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Kapitel 8

Tebartz-van Elst, LettmannFranz-Peter Tebartz-van Elst 2007 (r.: Bischof Reinhard Lettmann, †).

Tebartz-van ElstDer Tag der Entscheidung?
Wohl in den meisten Medien wurde der Montag, 21. Oktober 2013, als der "Tag der Entscheidung" empfunden. Und wenn nicht, dann sollte er wenigstens als Füllhorn für endgültige Fakten herbeigeschrieben werden. In den Online-Redaktionen dürften die Überwachungsinstrumente geschärft gewesen sein, möglichst als erster von der Nachricht zu hören, Papst Franziskus habe so oder so entschieden.

Aber still ruhte der römische See...

Die Talkshow-Sendung "Günther Jauch"
vom Sonntagabend wurde von katholisch.de ersatzweise besprochen und als "Engagiert und weitgehend sachkundig" gelobt. Gäste waren der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff, Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern und Vertrauter des Limburger Bischofs, "Spiegel"-Reporterin Gisela Friedrichsen, Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" sowie Andreas Englisch, Vatikan-Korrespondent und Buchautor gewesen. Eine Rückkehr des Bischofs hatte keiner der Gäste für möglich gehalten. Am schlimmsten sei der Vertrauensverlust bei den Menschen, deren Vertrauen man nur schwer wieder zurückgewinnen könne.

Bischof Franz-Peter (2011).

Im Rom kursiere das Gerücht, Franz-Peter Tebartz-van Elst leide am Asperger Syndrom und sei autistisch, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) am Sonntag, worauf sich heute Morgen die Rheinische Post in ihrem Bericht über die Krankheit bezieht ("Ist der Limburger Bischof autistisch?"). "Seine Familie dementiert jedoch", heißt es in der RP.

Der Bruder des Bischofs, der Freiburger Psychiatrie-Professor Ludger Tebartz-van Elst, habe davor gewarnt, medizinische Krankheitsbegriffe "als Mittel der Auseinandersetzung in persönlichen oder institutionellen Konflikten und Machtkämpfen" zu missbrauchen. Sein Bruder leide "weder an einem Asperger Syndrom noch an einer anderen Variante von Autismus". Mit Bestürzung habe er verfolgt, wie sein Bruder nicht nur heftig kritisiert, "sondern mit böswilligen Unterstellungen und persönlichen Verunglimpfungen in seiner menschlichen Existenz angegriffen wird".

Die RP meldete weiter: Laut FAS werde in Rom darüber spekuliert, "dass der Vatikan dies nutzen könnte, um den Bischof aus der Schusslinie zu nehmen." Der Papst könne Tebartz-van Elst für einige Zeit aus der Öffentlichkeit zurückziehen, ohne ihm den Bischofssitz zu nehmen. Der FAS zufolge solle auch Kardinal Ouellet zu der Einschätzung gelangt sein, dass Tebartz-van Elst sein Amt nicht mehr ausüben könne.

Am Mittag meldete domradio.de: "Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat rund 20 Minuten mit Papst Franziskus über die Situation in Limburg gesprochen. Einzelheiten über Inhalt und Verlauf der Unterredung wurden, wie bei Privataudienzen üblich, nicht mitgeteilt." - Das war's. - katholisch.de bestätigte: "Nichts Neues aus Rom".

Derweil wärmte SPIEGEL online die hinreichend bekannten Vorwürfe erneut auf - mit der Aussage, dass nun die engsten Mitarbeiter rebellieren würden: "Limburger planen Zukunft ohne Tebartz-van Elst". - Am Nachmittag schob die Spiegel nach: "Speed-Dating beim Papst". - "Das Treffen hat stattgefunden - und es war kurz. (...) Um 12 Uhr trafen die beiden aufeinander, gerade mal 20 Minuten dauerte das Gespräch, zu dessen Inhalt sich derzeit niemand äußern will." -

Eine halbe Stunde vor Tebartz-van Elst sei Kardinal Meisner von Franziskus empfangen worden - zu einer seit langem geplanten Privataudienz, wie seine Sprecher betonten. Auch von diesem Gespräch drang nichts nach Außen."

Bischof BodeDafür zitierte SPIEGEL online den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode (Foto): "Seine Rückkehr in das Bistum Limburg wird sicher ganz schwierig." Die ganze Situation sei "so verfahren, dass etwas geschehen muss". Auch tageschau.de brachte das Bode-Statement, das der Osnabrücker Bischof den Journalisten in Rom gegeben hatte, und ergänzte: "Es gebe 'bis in den Grund' wieder eine Vertrauenskrise, so Bode. Er sehe nicht, wie der Bischof seinen Dienst dort vernünftig ausüben können sollte."

Über die Papst-Audienz wusste die RP online in einem nachgeschobenen Bericht am Nachmittag auch nur zu berichten, dass sie stattgefunden habe. Die RP äußerte die Einschätzung: "Inzwischen glauben immer weniger Katholiken, dass Tebartz-van Elst sein Amt weiter ausüben kann."

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung äußerte am späten Nachmittag Einschätzungen in römischen Insider-Kreisen: Mit der Rückkehr des Bischofs nach Limburg sei nicht zu rechnen. Der Papst werde aber erst dann eine Entscheidung treffen, wenn die Untersuchungskommission der Bischofskonferenz in Deutschland die gesamten Kosten, Abrechnungen und den Entscheidungsverläufe bei Bau der Bischofsresidenz in Limburg abschließend geprüft habe.

Bildzeitung-SchlagzeileEs war zwar kein echtes Wunder, aber sehr verwunderlich war schon, dass sogar bild.de keine Ahnung vom Inhalt des Audienz-Gesprächs hatte.

Bemerkenswerte Zusammenstellung: bild.de am Montagnachmittag (Ausschnitt aus der Aufschlagseite).

"Er sei dankbar für die 'sehr ermutigende Begegnung' mit dem Papst, ließ Tebartz-van Elst nach dem Treffen über seinen Sprecher mitteilen. Was Franziskus und der Protz-Bischof genau besprachen, darüber sei Stillschweigen vereinbart worden, teilten sowohl der Vatikan als auch das Limburger Bistum mit." Soweit bild.de am späteren Montagnachmittag
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© Martin Willing 2012, 2013