker-Event abgleiten könnte. Zu Beginn des Jahres 2000 übernahm, weil Vorsitzender Hans Hülse aus persönlichen Gründen nicht mehr kandidierte, sein Vorgänger Gerd Nijstad erneut das erste Amt im Verein. Seine Stellvertreter wurden Michael Lindemans und Paul Roßmann, Schriftführerin blieb Karen Jörgens. Heinz-Peter Angenendt, der Organisator der ersten Stunde, ließ sich die Kassenführung anvertrauen. Geistlicher Beirat war nach wie vor Rektor > Richard Schulte Staade.
Nach der Motorradfahrerwallfahrt des Jahres 2000 befasste sich Delia Evers im Kevelaerer Blatt mit einem wichtigen Aspekt: „Unfall trotz Wallfahrt ... bekommt man da nicht Zweifel?“ Es ging um den Biker Wolfgang Trautwein, Programmierer von Beruf und am Bodensee zu Hause. Trautwein hatte die erste Pilgerfahrt von Motorradfahrern aus Kressbronn nach Kevelaer organisiert. Zusammen mit seinem Freund Sigi Kathan war er wohl zehn Mal bei der Trösterin der Betrübten gewesen - 1998 zum letzten Mal. Er hatte seine Maschine nach einem schweren Unfall verkauft.
Als Trautwein am 31. August 1998 mit dem Motorrad von der Arbeit nach Hause fuhr - er war bereits kurz vor seiner Wohnung -, wechselte ein Laster die Spur. Trautwein wurde vom Motorrad geschleudert und wachte erst im Krankenhaus auf. Schwere Kopfverletzungen zwangen den Familienvater zu einem längeren Aufenthalt in der Reha.
„Bekommt man da nicht Zweifel? So oft bei der Wallfahrt - und dann das?“ fragte Delia Evers. Wolfgang Trautwein antwortete: „Weil ich so oft bei der Wallfahrt nach Kevelaer war, ist der Unfall so glimpflich abgelaufen“. Sein Freund Sigi Kathan werde auch in diesem Jahr wieder mit seiner Maschine dabei sein. Sie sei schon gepackt.
Brennende Kerzen an der
Kerzenkapelle während der Motorradfahrerwallfahrt.
Sigi Kathan ergänzte: „Wir machen uns mit einem halben Dutzend Freunden
auf den Weg nach Kevelaer: 680 Kilometer, und das schon seit 13 Jahren.
Die meisten nehmen die Wallfahrt sehr ernst. Nur um sich zu treffen,
fährt niemand 600 Kilometer.“
Es sei ein friedliches Treffen. Er habe auch schon andere erlebt,
Treffen, bei denen es aggressiv zugegangen und es zu Schlägereien
gekommen sei.
„Aber in Kevelaer ist alles anders. Vom 17-Jährigen bis
zum 70-Jährigen verstehen sich alle. Jeder spricht mit jedem“.
Die 16. Motorradfahrerwallfahrt im Wendejahr 2000 wurde zu einem großen Fest: Nachdem an der Begrüßungsfahrt am Samstag Mittag bei sehr schlechtem Wetter nur knapp 1000 Motorradfahrer beteiligt gewesen waren, kamen zur Lichterprozession am Abend Wallfahrer mit über dreitausend Maschinen. Sie zogen ein viele Kilometer langes Leuchtband über den Asphalt. Die Andacht am Abend und den Feldgottesdienst am Sonntag Morgen bereicherte die evangelisch-freikirchliche Gruppe „PS 150“. PS hatte für sie nichts mit pferdestarken Motoren zu tun, sondern mit dem biblischen Psalm 150.
Zwei Unfälle überschatteten den Tag: Am Samstag stürzten auf der Wember Straße, der Zufahrtsstraße zur Zeltstadt, fast an derselben Stelle zunächst eine Motorradfahrerin und später ein Motorradfahrer. Die Frau wurde schwer, der Mann leicht verletzt. Für sie und andere Motorradfahrer, die bei Unfällen zu Schaden bekommen sind, beteten die Wallfahrer an allen Tagen.
Höhepunkt der Wallfahrt am Sonntag war wieder eine Taufe: Pastor Richard Schulte Staade spendete im Beisein vieler Tausend Menschen auf dem Kapellenplatz dem kleinen Martin von Anne und Volker Moske das Sakrament. Die Eltern, im Kevelaerer Ortsteil Wetten wohnhaft, gehörten seit Jahren zu den Stammpilgern.
Auch der Feldgottesdienst in der Zeltstadt bleibt unvergessen. Die evangelische Pastorin Gabriele Delaminsky aus Westen bei Bremen, schon zum 15. Mal dabei, sprach darüber, was ein Gebet sei: „Gebet ist jeder Augenblick, der uns das Gefühl gibt, ein Teil der Schöpfung zu sein.“ Als wir sie später fragten, was eine evangelische Pastorin zu einer katholischen Wallfahrt bringe, antwortete sie: „Es ist ein christliches Teffen. Hier kommen Menschen zusammen, die dasselbe Hobby haben. Das verbindet. Wir kommen uns näher.“
Unter den Teilnehmern des Feldgottesdienstes war ein junger Mann, der offen bekannte, „mit Kirche nichts am Hut“ zu haben. Aber jetzt saß er in dem Gottesdienst. Er ließ sich von Pastor Michael Wolf ansprechen, der bekannte: „Manchmal verstehe ich die Schreiben nicht, die wir aus Rom erhalten. Es werden zu viele Worte gemacht.“ Es komme auf das Tun im Alltag an.
Das zeigten auch einige Gespannfahrer. Sie holten in Sonsbeck einige körperlich und geistig behinderte Kinder ab und nahmen sie im Konvoi mit.
Nie war das Wetter miserabler als zur Wallfahrt 2001. Kälte, Wind und Dauerregen - so richtig zum Abgewöhnen. Und trotzdem standen am Samstag Abend, als die Lichterprozession begann, zweitausend Maschinen. Ohrenbetäubend war der Gruß der Motorradpilger an die Gottesmutter, gegen den das festliche Läuten der Glocken keine Chance hatte: Seit Jahren war aus dem dreimaligen Begrüßungs-Hupen ein Dauerton geworden.
Über Brücken sprach Pfarrer Thomas Eisenmenger: „Eine Brücke zu überqueren, ist ein Kinderspiel, eine Brücke zu bauen, ist eine reife Leistung“. Brücken seien Zeichen der Hoffnung, Schritte könnten aufeinander zugetan werden.
Ein stilles Gebet vor der Gnadenkapelle.
Nicht Ausgrenzen, sondern Verbinden sei wichtig - so wie die Wallfahrt zu einer Verbindung geworden sei - zum Beten und Biken. „Jesus hat Versöhnung gepredigt und dem Hass eine Abfuhr erteilt. Er hat durch seine Auferstehung die Brücke vom Tod zum Leben geschlagen“.
Thomas Eisenmenger bat alle auf dem Kapellenplatz: „Gebt euch als Brückenbauer die Hand; gebt euch ein Zeichen des Friedens“. Minutenlang schüttelten sich vertraute und wildfremde Menschen die Hände, umarmten einander und lächelten sich zu. Die Bewegung war mit Händen greifbar.
Im Jahr darauf wurde der Zeltplatz erneut verlegt - zurück zum Gelände Scholten, wo die mobile Stadt am besten aufgehoben ist.
Auf dieser 18. Motorradfahrerwallfahrt im Juli 2002 gab es ein Wiedersehen mit Petra und Gerd Neukämper aus Wattenscheid, die fünf Jahre zuvor während der Wallfahrt vor der Gnadenkapelle getraut worden waren. Das Ehepaar brachte seinen Neugeborenen mit - zur Taufe während des Feldgottesdienstes. Am Sonntag Morgen nahm die Kirche den kleinen Daniel, 10 Monate, feierlich in die Glaubensgemeinschaft auf.
Zuvor hatten die Eltern an den Ausfahrten teilgenommen - inmitten vieler, glänzend herausgeputzter Schmuckstücke. Rund fünftausend röhrten durch Kevelaer und das Umland. 1600 Pilger campierten in der Zeltstadt bei Scholten. Und wieder bekam kaum ein Außenstehender mit, wieviel Organisationsarbeit die Mitglieder des Trägervereins zu leisten hatten. Die Crew um Gerd Nijstad arbeitete drei Tage lang bis in die Nächte hinein und mitunter bis zur Erschöpfung.
Pünktlich zur Lichterprozession am Samstag Abend knallte ein Gewitter los, das den Pilgern auf ihren rund sechstausend Krädern, die eine 35 Kilometer lange Schlange bildeten, das Gefühl vermittelte, durch eine endlos lange Waschstraße zu fahren.
Es war das Jahr, an dem ich zum ersten Mal nicht aktiv an der Motorradfahrerwallfahrt teilnahm. Ich hatte eine Grundsatzentscheidung getroffen. 40 Jahre lang war ich unfallfrei mit meinen Motorrädern gefahren. Nicht einmal an wirklich gefährliche Situationen auf der langen Strecke von vielen hunderttausend Kilometern konnte ich mich erinnern. Ich hatte aber jetzt das Gefühl, selbst etwas tun zu müssen, um unfallfrei zu bleiben, und beendete meine Zeit als Motorradfahrer.
Mein Händler in Kamp-Lintfort reagierte auf meinen Hinweis, dass ich mich von meinem Goldwing-Gespann trennen wollte, ziemlich ungewöhnlich: Er setzte sich unverzüglich ins Auto und blätterte mir in meiner Wohnung bar den Kaufpreis auf den Tisch. Ich kam kaum dazu, Abschiedsschmerz zu empfinden - so schnell war aus mir ein motorradloser Mensch geworden. Zum Trost kaufte ich mir ein „vierrädriges Gespann“ - so nannte ich mein Smart Cabrio, in dem ich - immerhin - ebenfalls an der frischen Luft sitzen konnte.
Zu den speziellen Andenken an die Motorradfahrerwallfahrt kam 2003 eine besondere Kerze dazu. Die Kevelaerer Künstlerin Mareile Baumgärtner-Polders hatte sie kreiert: Auf der Kerze wurde die Schutzmantelmadonna gezeigt, umrundet von Motorrädern auf Silberschnüren.
In diesem Jahr war unübersehbar, dass der neue Kaplan von St. Marien Kevelaer, Markus Trautmann, selbst begeisterter Motorradfahrer ist. Er setzte 2003 mit dem Plan „Memorial für tödlich verunglückte Motorradfahrer“ ein Zeichen. „Wir möchten eine zentrale Gedenkstätte für Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen schaffen, die im Straßenverkehr ihr Leben verloren haben“, erklärte Trautmann. „Wir wollen unsere Freunde, die mit uns dieselbe Leidenschaft geteilt haben, nicht vergessen, sondern ihnen ein öffentliches Denkmal setzen, wo ihr Name für immer festgehalten wird.“ Der Kaplan bat um Vorschläge und Entwürfe für ein solches Biker-Memorial. Doch es sollte noch zwei Jahre dauern, bis das Biker-Memorial eröffnet und gesegnet werden konnte.
Bei der 19. Wallfahrt wurden wegen der anhaltenden Hitze die Frauen und Männer in ihren Schutzkleidungen besonders herausgefordert. Dazu bot die 20. Wallfahrt 2004 ein nasses Kontrastprogramm: Die Lichterprozession, traditionell vom größten Besucheransturm gekennzeichnet, fiel buchstäblich ins Wasser. Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade musste sie im Angesicht der überfluteten Straßen und Plätze absagen, nachdem sich nur ein paar Dutzend Motorradfahrer - von rund 1500, die noch am Nachmittag in Kevelaer gezählt worden waren - bis zum Kapellenplatz durchgekämpft hatten. Konvoifahrten? Völlig ausgeschlossen, denn vereinzelt waren Bäume auf Wege der geplanten Strecke gekippt.
Im Jahr darauf wechselte die Führung des Trägervereins für die Motorradfahrerwallfahrt. Für Gerd Nijstad übernahm Markus Appel (30) den Vorsitz. Er und seine Vereinsmitglieder bereiteten die 21. Wallfahrt vor. Für die Nächte während der 2005er-Wallfahrt vertauschte der Kevelaerer sein Schlafzimmer mit dem Zelt, um für die Biker immer erreichbar zu sein. Auch ihm war zuvorderst wichtig, dass die Wallfahrt eine Wallfahrt blieb und nicht zu einem normalen Motorradtreffen wurde: Gottesdienst und Motorradsegnung blieben im Vordergrund. „Hauptsächlich deswegen kommen die Biker nach Kevelaer“, sagte Markus Appel in einem Interview. Der gebürtige Kevelaerer ist Elektroniker und Heizungsbauer von Beruf und - evangelisch.
Hans Hülse vom Trägerverein hatte zu Beginn der 21. Wallfahrt die beste Nachricht des Tages zu verkünden: „Es regnet nicht“. Unter den Kradpilgern war wieder das Ehepaar Pia und Gregor Fridh aus Malmö. Zum neunten Mal nahmen die beiden Schweden mit ihrer weißen Goldwing an der Motorradfahrerwallfahrt teil. „Kevelaer“ war für sie stets der Schlusspunkt ihrer jährlichen Tour durch Europa. In einem Museum in Den Haag hatten sie von der Motorradfahrerwallfahrt gehört. Es sei ihnen wichtig, sagten sie in einem Interview, mit dem Segen aus Kevelaer nach Hause zu reisen.
In diesem Jahr konnte nach langer Vorbereitungszeit das Biker-Memorial in der Kapelle Maria in der Not gegenüber dem Marienhospital in Augenschein genommen und von Kaplan Trautmann gesegnet werden.
Das Biker-Memorial in der Kapelle Maria in der Not.
Hier sind die Namen tödlich verunglückter Motorradfahrer in einer Schriftrolle vermerkt. Ihre Verwandten und Freunde haben die Namen zusammengetragen. Die Namen von 14 Motorradfahrern waren dem Priesterhaus gemeldet worden, die seit der letzten Wallfahrt bei Unfällen ihr Leben verloren hatten. Ihre Namen wurden auf dem Kapellenplatz verlesen. Derweil verharrten die Pilger in tiefer Stille.
Die Grundbestandteile der Wallfahrt änderten sich nicht. 2006 wanderte lediglich die Zeltstadt mal wieder - diesmal von Scholten, wo es wegen des neuen Sportplatzes zu eng geworden wäre, zu einem Areal an der Ecke Walbecker/Südstraße. Der Zeltplatz war schnell ausgebucht. Eine Zusatzwiese musste angeboten werden. Wie gewohnt rollten die Motorradpilger am Samstag Mittag im Konvoi zum Kapellenplatz zur Begrüßung und am Abend zur Lichterprozession, dann am Sonntag Mittag zur Verabschiedung und Motorradsegnung vor der Gnadenkapelle. Zwei- bis dreitausend Biker waren es schätzungsweise, die einen 30 Kilometer langen Konvoi bildeten.
An der Spitze fuhr der Nachfolger von Richard Schulte Staade, der neue Wallfahrtsrektor Dr. Stefan Zekorn als Beifahrer mit und trug das Pilgerkreuz. Nach dem Hupkonzert vor der Gnadenkapelle war Zekorn überzeugt: „Das wird oben angekommen sein.“
Pastor Dr. Stefan Zekorn
beim Anzünden der
Pilgerkerze.
Diese 22. Wallfahrt der Motorradfahrer war von strahlendem Sonnenschein begleitet. „Ich freue mich riesig, euch alle in der einmaligen Atmosphäre des Kapellenplatzes begrüßen zu dürfen“, sagte Pastor Zekorn am Samstag Mittag. „Wenn man auf diese Art unterwegs ist und Gottes schöne Welt erleben darf, wird der Motorradfahrer immer wieder auf den Schöpfer hingewiesen“, betonte der Geistliche. „Hier stehen wir vor Maria, die uns sagt: ‚Lebt mit Ihm‘.“ Dann forderte er die Teilnehmer zu einem stillen Gebet auf, um besondere Anliegen vor Gott zu bringen. Und obwohl hier und da noch ein Eis in der Hitze tropfte und eine Zigarette glühte, herrschte andächtige Ruhe über dem Platz mit den vielen blinkenden Stahlrössern.
Anfang November 2006, die 22. Motorradfahrerwallfahrt war längst Geschichte und die Wallfahrtszeit abgeschlossen, kippte in der Kapelle Maria und der Not, wo sich das Biker-Memorial befindet, ein unbekannter Täter heißes Wachs in das Sichtfenster der Messing-Kartusche mit der Gedenkrolle für verunglückte Motorradfahrer und beschmierte sie. Es war nicht die erste Schändung des Memorials, wie Schwester Marolda vom Marienhospital weiß, die hin und wieder mit Spachtel und Wischlappen Spuren von Tätern beseitigen musste.
Die 70 Helfer des Trägervereins sorgten auch für das Gelingen der 23. Motorradfahrerwallfahrt im Jahr 2007. Heftige Regenfälle hatten den Zeltplatz an der Walbecker Straße aufgeweicht. Die rund 750 Gäste in der Zeltstadt wussten sich zu helfen. Am Sonntag Morgen wurde hier wieder Wortgottesdienst gefeiert, den - schon fast traditionell - Pfarrer Michael Wolf aus Rees leitete. „Seit 1990 komme ich immer wieder gerne nach Kevelaer“, sagte er. Musikalisch begleitet wurde der Geistliche von Lucia Jacobs aus Kevelaer. In seiner eindringlichen und lebendigen Predigt über die Barmherzigkeit forderte er dazu auf, nicht nur in die Weite zu schauen, sondern in der Familie, in der Nachbarschaft und in jedem Menschen jenen Nächsten zu erkennen, dem Liebe und Barmherzigkeit geschenkt werden soll. In der andächtigen Ruhe, die über der Zeltstadt lag, brachten einige Biker auch eigene Gebete ein.
Und wieder war es der Dauerregen, der die Wallfahrt zu beeinträchtigen schien - die 24. Biker-Pilgerreise im Juli 2008. „Ich hatte große Sorge, dass uns der ständige Regen einen Strich durch die Lichterfahrt macht, und so schickte ich kurzer Hand ein Gebet zum Himmel“, sagte Pastor Dr. Stefan Zekorn. Und er betete: „Maria, das ist deine Wallfahrt, es kommen so viele Menschen heute Abend zu dir, es kann nicht sein, dass es regnet.“
Klaro, das Gebet kam rechtzeitig an, der Regen machte pünktlich zur abendlichen Lichterprozession eine Pause. Gegen 21 Uhr rollten mit dröhnendem Motorengeräusch die ersten von über tausend Motorrädern auf den Kapellenplatz.
Martin Klüsener, der neue Kaplan von St. Marien Kevelaer, der in diesem Jahr den Konvoi anführte, begrüßte die Biker und dankte ihnen, dass sie dem Wallfahrtskreuz gefolgt seien. Aufmerksam hörten sie seinen Worten zu, besonders als die Namen von acht tödlich verunglückten Motorradfahrern verlesen wurden. Auch ihre Namen wurden, wie andere in den Jahren zuvor, in die Gedenkrolle in der Kapelle Maria in der Not eingetragen.
Gebete und Lieder wechselten sich ab. Immer wieder brauste Applaus der Fahrer und Besucher auf, besonders zu den eindringlichen und unter die Haut gehenden Liedern von Monika Ripkens, die auf der Gitarre von ihrem Sohn Levin begleitet wurde.
Für Rainer Pohle aus Wesel war es die neunte Motorradfahrer- Wallfahrt. „Seit einem Jahr habe ich ein Pflegekind aus Thailand. Ich möchte ihm zeigen, wie wichtig der Schutz Marias ist, und deshalb sind wir zusammen hier“, sagte er und ergriff ganz fest die Hand des zwölfjährigen Phubanart. Viele Biker waren in Gedanken und Gebeten versunken, und gemeinsam sangen sie zum Abschluss der Andacht „Maria, breit den Mantel aus“, denn unter ihrem Schutz wollen sie hinaus fahren und die Welt genießen.
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© Martin Willing 2012, 2013