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    SACHBEGRIFFE |
Polders, Heinrich

Pastor aus Kevelaer | * 1918 | † 2009

Foto zeigt Pastor Heinrich PoldersAls Kind einer katholischen Familie in Kevelaer und Schüler des Collegiums Augustinianum auf Gaesdonck beschäftigte den jungen Heinrich schon sehr früh die Lebensfrage, ob er Christus als Priester nachfolgen wolle. Zur Gewissheit wurde ihm seine Berufung, nachdem er mit einem traurigen Ereignis konfrontiert worden war: Sein Bruder Robert (25), promovierter Arzt, war im Januar 1934 beim Skifahren in Winterberg tödlich verunglückt.

Während sich Wilhelm, ein weiterer Bruder von Heinrich, auf seine Meisterprüfung als Goldschmied vorbereitete, um eines Tages das väterliche Geschäft in der Kevelaerer Hauptstraße übernehmen zu können, begann der 19-jährige Heinrich 1937 das Theologiestudium. Im Borromäum zu Münster begegnete er unter den Studenten auch Karl Leisner.

Der Krieg brach aus. Heinrich Polders setzte zunächst in Wien sein Studium fort, konnte auch noch sein Abschlussexamen ablegen, aber 1940 zog ihn die Wehrmacht zur Ostfront ein. Nach zwei Verwundungen in Russland musste der Kevelaerer auch noch dreieinhalb Jahre in Sibirien als Kriegsgefangener überstehen.

Bei der Zwangsarbeit im Bergwerk trug Heinrich Polders ein kleines Kreuz aus Bronze um den Hals. Der junge Mann stand seinen Mitgefangenen als Seelsorger zur Seite und feierte mit ihnen - obwohl er wegen der äußeren Umstände noch nicht zum Priester geweiht war - die heilige Messe. Heinrich Polders wusste aus seinen Gebeten, dass auch in einem sibirischen Kriegsgefangenenlager ohne Priester die Zusage gilt, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist er mitten unter ihnen.

Als Seelsorger im Lager kannte er keine Unterschiede. Er kümmerte sich um Katholiken ebenso wie um jeden anderen Gefangenen, der seelischen Beistand brauchte. Diese Erfahrungen sollten ihn als überaus lebenserfahrenen und nachsichtigen Geistlichen prägen. Seine innere Freiheit, das Verbindende unter Gläubigen fester in den Blick zu nehmen als das Trennende, begründeten in seinem späteren Leben Freundschaften in aller Welt.

1948 kehrte Heinrich Polders aus der Kriegsgefangenschaft heim - mit dem kleinen bronzenen Kreuz, das inzwischen abgegriffen war. Im Jahr darauf empfing er in Münster die Weihe zum Diakon. 1950 wurde er zum Priester geweiht. Zur Primizfeier des Neupriesters war die Hauptstraße festlich geschmückt. Bei der Messfeier trug Heinrich Polders ein Gewand, auf dem die Kevelaerer Schutzmantelmadonna abgebildet ist. In diesem Primizgewand von Heinrich Polders sollte 1991 auch sein Neffe Markus Polders (heute Pfarrer in Wesseling) sein erste heilige Messe feiern.

Die erste Gemeinde von Heinrich Polders als Kaplan in Marl-Drewer trug den Namen seines zweiten Taufpatrons: Josef. Noch vor seinem Wechsel nach St. Peter in Rheinberg (1953) trafen ihn und seine Geschwister zwei Schicksalsschläge: Zuerst starb Vater Wilhelm Polders (II), zehn Wochen danach Mutter Maria.

In seinen sechs Jahren als Kaplan in Rheinberg wurde er schließlich zum Geheimnisträger des Rezepts für den Kräuterbitter Underberg - über den Kontakt zu Emil Underberg, den Heinrich Polders als Messdiener in der Gemeinde kennengelernt hatte.

1959 wurde er Pfarrer von St. Marien in Dinslaken (Lohberg) und 1968 von St. Maria Magdalena in Geldern. Von 1973 bis 1978 leitete der das Dekanat Geldern als Dechant. Der Geistliche suchte und fand zu vielen Pfarrangehörigen Kontakt und nahm sich auch für regelmäßige Hausbesuche die dafür nötige Zeit. Zudem war er ein Prediger vor dem Herrn. Seine Gedanken trug er frei und in geschliffener Sprache vor.

1978 gab er seine Pfarrerstelle in Geldern auf und zog als Vicarius Cooperator nach Materborn (St. Anna), wo er sich unter der Jugend den Spitznamen „Papo“ (Pastor Polders) erwarb.

Wegen seiner angegriffenen Gesundheit wechselte er 1984 als emeritierter Pfarrer nach Mollens in der Schweiz. Dort war die Luft besser. Wenn er zu Besuch in Kevelaer weilte, sah er so strahlend aus, als hätte er immer auf der Sonnenseite gelebt. In Wirklichkeit litt der Wahl-Schweizer zunehmend unter Asthmaanfällen, einer Spätfolge der Untertagearbeiten in Sibirien.

Markus Polders bezeichnete einmal seinen Onkel als einen Sämann Gottes. „Er hat ein weites Herz und es ist gut, ihn zum Freund zu haben“. Mit einem offenen Ohr für die großen und kleinen Probleme seiner Schutzbefohlenen sei er als Priester im Gebet zu Gott die „Verbindung zwischen Mensch und Gott“. Eines habe Heinz Polders ihm, Markus, immer glaubhaft vorgelebt „Es ist schön, Priester zu sein!“

Nach vielen Jahren in guter Schweizer Luft kehrte er in die wohltuende Nähe seiner Heimatstadt und Familie zurück. Bei der Feier seines 90. Geburtstags deutete nichts darauf hin, dass der letzte Ruf an Heinrich Polders auf dieser Erde nicht mehr lange auf sich warten ließ. 

Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 1

© Martin Willing 2012, 2013