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Kapitel 14

Am 3. November 2013 tröpfelten dann doch weitere Einzelheiten über Bischof Franz-Peter und seine "Verfassung" während der Auszeit in Metten an die Öffentlichkeit. domradio.de ließ verlauten:

Der momentan beurlaubte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist nach Aussage eines Bekannten nicht verbittert. Es gebe auch "keine Spur von Bosheit oder Hass", sagte der Rektor des päpstlichen Priesterkollegs "Anima" in Rom, Franz Xaver Brandmayr, der Tageszeitung "Österreich am Sonntag". "Er ist wohl aber enttäuscht, von anderen, die sich in ihrer Verantwortlichkeit plötzlich abputzen."

Das Portal katholisch.de berichtete ebenfalls über das Zeitungsinterview:

Der Geistliche nahm den Limburger Bischof in Schutz. Tebartz-van Elst sei bescheiden und liebenswert, so Brandmayr. Zudem könne ihm keiner vorwerfen, dass er sich bei den Bauvorhaben in seinem Bistum persönlich bereichert habe. "Die riesige Summe mag erschreckend sein, aber es ist niemand zu kurz gekommen und es wurde nichts verspekuliert", betonte Brandmayr. Darüber hinaus habe der Bischof keine teuren Privatgemächer bauen lassen. Alles sei "sehr puristisch", sagte Brandmayr unter Verweis auf Aufnahmen.

domradio.de meldete noch: Kurz nach der Audienz des Limburger Bischofs beim Papst habe Brandmayr mit Tebartz-van Elst gesprochen. "Es gab keinen Tadel, sondern Verständnis und das gemeinsame Bemühen, eine Lösung und Klärung zu finden", sagte Brandmayr dem Blatt. Tebartz-van Elst würde gerne nach Limburg zurückkehren. "Er ist bereit zur Versöhnung und es wäre schön, wenn es der katholischen Kirche gelänge, alles zu klären, und es sich schließlich zeigt, dass alles korrekt gelaufen ist."

"Kirche laufen Mitglieder davon", berichtete die Neue Rhein-Zeitung (8.11.2013). In Oberhausen habe sich die Zahl der Kirchenaustritt im Oktober 2013 im Vergleich hzum Oktober 2012 mehr als verdoppelt (114 zu 52). Düsseldorf vermelde für Oktober 427 Kirchen-Abmeldungen (statt 202 im Vorjahr). "In Duisburg treten in der Regel etwa 30 Christen im Monat aus der Kirche aus. Nach dem Skandal um Tebartz-van Elst waren es im Oktober 2013 gar 107 - fast dreimal so viele wie sonst üblich", schrieb die NRZ.

Nach Ansicht des Unternehmensberaters Thomas von Mitschke-Collande, der von mehreren deutschen Bistümern und der Deutschen Bischofskonferenz bei ihren Umstrukturierungen zu Rate gezogen worden ist, wird die Causa Tebartz-van Elst die katholische Kirche langfristig stark verändern. "Nicht nur due Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche liegt am Boden, auch ihr finanzielles Fundament und ihre Finanzierung stehen auf dem öffentlichen Prüfstand", schrieb der Unternehmensberater in der Südddeutschen Zeitung (9./10.11.2013). Zunehmend scheine es auch mit der innerkirchlichen Geheimnistuerei vorbei zu sein.

Die katholische und evangelische Kirche sollten auf die Staatsleistungen (Donationen, gezahlt seit 1803) verzichten. Zwar hätten die Kirchen "einen klaren Rechtsanspruch auf diese Leistungen, die sich allein für die katholische Kirche auf mehr als 200 Millionen Euro im Jahr summieren werden." Aber in diesem Punkt plädiere er "für eine radikale Entweltlichung. Finanziell wäre dieser Verlust durchaus verkraftbar." In den vergangenen zwei Jahrhunderten seien den Kirchen neue, berträchtliche Vermögenswerte zugewachsen; die Kirchensteuer sei als Hauptfinanzierungsquelle hinzugekommen. "Allein im Jahr 2012 waaren es 5,2 Milliarden Euro, eine Rekordsumme, das 26-Fache der Staaatsleistungen."

"Die Kirche würde damit argumentativen Ballast abwerfen und die Meinungsführerschaft bei diesem Thema übernehmen. Sie würde verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, unabhängiger werden und einen Beitrag zur Entflechtung von Kirche und Staat leisten."

Der frühere Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper, lobte die "sehr weise Entscheidung" des Papstes im Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst (domradio.de vom 10.11.2013). In Limburg sei ein "schrecklicher Schaden" angerichtet worden, dort sei vieles "schlimm, ja verheerend gelaufen".

Dennoch dürfe es keine Vorverurteilungen und "keine öffentliche Hinrichtung" geben. Entschieden werde erst, wenn das Ergebnis der Überprüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz vorliege. Äußerungen des einen oder anderen Bischofs in diesem Kontext habe er "nicht gut gefunden", merkte der Kardinal an. Zudem stelle sich die Frage nach der Rolle der Gremien bei den Entscheidungen im Bistum Limburg. "Das ist nicht die Schuld eines einzigen Mannes", so Kasper.

kirchensite.de ergänzte: Kardinal Kasper habe die zuständigen Gremien im Bistum Limburg kritisiert, die sich fragen lassen müssten, wo sie ihre Verantwortung nicht wahrgenommen hätten. "Wer da meint, nicht gegen eine 'Aura' des Bischofs habe ankommen zu können, der hat keinen Charakter."

Am 12. November 2013 berichtete die Rheinische Post über ein Gespräch, das das Vatican Magazin mit Tebartz-van Elst geführt habe. Darin habe sich der Limburger Bischof empört darüber gezeigt, als "Protzbischof" bezeichnet zu werden. Die Entscheidungen in Limburg seien immer kollegial getroffen worden. "Protz und Prunk sagten ihm nichts, da wisse jeder, der ihn kenne und jeder, der das neue Bischofshaus gesehen habe", berichtete die RP. "'Es sei nicht protzig, sondern vor allem wertig', heißt es in dem Bericht" des Vatican-Magazins. Tebartz-van Elst halte an seinem Traum fest, nach Limburg zurückkehren zu können. Auch "unversöhnlich scheinende Positionen" könnten sich "wieder zusammenfinden"; davon wolle er sich nicht abbringen lassen.

Offenkundig litt die Wahlbeteiligung an den Pfarreiratswahlen im Bistum Münster am Wochenende 9./10. November 2013 unter der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche. Die Beteiligung ging um rund 30 Prozent zurück. Nur 7,1 Prozent der rund 1,5 Millionen Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. "Wir müssen davon ausgehen, dass auch die Diskussionen der vergangenen Wochen zu der geringen Wahlbeteiligung beigetragen haben", sagte Generalvikar Norbert Kleyboldt. Darunter habe die Glaubwürdigkeit der Kirche gelitten, meldete kirchensite.de am 13. November. "Die Stimmung ist derzeit bei vielen Menschen schlecht, gerade auch bei denen, die das kirchliche Leben prägen", sagte Kleyboldt.

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© Martin Willing 2012, 2013