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    SACHBEGRIFFE |
Post, Bert van der

Friseurmeister, Kunstförderer, Seelsorger | * 1937 | † 2011



Foto zeigt Bert van der PostDer Friseurmeister betrieb an der Amsterdamer Straße 11 einen Salon, der zuweilen nach Feierabend ausgeräumt wurde, um Platz für Kunstausstellungen zu schaffen. Dann wurde aus dem Friseurbetrieb die "Galerie 4178". Viele heute bekannte Künstler, darunter Joseph Beuys, waren hier schon einmal zu Besuch. „Er brachte Kunst nach Kevelaer“, schrieb der Geldrische Heimatkalender 1972 über Bert van der Post. 

Seine "Galerie 4178" wurde bald zu einem Begriff in der Kunstszene. Bert van der Post bereitete den Boden, auf dem sich die später gegründeten Kunstgalerien, die Kevelaers Ruf als Kunstwerkstadt mittragen, entwickelten, so die Galerie Kocken, heute eine der bekanntesten Galerien am Niederrhein, die im Herbst 1971 eröffnete.

Es war die Familientradition, nicht Profession, die ihn Anfang der 1960er-Jahre dazu gebracht hatte, sich mit einem Frisörsalon an der Amsterdamer Straße selbstständig zu machen. Er hatte das Handwerk zwar gelernt - nach dem Vorbild der Großmutter, die erste Frisörmeisterin in Deutschland gewesen war; und es war wiederum die Oma, die bei der Geschäftseröffnung die Initiative ergriffen hatte -; aber seine berufliche Erfüllung fand Bert van der Post nicht. Zufrieden war er gleichwohl, erlaubten ihm doch das gute Salongeschäft und dessen Räumlichkeiten, seine Liebe zur Kunst auszuleben. Nach seiner Hochzeit mit Liesel Berendonk aus Kalkar (1962) und der Geburt des ersten von drei Kindern (Isabella, 1964) lud der Kunstliebhaber für Anfang 1965 zur ersten Gruppenausstellung für moderne Kunst in seinen Salon ein.

Er gründete den Theaterverein der Jugend, gab im Heidelberger Fass und im Innenhof vor der Beichtkapelle Vorstellungen. „Ich habe in Kevelaer immer in der Nähe des Kapellenplatzes gewohnt und war morgens oft der Erste, der in der Gnadenkapelle zu finden war“, sagte er in einem KB-Gespräch.

Sein Jugendtheater, dessen Mitglieder in der Weihnachtszeit Spielsachen sammelten und reparierten, um sie behinderten Kindern im Kloster St. Bernardin (Sonsbeck-Hamb) zu schenken, wurde zum Namensgeber für eine bis heute bestehende Hilfsorganisation. Als Leiter der Theatergruppe regte Bert van der Post an, in Kevelaer eine Wohneinrichtung für behinderte Kinder zu schaffen, damit deren Eltern auch mal in Urlaub fahren könnten. So wurde die vorweihnachtliche Aktion St. Nicolaus des Jugendtheaters zum Namensgeber des späteren Vereins Aktion St. Nicolaus.

Ende der 1960er-Jahre wusste Bert van der Post längst, dass ihn sein künftiges Leben auf völlig andere Wege führen würde. Er immatrikulierte 1968 an der Universität Würzburg und schaffte als Fernstudent 1971 sein theologisches Examen. „Über den Sinn des Lebens“ hatte er seine Diplomarbeit geschrieben.

1971 zog die Galerie 4178 von der Amsterdamer Straße zum Marktplatz, Ecke Busmannstraße, in einen Flachbau um. Seinen Frisörsalon hatte Bert van der Post zuvor aufgegeben. In ihn war Frisörmeisterin Marlene Schumacher - zunächst als Teilhaberin - eingestiegen.

Foto zeigt Bert van der Post in seiner GalerieDer Mann, der Frisör, dann Galerist und nun Theologe war, wollte künftig als Religionslehrer arbeiten und nur noch nebenbei seinem Hobby Kunst nachgehen. Seine 50. Ausstellung in der Galerie 4178, die im August 1971 eröffnet wurde, war dann auch so etwas wie ein vorgezogener Abschied von Kevelaer. Bert van der Post wusste genau, was er wollte, aber nicht, wo er schließlich landen würde. Nur eines war ihm klar: „Auf keinen Fall in Kevelaer.“

Bert van der Post als junger Mann in seiner Galerie in Kevelaer.

Er sprach nie öffentlich darüber, welche Erfahrungen in Kevelaer ihn veranlasst hatten, in einem Interview eine solche Aussage zu machen: „Auf keinen Fall in Kevelaer“ (Geldrischer Heimatkalender 1972, S. 65). Mit Sicherheit war es nicht das marianisch geprägte, katholische Milieu in der Wallfahrtsstadt. Als ihn 2005 Claudia Daniels für die KB-Rubrik Fern der Heimat interviewte, sagte er: „Ich habe in Kevelaer immer in der Nähe des Kapellenplatzes gewohnt und war morgens oft der Erste, der in der Gnadenkapelle zu finden war. Ich könnte Kevelaer blind malen. Das Städtchen ist fest in mein Herz eingebunden.“ Aber hier lebten auch Menschen, die sich an seiner Außergewöhnlichkeit stießen und ihn ausgrenzten.

Nachdem er 1972 seine Zelte in Kevelaer abgebrochen hatte, nahm er Wohnung im Xantener Ortsteil Lüttingen. „Da zog ich ins Pfarrhaus ein und trieb mein Unwesen.“ Hier war er Seelsorger, Küster, Lagerleiter und Gärtner, also ‘Mädchen für alles’.

Nach seiner Konvertierung zur damals gerade gegründeten „Alt-Heilig-Katholischen Kirche“ weihte ihn der Primas dieser kleinen Glaubensgemeinschaft, Erzbischof Rainer Laufers, zum Priester. Hauptsächlich in Kanada, den USA und Portugal präsent, ist diese Kirche auch im Stuttgarter und Kölner Raum tätig. Sie berief Bert van der Post an die Universitätsklinik in Köln, wo er sich als Seelsorger den Kranken der onkologischen Abteilung widmete. Es wurde seine Lebensaufgabe.

Auf wunderbare Weise von einer lebensbedrohenden Krankheit geheilt, kümmerte er sich sehr um die Begleitung Schwerstkranker und Sterbender.

Als pensionierter Seelsorger, der in Xanten wohnte, betreute er noch einige Jahre  Patienten in einer Kölner Uniklinik. „Ich schenke ihnen meine Zeit und gebe ihnen Trost und Kraft für die bevorstehende Zeit des Abschieds.

© Martin Willing 2012, 2013