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Spitzenklöppnerin in Winnekendonk | * 1927
Hedwig Hein stellte ihre guten beruflichen Perspektiven zurück und gab
sie schließlich ganz auf, um sich ungeteilt ihrer Familie widmen zu
können. Ein solcher Mensch scheint „unmodern“ zu sein, in Wirklichkeit
lebt er zeitlose Werte vor, deren Verlust schmerzlicher wäre als die
Abwesenheit von Karriere und bezahltem Arbeitsplatz. Nach dem Abitur
1948 besuchte die gebürtige Mechernicherin die Kölner Werkschulen
(heute: Kunstakademie) und studierte die Fächer Stickerei und Paramentik
- Entwurf und Ausführung. Da begegnete sie
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Peter Hein, der wie sie aus
der Eifel stammte, heiratete ihn 1951 und schenkte fünf Kindern das
Leben. Nach den Stationen Geldern und Kevelaer zog die Großfamilie 1973
nach Winnekendonk ins eigene Heim.
Ihre Aufgaben zu Hause erlaubten ihr - bis auf ein vierjähriges
„Gastspiel“ als Handarbeitslehrerin am
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Kardinal-von-Galen-Gymnasium -
keinen beruflichen Einsatz. So machte sie ihre Kunst, feine Stickereien
und Klöppelspitzen zu entwerfen und herzustellen, zu ihrem bis heute
gepflegten Hobby. Im Familien- und Bekanntenkreis werden ihre Werkstücke
bewundert; auch auf überregionalen Ausstellungen fand ihre Arbeit
Anerkennung. Wer Hedwig Hein beobachtet, wie sie über 100 Klöppel in
rasender Geschwindigkeit für feinste Spitzen hin und her bewegt, der
kann nur staunen.
Klar, daß sich das Katholische Bildungswerk ein solches Talent nicht
durch die Finger gehen ließ. Zahlreiche Handarbeitskurse leitete Hedwig
Hein und löste damit vor einigen Jahren das „Hardanger“-Fieber im
Golddorf aus. Ab 1986 betreute sie für das Bildungswerk alle 14 Tage den
Seniorennachmittag. Und seit 1988 gehört sie dem Kirchenvorstand der
Pfarrgemeinde St. Urbanus an. Sie war die erste Frau, die in dieses
kirchliche Leitungsgremium in Winnekendonk gewählt wurde.
Ihre Kontaktfreudigkeit und Gastfreundschaft brachten ihr Beziehungen in
vielen Ländern der Welt ein. Immer wieder verlebt sie mit Besuchern aus
nahen und fernen Regionen ein paar schöne Stunden oder auch Tage in
Winnekendonk. Und wenn sie selbst auf Reisen geht, dann gehören Italien
und Griechenland zu den bevorzugten Zielen.
Ihre fünf Kinder, alle bestens ausgebildet und beruflich zufrieden,
finden häufig und gern den Weg ins Elternhaus, wo im Sommer ein großer
Garten zum Erholen und familiären Plausch einlädt, wenn nicht gerade
„Lisa“, die ungestüme Haushündin, zum Feldweg strebt und „Kind“ oder
Mutter an der Leine spazierenführt.
Als Hedwig Heins Mann 1981 bestürzend früh starb, erwies sich, wie
feinfühlig und tragfähig das Netz war, das die Spitzenklöpplerin in
beispielgebender Hingabe geschaffen hatte. Die Mutter trug die Kinder,
und jedes Kind trug die Mutter. Eine glückliche Familie über eine so
lange Zeit ist der Lohn.