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Unternehmer aus Kevelaer | * 1922 | † 2003
Er war ein Unternehmer, wie ihn sich eine Stadt nur wünschen kann:
Ideenreich, entschlossen und erfolgreich. Mit Siegfried Schreiner ging
einer der letzten großen Unternehmer von Kevelaer, die von der
Nachkriegszeit bis heute Aufbauarbeit geleistet haben.
Um Siegfried Schreiner und seiner Leistung gerecht zu werden, müssen wir
bis ins Jahr 1928 zurückschauen, als Max Schreiner (gest. 1959), sein
Vater, die Grundlagen für die heutige Max Schreiner GmbH & Co. KG legte.
Der Vater wollte schon vor dem Zweiten Weltkrieg die von ihm betriebene
Matratzen-, Polstermöbel- und Steppdeckenfertigung aus dem
handwerklichen in das industrielle Stadium führen. Aber die Zeit war
nicht reif. Weltweite Verbindungen, die das Schreiner-Unternehmen heute
auszeichnen, konnte die Firma zwischen den Weltkriegen noch nicht
knüpfen. Dann folgten Evakuierung, Zusammenbruch und Notzeiten, aber
auch der Wiederaufbau. Der bereits 70-jährige Vater wagte den Neubeginn
ein weiteres Mal und holte 1948 seinen Sohn in die Geschäftsleitung.
Siegfried Schreiner, ein vor Geschäftsideen sprühender Unternehmer,
fädelte Verknüpfungen und Verbindungen zu Produktionsstätten in allen
Erdteilen ein, betrieb neben Einzel- und Großhandel auch Vertretungen
und Eigenproduktionen in vielen Ländern und machte aus dem
Schreiner-Unternehmensverbund eine der weltweit größten Zulieferfirmen
für die Matratzen-, Polstermöbel- und Steppdeckenindustrie.
In den 1960er-Jahren legte Siegfried Schreiner den Grundstock zur heutigen
Weberei, die auf 5.000 Quadratmetern Fläche Bänder und Textilien für die
Matratzenherstellung produziert. In Schravelen stehen die technisch
modernsten, computergesteuerten Maschinen.
Die Ansiedlung von Schreiner in Schravelen (1962) hatte der damalige
Chef der Gemeinde Winnekendonk, Amtsdirektor August Wormland, möglich
gemacht. Er verkaufte der Firma Schreiner eine riesige Gewerbefläche am
Niersweg.
1966 entstand die Continental Ticking GmbH, die CT, die Schreiners
Markenzeichen ist und in über 50 Niederlassungen und Vertretungen auf
dem Globus Produkte aus Schravelen - hier wird das ganze Jahr über in
zwei Schichten produziert - vermarktet. „Die CT ist mittlerweile die
treibende Kraft, die zahlreiche Auslandsfirmen und Webereien unter
diesem Namen gegründet hat, die ihre technischen Impulse aus Kevelaer
erhalten und dazu beitragen, die Industrialisierung, auch in der Dritten
Welt, voranzutreiben“, sagte Unternehmenschef Siegfried Schreiner beim
70-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1998.
Schreiners Handschrift finden wir in etlichen Unternehmen: 1972 gründete
er mit Partnern die erste von zwei Computerfirmen, die unter dem
Markennamen SDV rasante Aufstiegskurven hinlegten. Die erste, die SDV
Schreiner Datenverarbeitungs GmbH, kehrte schon bald Kevelaer den Rücken
und siedelte sich in Krefeld-Uerdingen an. Die zweite, eine aufstrebende
Softwareschmiede in der Friedenstraße, für die Arbeitsplatzstruktur in
der Stadt eminent wichtig, wanderte 1988 ab, nachdem sich bei den
Geschäftsführern der Eindruck verfestigt hatte, Kevelaer sei für die
EDV-Branche eine „schlechte Adresse“.
Der Abschied fiel den SDV-Machern nicht schwer, denn freundliche,
fördernde Begleitung durch Verantwortliche im Rathaus hatten sie nicht
kennen gelernt. 20 hochqualifizierte Arbeitsplätze gingen verloren.
Keine zehn Jahre danach gehörte SDV, nunmehr in Krefeld ansässig, zu den
führenden System- und Softwarehäusern in Deutschland - mit rund 200
Mitarbeitern.
Siegfried Schreiner (M.)
konnte sich auf die Unterstützung seiner Familie und engsten Mitarbeiter
stützen.
Siegfried Schreiner, auf den außer der SDV-Gruppe noch weitere
Firmengründungen zurückgehen, konnte sich im Alter - so wie sein Vater
Max auf ihn - auf seine Söhne stützen, die sein Werk fortführen.
Siegfried Schreiner (80) hinterließ neben seinen Kindern seine Frau
Hildegard (* 1919, † 2011), eine Tochter des Schuhfabrikanten und Heimatdichters
Theodor
Bergmann.
Hildegard und Siegfried
Schreiner (1998).