Logo für Blattus Martini



Logo für Buchstaben A Logo für Buchstaben B Logo für den Buchstaben c Logo für den Buchstaben d Logo für den Buchstaben e Logo für den Buchstaben f Logo für den Buchstaben g Logo für den Buchstaben h Logo für den Buchstaben i Logo für den Buchstaben j Logo für den Buchstaben k Logo für den Buchstaben l Logo für den Buchstaben m
    SACHBEGRIFFE |
Wappen von Wetten

Nach einem Siegel von 1390 entworfen | Eingeführt am 23. August 1953 

Wappen von WettenDas Wettener Wappen geht auf ein Siegel zurück, mit dem eine Urkunde vom 2. Oktober 1390 beglaubigt worden ist. Das Dokument stammt aus der Zeit des Fürsten Wilhelm I. von Jülich, der die Erbfolge des Hauses Geldern angetreten hatte, nachdem mit dem Tod Reinald II. die Geldernsche Dynastie im Mannesstamm ausgestorben war.

Laut Urkunde erschienen vor den Schöffen von Wetten, einem ordentlichen Richter und einem öffentlichen Gericht, Dietrich von der Keldink und seine Ehefrau Margarete, um ín des Richters Hand und vor den anwesenden Zeugen mit Hand und Mund zu behufs des Johann von Hyrtfeld für den Grafen von Cleve und seine Erben und Nachkommen das Eigentumsrecht an dem Hof zu Keylaer zu übertragen. Der entscheidende Wortlaut:

 „Ingetugnisse, want dit voer ons gecomen en geschiet is, hebben wie ons gemeyne Scependoms zegel aen desen Brief gehange.“

Zu deutsch: „Zum Zeugnis, dass dieser Vertrag vor uns abgeschlossen wurde, haben wir unser Schöffensiegel an dieser Urkunde befestigt.“

An dem Schriftstück hängt ein Schöffensiegel, das im 20. Jahrhundert dem Gemeindewappen als Vorlage diente: Das Siegel und spätere Wappen zeigen eine sechsblättrige offene weiße Blüte (Mispel oder Rose) mit zwei wuchtigen, goldenen Löwenkrallen auf rotem Grund, die nach oben aus ihr herauswachsen.

Wappen von Wetten
Das alte Siegel von 1390.

Sich ein solches prachtvolles Wappen zu geben, das die Eigenständigkeit und Bedeutung der Gemeinde Wetten unterstreichen sollte, wurde den Gemeindevätern von Wetten erst im 20. Jahrhundert zu einem Bedürfnis. Zwar sind schon aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg Bestrebungen bekannt, das schmucklose, im Gebrauch befindliche Gemeindesiegel nach einem der alten Schöffensiegel umzugestalten, die zur Geschichte Wettens in Verbindung standen und über sie Aussagen machen konnte; aber entsprechende Beschlüsse blieben zunächst aus.

Nach Ende der französischen Besatzungszeit und mit Zugehörigkeit zu Preußen verschwanden die individuellen Siegel und Wappen aus dem Amtsgebrauch der kleineren Gemeinden. Als Einheitssymbol verdrängte der preußische Adler die vielfältigen Zeichen in den Ortssiegeln.

1951 wurde in Wetten der Gedanke aufgegriffen, sich ein Siegel und Wappen zu geben, das die Geschichte Wettens nachzeichnete. Treibende Kraft war Johann Kösters, der Heimatdichter von Wetten. Anlässlich der Herbstkirmes 1951, der ersten nach Kriegsende trug der damalige Festkettenträger Hermann Steegmann die 1934 von der Gemeinde gestiftete Festkette. Das Mittelstück der Festkette zeigt die Nachbildung eines alten Schöffensiegels von 1613, das Dechant Krimphove seinerzeit auf einer Urkunde vom 24. Juni 1613 gefunden hatte. Dargestellt ist eine fünfblättrige Rose, die von einem Kleeblatt und einem Schriftband „Siegel Wetten 1613“ umrahmt wird.

Zielstrebig ging Johann Kösters auf die Suche nach den noch älteren Schöffensiegeln von Wetten und wurde im Staatsarchiv in Düsseldorf fündig. Dort stieß der Wettener Heimatfreund auf die Urkunde vom 3. Oktober 1390.

Das Präsidium der Geselligen Vereine ergriff 1952 die Initiative: Am 15. Dezember richtete es an den Gemeinderat die Bitte, das derzeitige neutrale Gemeindesiegel, das über die geschichtliche Vergangenheit Wettens nichts auszusagen vermochte, nach dem alten Schöffensiegel umzugestalten. Die zuständigen Behörden wurden um die Erteilung der erforderlichen Genehmigung ersucht, die von der Bedingung abhängig gemacht wurde, dass zur die Erlaubnis zur Führung eines Gemeindewappens eingeholt würde. Ferner wurde der Gemeindevertretung nahegelegt, gleichzeitig die Festlegung der Gemeindefarben zu beantragen.

Bereits am 24. März 1953 konnte der Gemeindevertretung eine Denkschrift überreicht werden, die unter Hinweis auf die geschichtlichen Zusammenhänge die Einführung von Wappen, Siegel und Fahnen begründete und in der die vorgelegten Entwürfe erläutert wurden. Die Gemeindevertretung stimmte allen Anträgen zu.

Das neue Wappen von Wetten, das von dem Heraldiker Wolfgang Pagenstecher aus Düsseldorf nach dem alten Schöffensiegel entworfen wurde, wird im Genehmigunsantrag des Gemeinderates vom 24. März 1953 wie folgt beschrieben:

„In rot eine sechsblättrige Mispelblüte (sogenannte Geldersche Rose) mit goldener Butze und goldenen Kelchblättern. Rechts und links vom obersten Blatt je ene goldene Löwenklaue nach außen gerichtet.“

Das Siegel trägt die Umschrift „Sigillum scabinorem de Wette“ („Siegel der Schöffen von Wetten“).

Das Wappen wurde vom Kunstschlosser Paul Vos (Veert), das Siegel in Goldschmiedewerkstatt Johann van Ooyen in Kevelaer gefertigt.

Die dem Wappen des Herzogtums Geldern entnommenen Löwenklauen rührten in Kevelaer einen gewissen Verdacht. Amtsbürgermeister Peter Plümpe hakte in Wetten nach, ob dieses Bild "gegen Kevelaer" gerichtet sei. Die Wettener konnten die Kevelaerer erfolgreich beruhigen.

Der 23. August 1953 war der große Tag, an dem das neue Wettener Gemeindewappen offiziell eingeführt wurde. Der Festtag begann mit einem Hochamt, an dem die Geselligen Vereine geschlossen teilnahmen. Anschließend ging es im Festzug durch die geschmückten Straßen bis zum Saale Küppers, wo eine Festsitzung der Gemeindevertretung eröffnet wurde. In dieser Sondersitzung wurden Wappen und Siegel zusammen mit der Genehmigung für die neuen Gemeindefarben „Rot-Gold“ durch Landrat Bösken der Gemeindevertretung übergeben. Ratmitglieder waren damals unter Bürgermeister Johann Verheyen, Johann Croonenbroeck, Jakob Leurs, Heinrich Krauhausen, Franz Helmus, Franz Terhoeven, Mathias Broeckmann, Paul Roghmanns.

Wappen von WettenDer Gemeinderat beschloss zugleich, ein Ehrenbuch anzulegen, in das die Geschichte des Gemeindewappens eingetragen werden sollte und "in dem die Gemeinde Wetten für alle Zeiten ihre großen Tage und denkwürdigen Ereignisse, alle Männer und Frauen, die sich um die Entwicklung unseres Heimatdorfes besondere Verdiente erwerben, verzeichnen wird."

Das neue Gemeindewappen am Haus des Bürgermeisters.

Nach der Sitzung brachte Amtsbürgermeister Peter Plümpe das Wappen am Haus von Bürgermeister Johann Verheyen an.

Mit der kommunalen Neuordnung im Jahre 1969 verlor die Gemeinde Wetten ihre Selbstständigkeit. Damit erlosch auch das Recht, das Wappen weiterzuführen. Ein Teil des Wappens aber ist in Form der Mispelblüte im Stadtwappen der neuen Stadt Kevelaer erhalten geblieben.

© Martin Willing 2012, 2013