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1401 wurde der Altar einer ersten Kapelle im Schloss Wissen geweiht
Blick in die Marienkapelle
von Schloss Wissen, hier mit Raphael Freiherr von Loe.
Foto: Martin Willing
Ein schlanker, achteckiger Turm verbindet die neugotische Marienkapelle
auf Schloss Wissen mit dem Hauptgebäude. Hier befindet sich die
Sakristei des Gotteshauses, das mitten im Kulturkampf gebaut worden ist.
Was heute Sakristei ist, war etwa vom 16. Jahrhundert bis zur Errichtung
der großen Kapelle - 1875 - die Hauskapelle von Wissen. Auch sie hat
eine Vorgängerin, deren Ursprung ins 15. oder sogar 14. Jahrhundert
zurückreichen dürfte. In der ersten Schlosskapelle wurde im Jahr 1401 ein Altar geweiht.
Die
Familie von Loe geht mit dem
Gotteshaus auf ihrem Grundbesitz behutsam um. So wird es beispielsweise
auch zukünftig in der Schlosskapelle keine kirchlichen Trauungen von
Paaren außerhalb des engsten Kreises von Wissen geben.
Die gräfliche Familie war meistens unter sich, wenn in den
Vorgänger-Kapellen heilige Messe gefeiert wurde. Zwei, drei Bänke - mehr
Platz war nicht vor dem kleinen Altar, den ein Priester am 20. Juni 1401
geweiht hatte. Schon 1316 hat es das Haus Wissen gegeben. In der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts besaß das Schloss bereits ähnliche Ausmaße
wie heute.
Doch seine architektonische Hochblüte erlebte das Refugium erst im 19.
Jahrhundert. Vinzenz Statz, dessen Name in Kevelaer ein Begriff ist,
weil er die Marienbasilika gezeichnet hat, verlieh den Schlossgebäuden von
Wissen in einer Periode aufwändigen Umbaus prachtvolle neugotische
Formen. Als der Umbau etwa 1870 abgeschlossen war, war offensichtlich,
dass die vergleichsweise winzige Kapelle in ihren Ausmaßen nicht mehr
zum Schloss passte.
Maximilian Graf von Loe, Großvater von Fritz, ließ Statz eine neue
Kapelle entwerfen, für die im Juli 1874 die Baugenehmigung durch den
Regierungspräsidenten in Düsseldorf erteilt wurde. Mitten im Kulturkampf
ein Kirchenneubau? Das gelang durch eine List, denn auf den Plänen sah
die spätere Marienkapelle so aus wie ein profaner Erweiterungsbau für
das Schloss. Als Düsseldorf den wahren Zweck erfuhr, legte die Regierung
den Bau, 1876 begonnen, vorübergehend still. 1878 konnten die Arbeiten
abgeschlossen werden. Die Ausstattung der Marienkapelle nahm etliche
Jahre in Anspruch. Darüber starb der Schlossherr (1879).
Seine Witwe Therese ließ die Kirchenausstattung fortsetzen. Im Todesjahr
ihres Mannes wurde der Innenraum der Kapelle ausgemalt. In einigen
Malereien, auch in den Fenstern (Wappen) kann bei entsprechender
Sachkunde der Familiengeschichte nachgespürt werden.
Marienkapelle von Schloss Wissen.
Das Gotteshaus gilt nicht nur in Fachkreisen als einer der schönsten
Sakralbauten der späten Neugotik am Niederrhein. Restauratoren mussten
sich dem Gebäude einige Male widmen, denn Feuchtigkeitsprobleme machten
zu schaffen. Die Ursache ist bekannt: Die Kirche steht auf Pfeilern im
Wasser.
Im Mai 2012 gab der Haushaltsausschuss des Bundes auf Initiative von
Kanzleramtsminister
Ronald Pofalla 200.000 Euro
für die Renovierung der Kapelle frei. Der Betrag wurde im Oktober um
40.000 Euro aufgestockt. Im Dezember wurde bekannt, dass auch das Land
Nordrhein-Westfalen die Maßnahme bezuschusst, und zwar mit 125.000 Euro.