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Meister des Ehrenamts | * 1953
Nach Friedrich Schiller ist die Straße benannt, an der das Heim einer Lebensrettungsgesellschaft steht, die wir als DLRG kennen. Der Mann, dessen Name mit dieser DLRG aufs Engste verknüpft ist, hat seinerzeit das Grundstück für das Schulungsheim sicherlich nicht wegen Schiller ausgesucht; aber was der Dichter in „Das Werte und Würdige“ ausspricht, könnte als Leitwort über dem Leben von Gottfried Mülders stehen:
Hast du etwas, so teile
mir’s mit,
und ich zahle, was recht ist;
Bist du etwas, o, dann tauschen
die Seelen wir aus.
Das Äußere,
das Materielle, das Oberflächliche - das hat Gottfried Mülders, den
ehrenamtlichen Arbeiter für eine große Gemeinschaft, nie interessiert.
Nicht Mitglieder sind ihm anvertraut, sondern Menschen - rund 800 an der
Zahl, davon mehr als die Hälfte Kinder.
Als sie geboren werden, hat Gottfried Mülders, der Meister des
Ehrenamts, als Vorsitzender viele Jahre hinter sich. Seit 1977 in der
Marienstadt, scheut der gelernte Kevelaerer die Risiken nicht, als er
vom öffentlichen Dienst in die freie Wirtschaft wechselt, was er - heute
arbeitet er als Prokurist im Verkauf eines Automobilunternehmens - nie
bereut.
Gottfried Mülders: Die DLRG
liegt ihm am Herzen (Aufnahme von 1993).
Von Beginn seiner Kevelaer-Zeit an prägt er mit seiner Begabung,
Menschen zu führen, den Großverein. Wäre die DLRG nur ein um Rekorde
wetteifernder Schwimmverein und hätte er seine lebensrettende Aufgabe
nicht, wohl kaum hätte sich Mülders 23 Jahre lang für ihn so eingesetzt
wie ein Vater für seine Familie. Der Geist in der Gemeinschaft ist ihm
wichtiger als der Glanz von Medaillen.
Und wie er sich um kindliche, jugendliche und erwachsene Mitglieder
kümmert, das könnte präzise in einem Lehrbuch die Aufgabe definieren,
was denn nun das Wesen eines Ehrenamts ausmacht. Nicht nur, dass es
keinen Pfennig Lohn gibt, nein, ein Ehrenamtsträger wie Mülders steht
mit Freude, Einsatz und Verlässlichkeit zu seiner Verantwortung für die
Gemeinschaft und jeden einzelnen, der zu ihr gehört.
Sich für soziale und moralische Umweltbedingungen einzusetzen, wird
heute mit dem Fachbegriff Kommunitarismus beschrieben. Es ist nichts
anderes als das, was Mülders unter der guten alten Gemeinnützigkeit
versteht. Sie zeigt sich in dem, was der Verein nicht nur nach innen,
sondern auch nach außen - für die Gesellschaft - leistet.
Die Kraft dazu liefert eine moralisch gefestigte Ordnung, die freilich
nur so stark sein kann wie die Leute, die „ordnend“ in das Zusammenleben
von Menschen eingreifen und zum gemeinsinnigen Tun ermuntern, statt
Vater Staat zu überfordern. So einfach der Mülders-Satz von 1997 klingt,
den er sagt, als der neue Bäderverein, Kevelaers größte Bürgerinitiative
aller Zeiten, das
kommunale Freibad unter seine gemeinnützige Fittiche nimmt, so stark
ist seine Losung: „Die Stadt - das sind wir Bürger“.
Gottfried Mülders:
Reibekuchen auf einem Pfarrfest von St. Marien.
Er ist mit Leib und Seele auch Angehöriger seiner Pfarrgemeinde St.
Marien, für die er 1997 in den Kirchenvorstand gewählt wird. Seinen
Wahlspruch („Jugend und Ausbildung sind die Zukunft“), nach dem er die
vielen Jahre in der DLRG gestaltet hat, überträgt Mülders auf das ganze
Gemeinwesen. Als er im Sommer 2000 von seinen DLRG-Freunden als
Vorsitzender verabschiedet wird - Mülders will aus persönlichen Gründen
kürzer treten-, wird ein weiteres Talent bekannt: Die von ihm geleiteten
Reisen und Freizeiten für Jugendliche und Ausbilder sind vorzüglich.
Der Lohn für 23 Jahre im Ehrenamt des Vorsitzenden ist eine
außerordentliche Wertschätzung, die sich im März 2000 bei einer
DLRG-Versammlung ausdrückt: Die Mitglieder ehren Gottfried Mülders mit
Standing Ovations und ernennen ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden.
Gottfried Mülders am Tag der
Bischofsweihe von Dr. Stefan Zekorn (2011) mit Fritz Graf von Loe (r.)
und dessen Sohn Raphael Freiherr von Loe.
Seit April 2001 ist Gottfried Mülders hauptamtlicher Rendant der
Pfarrgemeinde St. Marien. Er wohnt am Bertroisweg und ist Vater von vier
Kindern.
Gottfried Mülders 2005 vor
dem Priesterhaus, seiner Wirkungsstätte seit 2001.