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Die
"Wehling-Garagen" am Peter-Plümpe-Platz sind weg! Ein viergeschossiger
Neubau soll hier gebaut werden. Bereits vor 25 Jahren standen die
Schlicht-Garagen den Stadtplanern im Weg - auch der Sparkasse, die hier
eine neue Filiale errichten wollte. Ein Reizwort waren die
"Wehling-Garagen" sogar schon in der Amtszeit von Stadtdirektor
Dr. Karl-Heinz
Röser. Der Garagenbesitzer hatte auch ihn abblitzen lassen.
Nicht ganz ernst gemeint, da aussichtslos, war die in den 1980er-Jahren
ausgestoßene Drohung, den Garagenbesitzer zu enteignen, damit die
Marktplatz-Planung nicht länger blockiert werde. Die Verantwortlichen im
Rathaus übten sich in Geduld und durften erst 2001 aufatmen: Endlich
konnten sie den Garagenhof kaufen.
Nun machte der "störende Schandfleck" eine erstaunliche Verwandlung
durch: Er mutierte zu einer schönen Einnahmequelle für die Stadtkasse,
die vorerst erhalten werden sollte. Jedenfalls schien es die Stadt mit
Veränderungen nicht sehr eilig zu haben.
2005 wurden die ehemaligen "Wehling-Garagen" in die Rahmenplanung
Südliche Innenstadt aufgenommen. Man nannte das "Baublockschließung
zur Behebung der städtebaulich unbefriedigenden Situation (Garagenhof
Annastraße) sowie die Neugestaltung einer überdachten Fläche mit
Mehrzweckfunktionen an der Annastraße" und hoffte auf einen saftigen
Landeszuschuss.
Der damalige technische Beigeordnete Dr. Just Gérard geriet 2006 sogar
ins Schwärmen. „Ich kann mir nicht vorstellen, den Peter-Plümpe-Platz
großvolumig zu bebauen. Da muss Leben drauf - im Bereich der
Wehling-Garagen vielleicht mit einem Café, wo Leute draußen sitzen; an
der Normaluhr ein Getränke-Pavillon, ebenfalls mit Außenplätzen.“
Gérard wusste sich einig mit dem Bürgermeister. "Ich
wehre mich dagegen, den Peter-Plümpe-Platz nur unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten zu betrachten", beteuerte Dr. Axel Stibi.
Gérard und Stibi erhoben den Marktplatz
2006 zu einem "weltlichen Zentrum voller Kommen und Gehen, Sehen und
Gesehenwerden." Und sie versicherten: „Wir müssen Bürgern und Besuchern
etwas bieten, damit sie sich gern hier aufhalten“ - eine Mischung aus
Parkmöglichkeiten und kleiner Grüner Lunge mit Logenplätzen auf Bänken
und Caféhausstühlen.
Indes: Sechs Jahre nach diesem Hohen Lied standen
die Wehling-Garagen immer noch.
Anfang 2012 fanden sie sogar politische Verteidiger. Die SPD-Fraktion,
die nach Einsparmöglichkeiten für den neuen Haushalt geforscht hatte,
wollte die 39.000 Euro streichen, die für den Abriss der Garagen in den
Etatentwurf gestellt worden waren. Die Mieteinnahmen seien nicht übel,
und um ein Schandfleck zu sein, seien die Wehling-Garagen nicht hässlich
genug.
Das fand die Verwaltung gar nicht schön und ließ im November 2012 die
Dinger endlich verschwinden. Denn mittlerweile hatte sich die Stadt
mit einer Bauherrengemeinschaft aus Goch und ihrem Architekten Wilhelm
Verfürth (Kevelaer, Sohn des Malers Hans Verfürth) darüber geeinigt, was hier 2013 entstehen soll,
nämlich ein bis zu viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Das dafür
ausgeguckte Grundstück befindet sich in städtischem und privatem
Eigentum.
Zur Zeit werden von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mieter
gesucht. Über den geplanten Geschäften sollen Komfortwohnungen
entstehen. Die Anzahl der Geschäfte und die Branchen stehen noch nicht
fest und werden sicherlich auch davon abhängen, was die Mietersuche
ergibt.
Bleibt was davon übrig, wovon Stibi und Gérard vor sechs Jahren geträumt
haben? Man wird sehen, ob hier "Logenplätze auf Bänken und
Caféhausstühlen" für die Bürger entstehen.
Freitag, 30. November 2012
© Martin Willing 2012, 2013