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In der Nachbarschaft des Marienwallfahrtsorts lauerte der Tod
Atomwaffen in den
Bunkern von Twisteden (Bild) und des RAF-Flugplatzes Laarbruch. Über
ihre Existenz wurde die Öffentlichkeit Jahrzehnte lang belogen.
Bis 1998
wurde nie bestätigt, dass in den Munitionsbunkern des Nato-Flughafens
Laarbruch und im Depot Twisteden Atomwaffen lagerten. Im Gegenteil - wer
nachfragte, bekam zur Antwort: Nein, natürlich nicht. Keine Atomwaffen.
Das war eine taktische Lüge. Die Wahrheit kam nach Abzug der Briten und
Aufgabe des Militärflughafens ans Licht. Neil Wheeler, Kommandeur auf
Laarbruch von 1959 bis 1960, packte aus. Er bestätigte, nachzulesen im
Buch „Weeze - Laarbruch im Rückblick“ ab Seite 172, dass amerikanische
taktische Nuklearwaffen bereits 1960 in Laarbruch angekommen seien.
Wir waren die erste RAF Station in Deutschland, die solche Waffen erhielt, und zwar für die 16. Schwadron mit ihren Canberras. Die Waffen kamen von einem Stützpunkt in Frankreich.
Dabei ereignete sich einmal sogar ein gefährlicher Unfall, den der frühere britische Kommandeur so schilderte:
Nach der Landung rollte
die C-130 zum Atomwaffen-Gelände und streifte auf dem Weg einen Baum mit
einem Flügel, wodurch ein Treibstofftank zerbrach. Nun hatte ich eine
sehr schwierige Situation durchzustehen, denn die jungen und
unerfahrenen amerikanischen Wachen umringten sofort bis an die Zähne
bewaffnet das Flugzeug und wollten unsere Feuerwehr keinesfalls in die
Nähe des Flugzeugs lassen. Das war äußerst ernst, und ich mußte einen
festen Standpunkt vertreten.
Ich erklärte, wenn die U.S.-Wachen der Feuerwehr nicht erlaubten, Schaum
auf den Treibstoff zu sprühen wegen der Atomwaffen usw., dann würde ich
sie mit Gewalt überwältigen. Sie waren nicht viele und gaben schließlich
und sehr zögernd nach. Ich hatte dem jungen Captain erklärt, daß wir
kein Interesse daran hätten, uns die Waffen anzusehen, aber daß es sehr
ernst sei, all den Treibstoff aus dem Flugzeug fließen zu lassen, ohne
etwas dagegen zu tun.
Ich versicherte ihm, daß ich alles in meiner Macht stehende tun würde,
um ihn vor seinen Vorgesetzten zu schützen, falls diese der Meinung sein
sollten, er hätte niemandem erlauben dürfen, der Maschine nahezukommen.
Noch ein Jahr zuvor hatten die Briten die Existenz von Atomwaffen auf Laarbruch rundweg abgestritten. Als deutsche Zeitungen im Sommer 1998 einen Bericht von The Sunday Telegraph nachdruckten, der enthüllte, dass im Jahr 1974 eine Atombombe aus der Halterung gefallen sei, als sie auf dem RAF-Flugplatz Laarbruch in den Bombenschacht eines Kampfflugzeugs vom Typ Buccaneer geladen werden sollte, und beim Aufprall auf den Beton der konventionelle Teil der Bombe explodiert sei, dementierte Pressesprecher > Bill Hall:
Es hat noch nie einen Unfall mit einer Atomwaffe gegeben, der zu einer Freisetzung radioaktiven Materials in die Umgebung geführt hat, oder bei dem auch nur annähernd die Gefahr einer Freisetzung bestand.
Das war
auch nicht behauptet worden…
Immerhin räumte die RAF kurz vor ihrem Abziehen von Laarbruch indirekt
ein, dass es Nuklearwaffen gegeben hatte: „Seit 31. März 1998 befinden
sich keine Atomwaffen mehr im Dienst der RAF. Daher sind in Deutschland
keine britischen Atomwaffen stationiert.“
Was war im Muni-Depot Twisteden? Lagerte auch dort - in den heutigen
Traberpark-Bunkern - Nuklearmunition? Man darf es annehmen, denn wo
sonst hätten die Amerikaner ihre über Laarbruch eingeflogenen Atomwaffen
sicherer und besser einlagern können als in dem von ihnen selbst
bewachten Munitionsdepot in Twisteden?
Ein weiteres Indiz ist, dass den Kevelaerer Löschzügen strikt untersagt
war, im Brandfall zu den Bunkern in Twisteden vorzustoßen und im
Unglücksfall einem Munitionstransporter auf der Straße nahe zu kommen.
Viele Bürger, die von den Militärs nach Strich und Faden über die
Existenz der Atomwaffen belogen wurden, hatten immer die Sorge, dass
ihre schlimmsten Befürchtungen zuträfen. Aber
es war die Zeit, da jede Kritik an der Nato und ihren Einrichtungen wie
ein Sakrileg übel aufstieß. Wer Kritisches in Richtung Amerikaner und Briten
äußerte, lief Gefahr, als Handlanger der Sowjets und Kommunisten
diffamiert zu werden.
Die unmittelbare Nachbarschaft des Gnadenorts der Trösterin der Betrübten und des Depots satanischer Atomwaffen wurde nie
öffentlich thematisiert. Allzu gerne akzeptierten auch politisch wache
Köpfe in Kevelaer und Umgebung die bei Bedarf immer wieder aufgetischte
Lüge, dass es solches Teufelswerk in Laarbruch oder Twisteden
nicht gebe.
Und es war wieder eine Lüge, die 2003 den Vorwand für die Niederwerfung
des irakischen Saddam-Regimes lieferte: Ein Asylsuchender aus dem Irak
hatte dem deutschen Geheimdienst BND erzählt, er habe an der Produktion
von chemischen Massenvernichtungswaffen selbst mitgewirkt. Trotz
eindringlicher Warnungen des BND und des deutschen Außenministers
Joschka Fischer benutzten die Amerikaner in erster Linie
diese aus Deutschland stammenden Informationen, um ihren Überfall auf Irak vor der Öffentlichkeit
begründen zu können. Der Informant, der heute unter anderem Namen in
Deutschland von Hartz IV lebt, gab inzwischen vor laufenden
Fernsehkameras zu, alles frei erfunden zu haben.
Im selben Jahr, da die Amerikaner mit einem aus der Luft gegriffenen
Vorwand den Irak besetzten, stiegen die ersten Urlaubsflieger der Firma
Ryanair vom
> Airport Weeze auf. Damit waren die letzten
störenden Gedanken an Atomwaffen, die hier und in Twisteden über
Jahrzehnte bereitlagen, wie weggeflogen.