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Lehrschwimmbecken

Als Vorzeigeeinrichtung 1959 errichtet und 1960 eröffnet

Das 1960 eröffnete Lehrschwimmbecken rundete damals die schulischen Einrichtungen an der Biegstraße ab. Die Stadt Kevelaer war dabei, hier ihr erstes Schulzentrum zu errichten - mit den Schulen für Jungen und Mädchen (Antonius), der Pestalozzischule, der Turnhalle und dem Lehrschwimmbecken.

Gebaut wurden seinerzeit zudem die Kreisberufs- und Martin-Luther-Schule, die bis dahin die stark überlastete St.-Hubertus-Schule mitnutzten. Erst nach Fertigstellung des Zentrums an der Bieg konnte die Marktschule auf dem heutigen Peter-Plümpe-Platz abgerissen werden.

Das Lehrschwimmbecken war Mitte 1959 im Rohbau fertig. Im Dezember 1960 wurden bei einem Tag der offenen Tür Lehrschwimmbecken und Turnhalle den Einwohnern vorgeführt.

Besonders das Becken erfüllte die Stadtverantwortlichen mit Stolz, war es doch das erste seiner Art im Kreis Geldern. In den Würdigungen, die Stadtdirektor Fritz Holtmann zum 40-jährigen Dienstjubiläum (1961) zuteil wurden, kam auch das Lehrschwimmbecken als wichtige Errungenschaft für Kevelaer zur Sprache. Nach Vollendung des ersten Kevelaerer Schulzentrums (1962) erschien das Fernsehen, um landesweit über das vorbildliche Werk dieser Schwerpunktgemeinde zu berichten.

Auch Jahre danach, als am Vorabend der Kommunalen Neuordnung (1969) die Städte und Gemeinden ihre Leistungskraft in möglichst gutem Licht erscheinen lassen wollten, war das Lehrschwimmbecken immer noch eine der Vorzeigeeinrichtungen, mit denen die Stadt Kevelaer punktete.

Das Becken wurde nicht nur von Kindern und Jugendlichen der Schulen, sondern auch von nichtschulischen Vereinigungen genutzt wie beispielsweise der DLRG, die hier eine Gruppe von Behinderten betreute. Für alle, für die selbst das Nichtschwimmerbecken im Hallenbad nicht in Frage kam, war das Kevelaerer Lehrschwimmbecken die einzige Möglichkeit in erreichbarer Nähe, die „Schwerelosigkeit“ im Wasser therapeutisch oder sportlich zu nutzen.

Dann kam der Niedergang. Das Lehrschwimmbecken wurde ein Opfer des Großprojekts „Kurzentrum“, das unter Stadtdirektor > Heinz Paal, dem Ideengeber eines > „Balnearischen Kur- und Erholungszentrums“, über viele Jahre die Stadtentwicklung maßgeblich beeinflusste. Nicht nur das Lehrschwimmbecken, sondern auch das Freibad an der Dondert und das Hallenbad waren in den Jahren der hoch fliegenden Pläne zu ungeliebten Kostenverursachern geworden. Für sie wurde während der Wach-Träume von einem bedeutenden Thermalbad mit dem Ziel der Klassifizierung als „Bad Kevelaer“ nur noch das Nötigste getan.

Und teilweise nicht einmal das. Ohne das Engagement des Bädervereins, der größten Bürgerinitiative in der Geschichte der Stadt, wäre das Freibad längst Geschichte - und Ersatz auf der Hüls gäbe es auch nicht, denn das Bohrloch versandete wie das „Jahrhundertprojekt“ selbst.

Als im Jahr 2000 eine neue Filteranlage - sie sollte damals weniger als 100.000 Mark kosten - das Lehrschwimmbecken wieder voll funktionstüchtig gemacht hätte, wurde kein Geld bereit gestellt. Frauen durften nicht mehr ins Becken, andere Gruppen wohl, weil sie - so die Begründung - die Filterleistungen der sanierungsbedürftigen Anlage nicht überforderten. Der Reparaturstau führte schließlich zur Komplettschließung im Jahr 2006. Die 300 Unterschriften von protestierenden Eltern nützten nichts.

Seit 2009 ist auf Initiative des Bädervereins ein Neubau am Hallenbad im Gespräch. Und wieder ruhen die Hoffnungen auf dem Bäderverein, der schon einmal gezeigt hat, wie man‘s macht.

> Neues Lehrschwimmbecken ab 2014?

© Martin Willing 2012, 2013