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Kevelaer und die Deutsche Bischofskonferenz

Westdeutsche Bischöfe trafen sich in der NS-Zeit in Kevelaer zum Konveniat  

Bischof von Galen in Kevelaer
Bischof Clemens August Graf von Galen in den "dunklen Jahren" auf dem Kapellenplatz in Kevelaer. Siebzehnmal tagten die westdeutschen Bischöfe während der NS-Zeit auf Initiative des Bischofs von Münster im niederrheinischen Marienwallfahrtsort.

Die Geschichte der Deutschen Bischofskonferenz beginnt im deutschen Revolutionsjahr 1848. Damals kamen die deutschen Bischöfe erstmals zu einer Konferenz in Würzburg zusammen. Diese "Premiere" wird auch in den Tagebüchern des Kevelaerer Langzeit-Pfarrers Johann Heinrich Krickelberg erwähnt (S. 493):

Bin ich mit dem Präses van Gemmeren nachmittags 2 Uhr nach Weeze gegangen, um von da mit dem Schnellwagen nach Cleve zu fahren. Wir gingen zur Pastorat (der Pastor war nach Hülm gegangen zur Kirmes). Hier trafen wir den Pastor von Üdem, van de Camp, mit welchem wir nach Cleve reisten aus Ursache, weil an diesem Tag gegen Abend der Herr Bischof von Münster zu Cleve ankommen wollte um in diesem Dekanate zu firmen. Um halb 7 angekommen, gingen wir gleich zur Kirche. Der Bischof war um 5 Uhr angekommen, in der Kirche fanden wir den Dechant Baur und den Kaplan und den Kaplan des Bischofs, Herrn Lunz, den wir fragten, wann wir wohl am besten den Bischof sprechen könnten, und er meinte, gleich, und so gingen wir mit ihm zur Pastorat, wo wir auch bald zur Audienz kamen. Ich hielt die Anrede, sagend, daß wir es für unsere Pflicht erachtet hätten, Seiner Bischöflichen Gnaden beim Eintritt in diesen Teil der Diözese unsere Ehrerbietung zu beweisen und bat um den bischöflichen Segen. Wir mußten niedersitzen und auf den Wunsch, Er möchte auch Kevelaer besuchen, erwiderte Er, daß es nicht wohl geschehen könne, weil sein Aufenthalt hier so eingeschränkt sei, im Anfang der folgenden Woche müsse Er nach Würzburg, wo eine Conferenz der deutschen Bischöfe* Statt haben sollte. Er sprach viel über Frankfurt und zeigte mehr Furcht als Hoffnung. Von da gingen wir nach Jordans, wo wir unsere Herren trafen, die Dechanten von Rees und Calcar, den Pastor von Calcar, die beiden Pastores von Emmerich, die den Bischof von Emmerich aus begleitet hatten, wir aßen ein Brödchen etc. und gingen um 10 Uhr schlafen, nämlich die zwei Dechanten, der Pastor von Calcar und wir, Präses et ich, die Übrigen gingen nach Look.


* Im Oktober bis November 1848 tagte in Würzburg die erste deutsche Bischofskonferenz unter dem Vorsitz des Erzbischofs Geissel von Köln.


Als feste Einrichtung entstand die Fuldaer Bischofskonferenz freilich erst 1867 - jedoch: Ab 1873 nahmen die bayrischen Bischöfe an den Konferenzen in Fulda nicht mehr teil. Sie trafen sich zu eigenen Beratungen in Freising. Erst im 20. Jahrhundert - und das ausgerechnet zu Beginn der Nazi-Herrschaft (1933) - fanden sich alle deutschen Bischöfe auf politischem Druck wieder zur gemeinsamen "Fuldaer Bischofskonferenz" zusammen. Von 1934 bis 1944 wurden 29 Konferenzen abgehalten, und zwar außer in Fulda auch in Bensberg, Paderborn, Köln, Bonn und Honnef.

Graf von GalenSiebzehnmal aber trafen sie sich - in der Zeit von 1935 bis 1942 - im niederrheinischen Marienwallfahrtsort Kevelaer zum sogenannten "Kevelaerer Bischofskonveniat". Dass Kevelaer als Tagungsort häufig ausgesucht war, lag an der Zuneigung des Münsteraner Bischofs Clemens August von Galen zu diesem Wallfahrtsort, in dem er sich gerne und häufig aufhielt. Außerdem bot das Priesterhaus in unmittelbarer Nachbarschaft der Marienbasilika eine ausreichend große und verschwiegene Tagungsstätte für die katholischen Bischöfe.

Bischof Clemens August Graf von Galen (Gemälde im Priesterhaus).

Nach der Befreiung vom NS-Regime wurde die Einrichtung eines Bischofskonveniats in Kevelaer zunächst wieder aufgegriffen. Ein solches erstes Konveniat der westdeutschen Bischöfe nach dem Krieg fand am 5. Juni 1950 statt. Gleichwohl konnte Kevelaer an die Konveniat-Tradition der 1930er- und 1940er-Jahre nicht mehr anknüpfen. Nach 1950 war Kevelaer als Tagungsort der Bischöfe viele Jahre nicht mehr im Gespräch.

Bronzetafel für Clemens August Graf von Galen
Im August 1988 wurde an der Kerzenkapelle in Kevelaer eine Erinnerungstafel für Clemens August Kardinal von Galen feierlich enthüllt. Kurienkardinal Luigio Daglio (M.) schilderte von Galen als einen Mann, der zu großer Demut fähig gewesen sei. Trotz seines strengen Gesichtsausdruckes sei er stets freundlich gewesen. Der Kurienkardinal hatte damals als junger und unerfahrener Geistlicher den Auftrag erhalten, für Bischof von Galen und drei Kollegen, die ohne jede festliche Garderobe in Rom zu Gast waren, neue und ansprechende Gewänder arbeiten zu lassen.

Die Deutsche Bischofskonferenz bekam im übrigen erst 1965 durch das Zweite Vatikanische Konzil, das im Dekret "Christus Dominus" Nr. 37 und 38 nationale Bischofskonferenzen anerkannte und für sie Richtlinien aufstellte, ihre kirchenrechtliche Verankerung.

Tafel und Amboss zur Erinnerung an den mutigen Bischof von Münster.

Seit 1966 - mit Verabschiedung eines neuen Statuts nach den kirchenrechtlichen Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils - heißen diese Treffen "Deutsche Bischofskonferenz", deren Mitglieder neben den Oberhirten jetzt auch die Weihbischöfe sowie die Apostolischen und kanonischen Visitatoren sind. Festgelegt ist, dass die jährliche Herbstvollversammlung in Fulda, die Frühjahrsvollversammlung an wechselnden Orten stattfindet.

Nach dem Bau der Berliner Mauer (1961) konnten die katholischen Bischöfe aus der DDR nicht mehr an den Vollversammlungen teilnehmen. Deshalb versammelten sich die ostdeutschen Bischöfe auf ihrer eigenen "Berliner Ordinarienkonferenz" - ab 1976 "Berliner Bischofskonferenz" genannt. Beide Einrichtungen wurden 1990 - nach Eintritt der deutschen Einheit - durch Dekret des Heiligen Stuhls zur "Deutschen Bischofskonferenz" vereinigt.

1996 kündigte das Kevelerer Blatt eine Bischofskonferenz in Kevelaer an:

"Die deutsche Bischofskonferenz tagt zum erstenmal in der Nachkriegszeit im Wallfahrtsort Kevelaer - von einem Konveniat vor über 45 Jahren abgesehen. Vom 17. bis 20. Februar 1997 sind die rund 80 Mitglieder, darunter die 27 deutschen Diözesanbischöfe, in der Marienstadt. Sie arbeiten im Petrus-Canisius-Haus, weil das Priesterhaus zu klein, das Bühnenhaus zu groß ist.

Die Bischöfe, Äbte und Weihbischöfe wohnen während der Konferenz zum großen Teil in hiesigen Hotels. Die Wahl Kevelaers als Konferenzort ist eine hohe Auszeichnung. Erst dreimal wurde die Konferenz nach dem Krieg im Bistum Münster abgehalten, nun also zum erstenmal in Kevelaer.

Die Bischofskonferenz, das höchste Entscheidungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland, tritt zweimal im Jahr zusammen, und zwar im Herbst in Fulda, im Frühjahr an wechselnden Orten." (KB vom 3.5.1996)

Ein Dementi erschien im Kävels Bläche am 30.10.1996:

"Die deutschen Bischöfe halten ihre Frühjahrsvollversammlung 1997 nun doch nicht in der Marienstadt Kevelaer ab. Wie 'Kirche+Leben' meldet, hat die Deutsche Bischofskonferenz ihren ursprünglichen Plan geändert und tagt vom 17. bis 20. Februar 1997 in Mallersdorf im Bistum Regensburg."

Über die Hintergründe für die Kevelaer-Absage wurde nicht berichtet. In Mallersdorf im Landkreis Straubing-Bogen, wo die deutschen Bischöfe in einem Kloster tagten, wurde 1997 das ökumenisch verfasste Wort "Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland" beraten.

© Martin Willing 2012, 2013