Zuhause zwischen Feldern

Haus Maria Felixhusen in Großheide, Ölgemälde von Martin Willing

Ende Mai 2014 lag mein Mann Martin mit schwersten körperlichen Einschränkungen bei uns daheim im Sterben. Ein Freund kam zu Besuch. Und Martin, der längst das ganze Programm an Chemotherapien und Bestrahlungen gegen seinen Lungenkrebs abgeleistet hatte, sagte zu ihm:

„Ich habe mit Delia das glücklichste Jahr meines Lebens hinter mir.“

Das glücklichste Jahr? Martin hatte bis dahin immer mehr und immer schneller Abschied nehmen müssen. Er verlor am meisten von uns allen: Gesundheit, körperliche Kraft, Schmerzfreiheit und die Freiheit, tun und lassen zu können, was er mochte, das Autofahren, sein Malen, Musizieren und Schreiben und am Ende sein geliebtes Heim mitten zwischen ostfriesischen Feldern, seine Familie, seine Freunde, mich – seine Frau … – und sein Leben.

Trotzdem hatte er diesen Satz vom glücklichsten Jahr seines Lebens gesagt…

In meinem Podcast möchte ich erzählen, wie dieser Satz möglich wurde und wie diese schönste und zugleich schrecklichste Zeit gleich nach der Krebsdiagnose ihren Anfang nahm. Wir begannen eigene Tagebücher zu führen. Wir beschrieben, so gut wir konnten, das Sterben und unsere Trauer schon vor dem Tod. Wir schauten uns täglich an, was wir erlebten und nicht erlebten.

Die in der Psychologie oft angeführten typischen Phasen von Trauer gab es weder bei Martin vor seinem Tod noch bei mir nach seinem Tod. Bei allem Wohlwollen, das viele Menschen uns zeigten, erfuhren wir doch, dass nur wenige in der Lage waren, uns jenseits von Floskeln mitfühlend zu begleiten. Einige waren Meister darin.

Unseren Erlebnissen möchte ich Erfahrungen anderer Menschen in Trauer zur Seite stellen und Mut machen, eigene Wege zu finden und aus der Trauer gestärkt für das weitere Leben hervorzugehen.

Sterben ist ein Lebensthema. Das möchte ich mit meinem Podcast deutlich machen.

„Ich habe mit Delia das
glücklichste Jahr meines Lebens hinter mir.“
Martin Willing
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