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    SACHBEGRIFFE |
Bergmann, Philipp

Initiator des Straßenkarnevals in Kevelaer | * 1904 | † 1984

Foto zeigt Philipp BergmannEr war einer der letzten Vertreter der aussterbenden Generation von Dorfschullehrern, und das mitten im „undörflichen“ Kevelaer. Philipp Bergmann, der fast 40 Jahre lang an der St.-Antonius-Schule unterrichtete, wohnte nicht nur in Kevelaer, sondern lebte in der hiesigen Gesellschaft als ein Anteil nehmender Bürger, der am Gedeihen des Gemeinwesens aktiv mitwirkte.

In das Kaiserreich hineingeboren, erlebte er als Kind und Jugendlicher den Ersten Weltkrieg, dann den Aufstieg und Fall der Weimarer Republik, in der er studierte, die Nazi-Zeit, in der er bereits in Kevelaer unterrichtete, und schließlich den Zweiten Weltkrieg, den er als Soldat mitzumachen hatte.

Philipp Bergmann, verheiratet mit Frau Josefine, geb. Stelten, kehrte 1949 aus der Kriegsgefangenschaft in seine Heimat und an seine Schule zurück und fand eine bedrückende Situation vor, die Amtsdirektor > Fritz Holtmann in seinem Verwaltungsbericht für das Jahr 1949 so beschreibt:

„Es besuchten die Schulen Kevelaers durchschnittlich 1.594 schulpflichtige Kinder, davon sind 111 Ostflüchtlingskinder, 1.522 katholische und > 72 evangelische Kinder. Ebenfalls sind in dieser Zahl 25 Kinder der Hilfsschule enthalten. Die evangelischen Kinder sollen auf Antrag des evangelischen Pfarrers in Weeze in einer evangelischen Schule zusammengefaßt werden. Der Schulausschuß hat sich mit diesem Antrag beschäftigt und grundsätzlich seine Zustimmung gegeben. Seit die Regierung die Einrichtung neuer Schulstellen nicht bewilligt, ist fraglich, ob die Schule in der nächsten Zeit eingerichtet werden kann. Auf einen besonders begründeten Antrag auf ausnahmsweise Genehmigung einer neuen Stelle ist bis heute keine Entscheidung eingegangen. 30 Lehrpersonen erteilen zur Zeit Unterricht. Im Laufe des Jahres kehrte Lehrer Bergmann aus der Gefangenschaft zurück, Lehrerin Adele Tebartz wurde nach hier versetzt. Für den erkrankten Rektor Bourgeois erteilt der Junglehrer Dix vorläufig Unterricht. Das Durchschnittsalter der Lehrpersonen liegt bei 48 Jahre. Die Zahl der von einer Lehrperson zu unterrichtenden Kinder soll bestimmungsgemäß 50 betragen. Der Durchschnitt ist aber 58. Es wurden daher von der Stadtvertretung drei neue Lehrkräfte bewilligt. Im verflossenen Kalenderjahr wurden die dringendsten Instandsetzungsarbeiten, wie Überholung sämtlicher Dächer einschließlich Dachrinnen, Anstricharbeiten und so weiter durchgeführt. Um den Schulgebäuden wieder ein freundliches Aussehen zu geben, wird für das kommende Jahr besonders der Außenanstrich erforderlich. Zur Zeit sind in den beiden Schulgebäuden 23 Klassenräume vorhanden. Für die hohe Kinderzahl unzureichend. Es ist daher geplant, einen Erweiterungsbau an der Hubertusschule zu errichten. Die hierdurch entstehenden Klassen mildern die im Augenblick bestehende Klassenraumnot. Während der Bauplan von den zuständigen Regierungsstellen bereits begutachtet wurde, ist die Finanzierung des Projekts noch nicht einwandfrei geklärt. Ein Klassenraum wurde mit neuen Stahlrohrbänken ausgestattet. Vor der Währungsreform war es nicht möglich, ordnungsgemäße Lehr- und Lernmittel zu beschaffen. Dieses wurde erst im abgelaufenen Kalenderjahr möglich. Der dringendste Bedarf an Landkarten und Anschauungsmaterial ist gedeckt. Zur Schulspeisung: Auch im Jahre 1949 wurde die Schulspeisung fortgesetzt. Das Material und die Zubereitungen waren nicht zu beanstanden. Die Schulspeisung trägt sich finanziell selbst.“

Foto zeigt Philipp Bergmann als KarnevalsprinzenZehn Jahre später war auch für Philipp Bergmann Normalität zurückgekehrt. Er feierte gerne mit seiner Bürgerschützen- gesellschaft, für die er 1959 Schützenkönig wurde. 1963 startete Bergmann dann eine Aktion, die weitreichende Folgen haben sollte: Er begann, mit seinen kostümierten Schülern am Rosenmontag durch Kevelaers Straßen zu ziehen. Es war der Anfang des Kevelaerer Straßenkarnevals, der schließlich zur Gründung des Vereins zur Förderung des Rosenmontagszuges führte.

Philipp Bergmann als Karnevalsprinz.

1966 schlossen sich die Mitglieder des > Spielmannszugs, die „Fuselpipkes“ und drei Obernarren dem Bergmann’schen Schülerumzug an. Als diese drei Karnevalisten - es waren Theo van de Kamp, Ferdi van Ditzhuyzen und Albert Aengenheyster - nach dem närrischen Aufzug in die Gaststätte von Heinz van Lipzig einkehrten, gesellten sich 16 Kevelaerer hinzu und gründeten am 21. Februar den „Karnevalsclub Kevelaer“ (KCK).

Gründungsmitglieder waren > Richard Opwis, Ewald Passens, Klaus Strucks, Theo van de Kamp, Albert Aengenheyster, Karl Bay, Mac (Heinz) Woischny, Ferdi van Ditzhuyzen, Hammo (Helmut, Bruder von Mac) Woischny, Ernst op de Hipt und Josef Reuter. 

Bergmann selbst fehlte in dieser Runde, aber es waren sämtlich „seine“ Kinder der Jahrgänge 1937 bis 1939, die schon seit Kindergartenzeiten miteinander befreundet und mit ihrem Lehrer in karnevalistischen Umzügen durch Kevelaers Straßen gezogen waren. Das Motto ihres ersten Karnevalswagens lautete „Kävelse Gäke - sej träke“.

Lehrer Philipp Bergmann hatte Spaß an dem bunten Treiben seiner „Ehemaligen“ und erlebte mit, wie sich aus kleinen, spontanen Anfängen schließlich der vom VFR organisierte große Rosenmontagszug entwickelte. 1974 wurde der Lehrer pensioniert. Als Philipp Bergmann 1984 starb, veröffentlichten auch die Karnevalisten im KB einen Nachruf auf den „Mann der ersten Stunde“.

Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 2

© Martin Willing 2012, 2013