In die Debatte um juristische Bewertungen schaltete
sich der frühere Bundesverfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch ein. Er
erinnerte im Wiesbadener Kurier (30.10.) an den Grundsatz der
Unschuldsvermutung, meldete das Portal katholisch.de am selben
Tag. Im Falle Tebartz-van Elst scheine dieser Grundsatz jedoch
unbekannt. "Da liege jemand am Boden und gnadenlos werde weiter auf ihn
eingetreten. Rücksichtslos heizten die Gazetten die Stimmung gegen den
Bischof an". hieß es bei katholisch.de. "Auch das Prinzip der
Menschenwürde gerate aus dem Blick, wenn sich die vermeintliche
Mitwirkung an der Aufklärung bedenklicher Vorgänge als Lust an der
Demütigung der Verdächtigen offenbare", habe Jentsch im Wiesbadener
Kurier erklärt.
Einen bemerkenswerten Beitrag postete Klaudia de Mür (Kevelaer) in die
Facebook-Gruppe Kevelaer und Umgebung - Damals und heute:
► "Ich rege an, die Perspektive zu
veraendern, aus der heraus wir die Situation in einem anderen Licht
sehen koennen. Wir wuenschen uns alle eine bessere Welt (was auch immer
das im Detail fuer jeden einzelnen bedeutet). Dazu muessen sich die
alten eingefahrenen Strukturen veraendern. Die gesellschaftlichen
Strukturen in Deutschland sind von der Kirche gelegt, und wie aktiv sie
immer noch sind, haben wir durch die Medien gerade erfahren. Der 'Fall
TvE' hat viel Licht auf diese Strukturen geworfen und insofern dazu
beigetragen, dass Veraenderung passieren kann. Die frage ist nun: WER
veraendert hier? Die Kirche? WER ist 'die Kirche'? Oder auch: WER ist
Gesellschaft? WER wenn nicht WIR? Interessanterweise tun wir alle so,
als seien es 'die anderen', kreieren so ein Gefuehl der Machtlosigkeit,
machen uns auf diesem Weg machtlos und schimpfen auf 'die anderen', ein
Phantom, von uns selber erschaffen. ICH BIN kirche, in dem Sinne, da die
Kirche das Christuslicht in uns repraesentiert, das uns allen innewohnt.
Dieses Licht verbindet mich mit allen Menschen. Insofern bin ich Kirche.
Und verbunden fuehle ich mich mit der Familie Tebartz-van Elst in
Twisteden, die ich gar nicht wirklich kenne. Aber was ich deutlich sehe
ist das, was sie erschaffen hat: eine Oase der Entspannung, Erholung und
Freude. Das muss eine kraftvolle Familie sein, zu schaffen, was eine
Stadt weit und breit nicht in der Lage ist zu erschaffen. Und vielleicht
ist es genau der richtige Zeitpunkt, dieser Familie zurueckzugeben, was
sie so vielen gegeben hat. Ich lade ein, in die Tat zu gehen, denn: 'Es
gibt nichts Gutes, ausser man tut es'. Und: YES WE CAN."
Dass die Familie in Twisteden sogar Morddrohungen
erhalten habe, wie einige Medien berichtet hatten, wurde inzwischen von
der Kreispolizei untersucht. Journalist Klaus Schürmanns erklärte in der
Kevelaerer Facebook-Gruppe: "Die Meldung über die angebliche Morddrohung
stimmt so nicht. Der Sprecher der Kreispolizeibehörde Kleve konnte die
Pressemeldungen von 'Bunte' und 'Spiegel' in dieser Angelegenheit mir
gegenüber jedenfalls nicht bestätigen.
Wie hier schon berichtet, hat die Klever Polizei aus den Medien von der
angeblichen Bedrohungslage erfahren und sich letzten Donnerstag mit der
Familie in Verbindung gesetzt. Völlig durchgeknallt waren in diesem Fall
die genannten Medien, so einen Blödsinn in die Welt zu setzen."
Der Blattus-Autor kommentierte das auf Facebook nicht. Seine
Informationen gehen leider tiefer: Es hat die Drohung gegeben.
Das Kevelaerer Blatt gab am 24. Oktober
2013 die Aussage von Twistedens Ortsvorsteher Josef Kosch wieder,
"Morddrohungen gegen die Familie, von denen ebrichtete wurde, seien
'einfach unverschämt'". Und: "Pfarrer Adreas Poorten war selbst bei
Tebartz-van Elsts Mutter, als ein anderer 'böser Anruf' kam, und kann
darüber nur traurig den Kopf schütteln." Über Poorten schrieb das KB:
"Tebartz-van Elst habe sicher Fehler gemacht, aber sich nicht persönlich
bereichert. Zudem gelte das Bistum Limburg schon lange als schwierig,
berichtet Poorten, weil dort 'unterschiedliche religiöse Landschaften
aufeinander treffen'".
Am Tag vor Allerheiligen, am "Halloween-Tag" 31.
Oktober, meldeten die Medien, dass die Suche nach dem Verbleib des
beurlaubten Bischofs Tebartz-van Elst zu Ende sei: "Auszeit im Kloster
Metten".
"Die niederbayerische Benediktinerabtei Metten hat den Limburger Bischof
Franz-Peter Tebartz-van Elst aufgenommen. Seit Mittwoch sei der Bischof
Gast des Klosters, teilte Abt Wolfgang M. Hagl am Donnerstag mit. 'Die
Benediktiner freuen sich, dass der Bischof von Limburg in Metten eine
geistliche Zeit der Erholung verbringt,'" hieß es beispielsweise bei
katholisch.de. Der Abt habe um Verständnis gebeten, dass keine
weiteren Erklärungen abgegeben würden, und an die Öffentlichkeit die
Bitte gerichtet, "das Kloster als besonderen Ort der Stille zu
respektieren".
katholisch.de berichtete außerdem: "Tebartz-van Elst nehme am
Gebets- und Gemeinschaftsleben der Abtei teil, so der Abt. Seit seiner
Lehrtätigkeit an der Universität Passau und auch während seines Dienstes
als Weihbischof in Münster und dann als Bischof von Limburg habe er
immer wieder geistliche Zeiten in Kloster Metten verbracht."
Was in der breiten Öffentlichkeit weithin unbekannt ist und wohl auch
nur von einem Kevelaerer entdeckt werden kann: Bischof Franz-Peter ist
im niederbayrischen Kloster Metten der Consolatrix Afflictorum
ganz nah - der Trösterin der Betrübten, mit der er als Kind und
Jugendlicher im Raum Kevelaer aufgewachsen ist.