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    SACHBEGRIFFE |
Hoogen, Gottfried und Maria

Pferdezüchter auf Vogelsangshof |
Maria Hoogen, geb. van Doornick | * 1923
Gottfried Hoogen | * 1920 | † 2009 

Maria und Gottfried Hoogen
Maria und Gottfried Hoogen. 

Anfang 1947 lernte Gottfried Hoogen, Sohn eines Kamp-Lintforter Landwirts, beim Tanzen in Aldekerk seine spätere Frau Maria van Doornick kennen. Um die 23-Jährige wiederzusehen, machte sich der junge Mann mit seiner Zuchtstute, die er von seinem Soldaten-Entlassungsgeld gekauft hatte, und einer Kutsche auf den Weg von Kamp-Lintfort nach Kervenheim zu dem elterlichen Hof von Maria van Doornick - zum Vogelsangshof.

Gottfried Hoogen stammte vom sogenannten  Hoogenhof (Xantener Straße 80 in Saalhoff, Kamp-Lintfort), einem denkmalgeschützten Hof mit Kapelle, die gesondert unter Denkmalschutz steht.* Das Anwesen von Maria van Doornick, der Vogelsangshof in Kervenheim, seit 1386 im Familienbesitz, war im Krieg zu 70 Prozent zerstört worden. Maria Hoogens Vater und Großvater waren bekannte Persönlichkeiten im Großraum Kevelaer: Sie bekleideten in Kervendonk hohe Ehrenämter - Bürgermeister und Ortsvorsteher.

Im Juni 1947 heiratete das Paar. Im Jahr darauf wurde das erste Kind - Annemarie - geboren. Ihr folgten Georg (1950), Michaela (1955), Barbara (1962) und Veronika (1969). Noch vor der Geburt von Veronika kam Annemarie (20), die Älteste, bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Sie starb am Heiligabend 1968.

Den harten Alltag der ersten Jahre auf dem Hof schilderte Gottfried Hoogen einmal so: „Zweimal täglich wurden 15 Kühe durch das Dorf getrieben, 100 Schweine und 100 Hühner wurden versorgt.“ Schließlich wurden 50 Hektar bewirtschaftet, davon 25 Hektar Grünland - gute Voraussetzungen für die Pferdezucht.

Gottfried Hoogen erwarb die Zuchtstute "Marke", eine der besten Trakehnerstuten, die 1945 mit dem großen Treck aus Ostpreußen in den Westen gelangt war. Sie wurde zur Wegbegründerin der Trakehnerzucht und der Warmblutzucht im Rheinland. Nach und nach wurden die landwirtschaftlichen Tiere abgeschafft. Die Pferdezucht sollte im Mittelpunkt von Vogelsangshof stehen. Das Gestüt wurde eine international bekannte Deck- und Besamungsstation für Hengste. Trakehnern gehörte die besondere Liebe Gottfried Hoogens. „Ich fühle mich zu Heimatlosen hingezogen“, beschrieb er einmal seine Gefühle zu den aus Ostpreußen stammenden Warmblütern.

Zeitweise gehörten bis zu 100 Pferde zum Hof, aus denen 13 gekürte Hengste hervorgingen, darunter Pasternak, Pardubitz, Gardist und Mephistopheles. Unvergessen sind auch Burnus und Frohsinn, Hartung, Insterfeuer und Pasteur.

Über die Pferdezucht knüpfte das Ehepaar Beziehungen in ein Dutzend Länder der Erde und fand Freunde in Amerika, England, Schweden, Norwegen, Russland, in der Ukraine und in Jugoslawien.

Schließlich übergaben Gottfried und Maria Hoogen die Leitung des Hofs an Sohn Georg (1988). Der führt die Zucht in ihrem Sinn weiter.

Bembergpreis für Hoogen
Maria und Gottfried Hoogen 1974 beim Empfang des Bemberg-Preises.

Als Vorsitzender des Kreispferdezuchtvereins und Richter machte sich Gottfried Hoogen einen Namen. 1974 bekam er den Hans-von-Bemberg-Preis, die höchste Auszeichnung, die die Landwirtschaftskammer Rheinland für hervorragende Leistung auf dem Gebiet der Tierzucht zu vergeben hat. Ab 1975 war er Vorsitzender des Kreispferdezuchtvereins und Mitglied im Kreisstellenbeirat der Landwirtschaftskammer, zudem viele Jahre Richter bei Stuteneintragungen, Tierschauen und Pferdesportturnieren. 1977 gründete er den Weltverband der Trakehnerzucht mit. Ab 1982 leitete er für zwölf Jahre den weltweit agierenden Trakehnerverband. Als ihr Weltpräsident referierte er in aller Herren Länder. Bis 1989 engagierte er sich als Mitglied im Rheinischen Pferdestammbuch e.V.. Im Jahr 2000 wurde der Trakehnerzüchter mit der Silbernen Plakette der Landwirtschaftskammer Rheinland ausgezeichnet.


Fohlenschau auf Vogelsangshof 2001.

2007 feierte das Ehepaar seine Diamantene Hochzeit. Am 20. November 2009 starb Gottfried Hoogen.



Maria Hoogen, eine geborene van Doornick, Tochter von Anna und Theodor van Doornick, dem Bauern auf Vogelsangshof, Gemeindevorsteher bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und Bürgermeister bis 1956, liebt die Vierbeiner, um die sich alles auf Vogelsangshof dreht; aber sie forscht - auch als Mitglieder der Geschichgtsgruppe Kervenheim - ebenso engagiert und begeistert in der Familien- und Heimatgeschichte. Maria Hoogen ist sehr heimatverbunden. Zu manchem heimatgeschichtlichen Beitrag im Kävels Bläche hat Maria Hoogen den Impuls oder die Informationen gegeben.

Im Mittelpunkt ihres heimatkundlichen Interesses steht natürlich ihr Vogelsangshof, der am 1. März 1945 von den Briten beim Sturm auf das Dorf als erstes Gehöft erobert wurde: "Der Kampf um unseren Hof dauerte lange", berichtete Maria Hoogen in der NRZ vom 15.2.2005):

"Wir saßen die ganze Zeit im Keller, meine Familie, unsere Fremdarbeiter, Nachbarn und Flüchtlinge aus Kevelaer. Meine 83-jährige Großmutter lag im Sterben. Über uns hörte man immer wieder Maschinengewehrfeuer. Der 1. März begann mit einem ohrenbetäubenden Trommelfeuer. Die schweren Einschläge ließen den Zementfußboden im Keller vibrieren. Großmutter reagierte auf jeden Einschlag. Kurz nachdem sie gestorben war, wurden über uns die deutschen Soldaten gefangengenommen. Uns warf man eine Eierhandgranate in den Keller, ich bekam aber nur einen Kratzer am Arm ab, der etwas blutete.

Dann mussten wir alle im Schnellschritt raus, der Krieg hinter uns ging weiter. Mein Vater, der im Krieg 1914 bis 1918 Frontsoldat war, sagte, dass wir jetzt durch die Feuerlinie durchmüssten, die Engländer würden solange das Feuer einstellen. 80 oder 90 von ihnen lagen in der Wiese, das Gewehr im Anschlag - wir dachten, wir würden jetzt erschossen. So wurden wir vertrieben von Haus und Hof. Zurück blieb die tote Großmutter. Ein Nachbar, Heinrich van Gemmern, lag tot mit der weißen Fahne in der Hand auf der Straße, auf der wir nach Uedem liefen.

Links und rechts von uns schlugen Granaten ein. Die Engländer in Uedem erzählten vom 'großen warmen' Lager Bedburg-Hau. Wir aber gingen nachmittags wieder durch den Wald zurück nach Hause. Vater Deckers stand vor seinem Hof und sagte, dass in Kervenheim noch gekämpft werde. Wir übernachteten bei ihm. Am nächsten Morgen machten meine Mutter, Maria Gesthuisen und ich uns auf den Weg zum Vogelsangshof. Wir dachten an unsere tote Großmutter.

Zwei bewaffnete englische Soldaten brachten uns wie Schwerverbrecher in die Kirche. Das war der Versammlungsort für alle, die man draußen entdeckte. Der Kommandant der kämpfenden Truppe, der, glaube ich, Barkley hieß, hielt dort Hof mit einem Dolmetscher. Der riet uns, mit der Bitte, unsere Großmutter zu beerdigen, zu warten, da gerade der beste Freund des Kommandanten gefallen sei.

Am Morgen erhielten wir die Erlaubnis, Großmutter zu beerdigen. Der Kommandant ging mit. Auf dem Vogelsangshof angekommen, befahl er uns, im Wohnzimmer zu warten. Er wickelte Großmutter in eine Decke und kletterte mit ihr durchs Fenster nach draußen. Zwei englische Soldaten hatten schon ein Grab auf unserem Friedhof geschaufelt. Vor der kleinen Prozession lief der Kommandant mit einem hohen Stab in der Hand. Das sollte wohl ein Schutz sein."

Mit ihrem aussgeprägten Interesse an Heimatkunde war Maria Hoogen im November 2010 auch Gast der Präsentation des Gedenkbuchs der über tausend Kriegsopfer aus Kevelaer und Umgebung, das Delia Evers und Martin Willing erarbeitet und herausgegeben hatten. Auch Maria Hoogen hatte während der jahrelangen Vorabreiten wichtige Informationen zu den Opfern und ihren Schicksalen beitragen können.


Maria Hoogen (l.) unter den Gästen der Buchpräsentation des Gedenkbuchs für die über tausend Kriegsopfer aus Kevelaer und Umgebung. Auf dem Bild ganz links: Hans-Georg Knechten, dahinter Maria Helmus, Anneliese Labs, > Marianne Heutgens, Agi Plönes und Margret Hitzfeld, vorne rechts > Deli Evers (†) und Hanns Evers jr.

Es gibt auch schöne Erinnerungen. Als Hildegard van Lier im Jahr 2007 für ihren Bericht im Kevelaerer Blatt über das "diamantene Hochzeitspaaar" den Vogelsangshof aufsuchte, sagte Maria Hoogen zur Eröffnung des Gesprächs: "Das hätte ich nicht gedacht, dass wir so weit kommen - 60 Jahre verheiratet!“

Stolz zeigte Gottfried Hoogen auf seine Schuhe: „Genau dieses Paar habe ich damals zur Vermählung von unseren Freunden, der Familie Otterbeck, geschenkt bekommen. Damit haben wir unsere Hochzeitsreise in den Allgäu unternommen, und heute - 60 Jahre danach - trage ich dieses Paar immer noch, besonders an unserem Ehrentag.“

Zwei Jahre danach, am 20. November 2009, musste Maria Hoogen von ihrem Mann Gottfried Abschied nehmen.

* Ralf Angenendt in der Facebook-Gruppe "Kevelaer damals und heute" vom 14.9.2013:

…. Und wo kommt Gottfried Hoogen her? Aus Kamp-Lintfort … vom sogenannten Hoogenhof, Xantener Straße 80 in Saalhoff. Ein denkmalgeschützter Hof mit eigener sehenswerter Kapelle, welche gesondert ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Der Hoogenhof diente in der Anfangszeit der Brauerei Diebels auch als Schirrhof.

© Martin Willing 2012, 2013