Am 3. November 2013 tröpfelten dann doch weitere
Einzelheiten über Bischof Franz-Peter und seine "Verfassung" während der
Auszeit in Metten an die Öffentlichkeit.
domradio.de ließ
verlauten:
► Der momentan beurlaubte Limburger
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist nach Aussage eines Bekannten
nicht verbittert. Es gebe auch "keine Spur von Bosheit oder Hass", sagte
der Rektor des päpstlichen Priesterkollegs "Anima" in Rom, Franz Xaver
Brandmayr, der Tageszeitung "Österreich am Sonntag". "Er ist wohl aber
enttäuscht, von anderen, die sich in ihrer Verantwortlichkeit plötzlich
abputzen."
Das Portal
katholisch.de berichtete ebenfalls über das
Zeitungsinterview:
► Der Geistliche nahm den Limburger
Bischof in Schutz. Tebartz-van Elst sei bescheiden und liebenswert, so
Brandmayr. Zudem könne ihm keiner vorwerfen, dass er sich bei den
Bauvorhaben in seinem Bistum persönlich bereichert habe. "Die riesige
Summe mag erschreckend sein, aber es ist niemand zu kurz gekommen und es
wurde nichts verspekuliert", betonte Brandmayr. Darüber hinaus habe der
Bischof keine teuren Privatgemächer bauen lassen. Alles sei "sehr
puristisch", sagte Brandmayr unter Verweis auf Aufnahmen.
domradio.de meldete noch:
Kurz nach der Audienz des Limburger Bischofs beim Papst habe Brandmayr mit
Tebartz-van Elst gesprochen. "Es
gab keinen Tadel, sondern Verständnis und das gemeinsame Bemühen, eine
Lösung und Klärung zu finden", sagte Brandmayr dem Blatt. Tebartz-van
Elst würde gerne nach Limburg zurückkehren. "Er ist bereit zur
Versöhnung und es wäre schön, wenn es der katholischen Kirche gelänge,
alles zu klären, und es sich schließlich zeigt, dass alles korrekt
gelaufen ist."
"Kirche laufen Mitglieder davon", berichtete die
Neue Rhein-Zeitung (8.11.2013). In Oberhausen habe sich die Zahl
der Kirchenaustritt im Oktober 2013 im Vergleich hzum Oktober 2012 mehr
als verdoppelt (114 zu 52). Düsseldorf vermelde für Oktober 427
Kirchen-Abmeldungen (statt 202 im Vorjahr). "In Duisburg treten in der
Regel etwa 30 Christen im Monat aus der Kirche aus. Nach dem Skandal um
Tebartz-van Elst waren es im Oktober 2013 gar 107 - fast dreimal so
viele wie sonst üblich", schrieb die
NRZ.
Nach Ansicht des Unternehmensberaters Thomas von
Mitschke-Collande, der von mehreren deutschen Bistümern und der
Deutschen Bischofskonferenz bei ihren Umstrukturierungen zu Rate gezogen
worden ist, wird die Causa Tebartz-van Elst die katholische Kirche
langfristig stark verändern. "Nicht nur due Glaubwürdigkeit der
katholischen Kirche liegt am Boden, auch ihr finanzielles Fundament und
ihre Finanzierung stehen auf dem öffentlichen Prüfstand", schrieb der
Unternehmensberater in der Südddeutschen Zeitung (9./10.11.2013).
Zunehmend scheine es auch mit der innerkirchlichen Geheimnistuerei
vorbei zu sein.
Die katholische und evangelische Kirche sollten auf die Staatsleistungen
(Donationen, gezahlt seit 1803) verzichten. Zwar hätten die Kirchen
"einen klaren Rechtsanspruch auf diese Leistungen, die sich allein für
die katholische Kirche auf mehr als 200 Millionen Euro im Jahr summieren
werden." Aber in diesem Punkt plädiere er "für eine radikale
Entweltlichung. Finanziell wäre dieser Verlust durchaus verkraftbar." In
den vergangenen zwei Jahrhunderten seien den Kirchen neue,
berträchtliche Vermögenswerte zugewachsen; die Kirchensteuer sei als
Hauptfinanzierungsquelle hinzugekommen. "Allein im Jahr 2012 waaren es
5,2 Milliarden Euro, eine Rekordsumme, das 26-Fache der
Staaatsleistungen."
"Die Kirche würde damit argumentativen Ballast abwerfen und die
Meinungsführerschaft bei diesem Thema übernehmen. Sie würde verlorene
Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, unabhängiger werden und einen Beitrag
zur Entflechtung von Kirche und Staat leisten."
Der frühere Präsident des Päpstlichen Einheitsrates,
Kardinal Walter Kasper, lobte die "sehr weise Entscheidung" des Papstes
im Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst (
domradio.de
vom 10.11.2013). In Limburg sei ein "schrecklicher Schaden" angerichtet
worden, dort sei vieles "schlimm, ja verheerend gelaufen".
Dennoch dürfe es keine Vorverurteilungen und "keine öffentliche
Hinrichtung" geben. Entschieden werde erst, wenn das Ergebnis der
Überprüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz vorliege. Äußerungen
des einen oder anderen Bischofs in diesem Kontext habe er "nicht gut
gefunden", merkte der Kardinal an. Zudem stelle sich die Frage nach der
Rolle der Gremien bei den Entscheidungen im Bistum Limburg. "Das ist
nicht die Schuld eines einzigen Mannes", so Kasper.
kirchensite.de ergänzte: Kardinal Kasper habe die zuständigen
Gremien im Bistum Limburg kritisiert, die sich fragen lassen müssten, wo
sie ihre Verantwortung nicht wahrgenommen hätten. "Wer da meint, nicht
gegen eine 'Aura' des Bischofs habe ankommen zu können, der hat keinen
Charakter."
Am 12. November 2013 berichtete die
Rheinische Post über ein Gespräch, das das
Vatican
Magazin mit Tebartz-van Elst geführt habe. Darin habe sich der
Limburger Bischof empört darüber gezeigt, als "Protzbischof" bezeichnet
zu werden. Die Entscheidungen in Limburg seien immer kollegial getroffen
worden. "Protz und Prunk sagten ihm nichts, da wisse jeder, der ihn
kenne und jeder, der das neue Bischofshaus gesehen habe", berichtete die
RP. "'Es sei nicht protzig, sondern vor allem wertig', heißt es
in dem Bericht" des
Vatican-Magazins. Tebartz-van Elst halte an
seinem Traum fest, nach Limburg zurückkehren zu können. Auch
"unversöhnlich scheinende Positionen" könnten sich "wieder
zusammenfinden"; davon wolle er sich nicht abbringen lassen.
Offenkundig litt die Wahlbeteiligung an den
Pfarreiratswahlen im Bistum Münster am Wochenende 9./10. November 2013
unter der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche. Die Beteiligung ging um rund
30 Prozent zurück. Nur 7,1 Prozent der rund 1,5 Millionen
Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. "Wir müssen davon ausgehen, dass
auch die Diskussionen der vergangenen Wochen zu der geringen
Wahlbeteiligung beigetragen haben", sagte Generalvikar Norbert
Kleyboldt. Darunter habe die Glaubwürdigkeit der Kirche gelitten,
meldete
kirchensite.de am 13. November. "Die Stimmung ist
derzeit bei vielen Menschen schlecht, gerade auch bei denen, die das
kirchliche Leben prägen", sagte Kleyboldt.