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INHALTSVERZEICHNIS |
... für die 1642 entstandene Kevelaer-Wallfahrt
Die letzten 30 Jahre des Freiheitskampfs der Niederländer (1568-1648)
mündeten in den europaweiten Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der mit
dem Westfälischen Frieden endete. In diesem Vertragswerk, das die
europäische Landkarte neu ordnete, gewannen die aufständischen
Protestanten in Holland, die sich gegen die Beherrschung durch den
katholischen König Pilipp II. von Spanien erhoben hatten, die
völkerrechtliche Anerkennung der Niederlande.
Die Ereignisse im Einzelnen:
1517 Martin Luther leitet mit seinen 95 Thesen in Wittenberg die Reformation ein.
500 Jahre Reformation: Deutsche Briefmarke.
1543 Das Oberquartier Geldern fällt an
die Spanischen Niederlanden.
1545 Konzil von Trient und Erneuerung
der Kirche (bis 1563); Beginn des Zeitalters der Katholischen Reform
(bis 1648).
1555 Augsburger Religionsfrieden, der
den offenen Konflikt der Konfessionen im Heiligen Römischen Reich
deutscher Nation beenden soll. Aber es wird 80 Jahre lang
weitergekämpft.
1555 Die 17 Provinzen der Niederlande
gehen von Kaiser Karl V. an den ebenfalls zum Hause Habsburg gehörenden
spanischen König Philipp II. über. Auf die Ausbreitung der
reformatorischen Bewegung durch Lutheraner, Calvinisten und Täufer
reagiert die Obrigkeit mit Inquisition und Zensur.
1556 Die Herrschaft des katholischen
Kaisers Karl V. (1519-1556) über Spanien, Burgund, die Niederlande und
die habsburgischen Erblande im Elsaß und in Österreich geht zu Ende.
1559
Kevelaer, zu den Niederlanden gehörend, wechselt vom Bistum Köln zum neu
errichteten Bistum Roermond im Erzbistum Mecheln (heute Belgien). Die
Stadt Roermond ist Hauptstadt des sogenannten Oberquartiers Geldern,
eines Viertels des Herzogtums Geldern.
Wilhelm van Oranien, zeitgenössisches Gemälde von Adriaen Thomasz. Key (1579) [Sammlung Thyssen-Bornemisza].
1562 In den Niederlanden erhebt sich
der Hochadel unter Egmont, Hoorn und Wilhelm von Oranien gegen Philipp
II.
1566 Beginn der Religionskriege in
Europa.
1567 Weil die Stadt Roermond dem 1562
geweihten Bischof nach wie vor den Zutritt zu seiner Residenz
verweigern, lässt Philipp II. den Widerstand mit 10.000 Mann spanischer
Infanterie und 1.700 Reitern blutig niederschlagen.
König Philipp II.:
Gebrochene Beziehung zu seinen Spanischen Niederlanden.
1568 Der
große Niederländische Krieg, „de Tachtigjahrige Oorlog„ (1568-1648),
beginnt. Dieser 80-jährige Krieg - im Kern ein Freiheitskampf der
Niederländer gegen die besetzenden Spanier - trägt die Spuren eines
Bürgerkriegs. Er geht später in den 30-jährigen Krieg über und endet erst
1648 mit dem Westfälischen Frieden.
1573 Wilhelm von Oranien, zum
reformierten Bekenntnis übergetreten, wird zum Führer des Widerstandes
der aufständischen protestantischen Provinzen Holland und Seeland.
1576 In der Genter Pazifikation werden
alle Provinzen der Niederlande im Sinne der überkonfessionellen
Sammlungspolitik Oraniens gegen Spanien vereinigt.
1578 Beginn der Herrschaft der
Generalstaaten (bis 1587), die die sieben nördlichen Provinzen der
Niederlande umfassen (Utrechter Union). Das Land wird verwüstet, die
Bevölkerung flieht in befestigte Orte. Die Niederländer besetzen das
spanisch beherrschte Geldern. Neun Jahre ist die Festung im Besitz der
Generalstaaten.
1588 Die abgefallenen sieben
niederländischen Provinzen (Generalstaaten) bilden die protestantische
Republik der Vereinigten Niederlande. Der südliche Teil bleibt den
katholischen Spaniern erhalten. Die Truppen Philipps II. werden aus den
Niederlanden abgezogen und außer Landes eingesetzt. In dieses
Machtvakuum stoßen die Generalstaaten unter ihren neuen Führern Johann
van Oldenbarnevelt, Moritz von Oranien und Wilhelm Ludgwig von Nassau
vor und bringen große Teile des Landes unter ihre Kontrolle.
1595 Der spanische König Philipp II.
ernennt Albert von Österreich zum Gouverneur des Herzogtums Geldern.
Unter den Spaniern beginnt für die Bevölkerung am linken Niederrhein
eine zunächst friedvollere Periode.
1595 Heinrich IV. (Frankreich) erklärt
Philipp II. den Krieg. Damit sind die spanischen Niederlande und
folglich auch der Niederrhein wieder im Kriegszustand.
1596 Frankreich verbündet sich mit
England und den Niederlanden gegen Spanien und damit auch gegen die
spanischen Niederlande.
Albert und Isabella: Nach ihrer friedvollen
Zwischenzeit warteten auf die Menschen zwischen Maas und Rhein
erneut
Krieg und Leid.
1598 Der Gouverneur des Herzogtums
Geldern, Albert, heiratet die Tochter des spanischen Königs Philipp II.,
Isabella Clara Eugenia, die als Hochzeitsgeschenk vom deutschen Kaiser
die Spanischen Niederlande erhält. Albert und Eugenia schotten die
Grenze der südlichen Niederlande vor der Lehre des Calvinismus ab und
bauen das Marienheiligtum in Scherpenheuvel (Belgien) zum
Nationalheiligtum aus.
1599 Die Pest bricht in Europa aus.
1600 Moritz von Oranien-Nassau (33),
Statthalter der Niederlande, besiegt das spanische Heer bei Nieuwpoort
und befreit den Norden der Niederlande.
1603 Die Eiche in Scherpenheuvel, an
der eine wundertätige Madonnenstatue gestanden hat, wird im Auftrag des
Bischofs von Antwerpen gefällt. Aus dem Holz lässt Isabella Clara
Eugenia zahlreiche Gnadenbildkopien anfertigen. Eine der Kopien wird
später zum Gnadenbild von Luxemburg (ein Abbild der Luxemburger Madonna
wird später zum Gnadenbild in Kevelaer).
Die Eiche von Scherpenheuvel, aus der das erste Gnadenbild von Luxemburg entstand, dessen papiernes Abbild schließlich zum Gnadenbild von Kevelaer wurde.
1606 Hendrik Busmann, der Stifter der
Kevelaer-Wallfahrt, wird in Niedermörmter geboren.
1609 Nach zweijährigen Verhandlungen
verabreden Antwerpen Spanien und die niederländischen Generalstaaten
einen zwölfjährigen Waffenstillstand für das Gebiet der spanischen
Niederlande, zu denen auch der Raum Kevelaer zählt. Der nun schon
40-jährige Krieg zwischen dem Norden der Niederlande, also den
Generalstaaten, und dem Süden, den spanischen Niederlanden, hat Spaniens
Macht in Mitteleuropa bröckeln lassen. Das spanische Regentenpaar Albert
und Isabella, das in Brüssel residiert, macht an Belgien das
Zugeständnis, sich selber regieren zu dürfen, allerdings an Spanien
durch die Person der Regentin gebunden und den katholischen
Glaubensgesetzen verpflichtet.
1618 Ständisch-religiöse
Auseinandersetzungen in Böhmen entladen sich am 23. Mai in einen
Aufstand: Es ist der Beginn des 30-jährigen Krieges. Die politische Lage
am Vorabend des großen Krieges: Europa zerfällt im Nebeneinander vieler
Herrschaftsbereiche; der König von Spanien gilt immer noch als der
mächtigste aller Potentaten, der zugleich das Oberhaupt des Gesamthauses
Österreich und wichtigster Repräsentant der katholischen Reformation
ist. Der spanische König gebietet über die iberische Halbinsel, fast
ganz Italien, Teile am Oberrhein, die südlichen Niederlande (zu denen
Kevelaer gehört) und in der Neuen Welt über Brasilien, Peru, Chile und
Mexiko.
1621 Der zwölfjährige Waffenstillstand
zwischen Spanien und den niederländischen Generalstaaten endet. Für den
16jährigen spanischen König Philipp IV. - sein Vater Philipp III. ist
mit 43 Jahren gestorben - übernimmt Graf Olivares die Leitung der
Politik und entfesselt die Fortsetzung des Krieges gegen Holland.
1624 Ein Abbild der Madonna von
Scherpenheuvel wird in Luxemburg zur Verehrung aufgestellt und erhält
den Titel „Maria - Trösterin der Betrübten". Von dieser Luxemburger
Schutzmantelmadonna (kleine Holzstatue) werden später Andachtsbildchen
hergestellt. Eines davon wird 1642 zum Gnadenbild von Kevelaer.
Luxemburg gehört zu den spanischen Niederlanden, die von Erzherzogin
Isabella, deren Mann Albert 1621 gestorben ist, als Gouverneurin regiert
werden.
1625
Der spanische König verbietet jeden Handel mit den Provinzen in den
nördlichen Niederlanden. Sogar jeglicher Briefverkehr wird untersagt.
Ein Schiffahrtskanal (Fossa Eugeniana) zwischen Rhein und Maas wird
geplant, um den Norden wirtschaftlich zu treffen.
Isabella Clara Eugenia, zeitgenössisches
Gemälde
von Juan Pantoja de la Cruz (1599) [München, Alte Pinakothek].
1626 Isabella Clara Eugenia läßt den
Kanal bauen: 18 m breit, 4 m tief (Fossa Eugeniana).
1629 Der Bau des unvollendet
bleibenden Kanals „Fossa Eugeniana„ wird wegen ständiger Überfälle, vor
allem aber wegen Geldmangels im niedergehenden spanischen Reich
aufgegeben.
1633 Isabella Clara Eugenia von
Spanien stirbt.
1635 Die
Einwohner von Kevelaer flüchten vor kroatischen Soldaten, die zum Heer
des deutschen Kaisers gehören und in die spanischen Niederlande
einfallen. Sie suchen Schutz in einer Schanze (an der heutigen
Kroatenstraße). Die Kroaten stürmen am 1. August die Befestigung.
Vermutlich alle Schutzsuchenden - etwa 100 - werden dabei getötet. An
das > Massaker erinnert das sogenannte Kroatenkreuz.
1640 In Antwerpen entstehen
Andachtsbildchen von der „Trösterin der Betrübten" in Luxemburg . Eines
dieser Bildchen wird 1642 zum Gnadenbild Kevelaer.
1642 Das Geldrische Oberquartier wird
schrecklich heimgesucht. Anfang Januar setzt eine verbündete
französisch-weimarische Armee bei Wesel über den Rhein und vereinigt
sich mit einem kurhessischen Korps, um die kaiserlichen Truppen zu
bekämpfen. Der Truppenverband eroberte Uerdingen, Linn und andere Orte
und verwüstet raubend und plündernd die ganze niederrheinische Region.
Der kaiserliche General Lamboy erleidet am 17. Januar bei Linn auf der
Hülser Heide eine vernichtende Niederlage.
1642 Entstehung der Kevelaerer
Wallfahrt (Einsetzung des Bildes am 1. Juni).
So stellte sich der Maler
> Karl W. Wenzel die
Einsetzung des Gnadenbilds im Jahr 1642 vor.
1643 Vernichtende Niederlage der
flandrischen Armee der Spanier gegen ein französisches Heer.
1643 Die münsterische Ratskammer die
Stadt Münster wird im Mai von ihren Verpflichtungen gegenüber Kaiser und
Reich entbunden, um den 150 Gesandten mit ihren Tausenden von
Begleitpersonen aus allen Teilen Europas, die über einen umfassenden
Frieden für Europa verhandeln wollen, Sicherheit zu bieten. Münster wird
für die Zeit der Verhandlungen souveräner Stadtstaat.
1643 Baubeginn der ersten
Wallfahrtskirche in Kevelaer (Kerzenkapelle, 22. Oktober).
1644 Für die Friedensverhandlungen in
Münster übernimmt der päpstliche Diplomat Fabio Chigi im Auftrag von
Papst Urban VIII. eine führende Rolle. Von 1644 bis 1649 lebt er in
Münster. Am 4. Dezember 1644 wird der Friedenskongreß offiziell
eröffnet.
1646 Oratorianer-Pater aus der
Erzdiözese Mecheln werden in Kevelaer eingeführt. Sie sollen die
Wallfahrt so organisieren wie die Oratorianer des Philipp Neri in
Scherpenheuvel.
1647 Synode zu Venlo mit der
offiziellen Anerkennung Kevelaers als Marienwallfahrtsort durch das
Bistum Roermond.
1647 Bau des Oratorianer-Klosters in
Kevelaer (> Priesterhaus).
1648 Der Friedenskongress erreicht
nach fünf Jahren eine erste Einigung. Am 30. Januar wird der Text des
spanisch-niederländischen Friedens in Münster unterzeichnet und am 15.
Mai von den beiden Delegationen im Sitzungssaal des Rathauses
beschworen.
Endlich Frieden für Europa!
In Münster und Osnabrück wurden die Bedingungen für den Frieden und die
Neuordnung der europäischen Landschaft ausgehandelt.
1648 Hendrik Busmann, der Stifter der
Wallfahrt Kevelaer, stirbt in Kevelaer (27. Februar).
1648 Einigung in Münster und Osnabrück
über den Religionsfrieden in Europa (28. März). Das deutsche Reich hat
mit Frankreich verhandelt, Frankreich mit Spanien, Spanien mit den
Niederlanden. Die Schweiz und und die Niederlande, auch die heutigen
deutschen Bundesländer haben in diesem Abkommen ihren völkerrechtlichen
Ursprung. Der 80jährige Freiheitskampf der Niederländer gegen gegen die
spanischen Besatzer ist mit der Souveränität der Niederlande zu Ende
gegangen. Die katholischen Landteile in Nordbrabant und Limburg werden
an die Generalstaaten.
1648 Am 6. August wird nach Einigung
über die Zahlungen an Schweden der Friedensvertrag zwischen Schweden und
dem Deutschen Reich in Osnabrück aufgesetzt, am 15. September in Münster
der Vertrag zwischen dem Kaiser und Frankreich. Beide Verträge werden am
24. Oktober in Münster unterschrieben und besiegelt.
1649 Am 18. Februar wird, als die
Ratifikationsurkunden für den „Westfälischen Frieden" ausgetauscht sind,
in Münster ein großes Friedensfest gefeiert.
1649 Am 2. Mai wird die Kerzenkapelle
in Kevelaer geweiht.
Kevelaers erste Wallfahrtskirche,
die heutigen Kerzenkapelle, wurde im Jahr nach dem Westfälischen
Friedensschluss geweiht. Foto: Martin Willing
1650 Zu Beginn des 30jährigen Krieges
lebten in Deutschland schätzungsweise 15 bis 17 Millionen Menschen. Fünf
bis sieben Millionen fielen dem Krieg, den Übergriffen von Banden und -
mit Abstand die meisten - der Pest und anderen Seuchen zum Opfer.
Der Innenraum der 2012
gründlich renovierten Kerzenkapelle erstrahlt in neuen Farben.
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© Martin Willing 2012, 2013