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    SACHBEGRIFFE |
Kerkhoff, Dr. Radbert

Pater vom Kapellenplatz | * 1908 | Profess 1929 | Priesterweihe 1934 | † 2002

Foto zeigt Pater Dr. Radbert KerkhoffIn der Jugendbewegung lernte Radbert Kerkhoff im schwarz-roten Bottrop, wo seine Eltern als Geschäftsleute zu den alteingesessenen Bürgern der Stadt gehörten, klare Positionen einzunehmen. Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Paul Kerkhoff, so hieß der Primaner, interessierte sich jedoch mehr für die Dinge der kommenden Welt und fand so in der Feier der Liturgie, wie es die Benediktiner-Mönche in Gerleve alltäglich vollziehen, das was er eigentlich suchte. 

Als Mönch der Abtei Gerleve studierte er in Beuron und Rom, wo er zum Dr. phil. promovierte, wirkte danach eine kurze Zeit in Maria Laach in der dortigen Abtei, die in der NS-Zeit nicht aufgelöst worden war. Als junger Mann wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam erst 1947 aus langer Gefangenschaft in Gorki in die Heimat zurück. 

> Heinrich Maria Janssen holte Pater Radbert, der als Beichtvater zur Aushilfe in der Hauptpilgerzeit oft in Kevelaer gewesen war, als ständigen Beichtvater in die Marienstadt, wo er seitdem seinen festen Platz am Kapellenplatz hatte und die Bürde trug, für Hunderttausende „das Ohr der Barmherzigkeit Gottes“ zu sein. 

Pater Dr. Radbert Kerkhoff
Pater Radbert in der Priesterhaus-Bibliothek.

Kaum jemand konnte besser als Pater Radbert wissen, welche göttliche Kraft in dem Bußsakrament wirkt. Die Beichte ist, sobald der Vorhang geschlossen ist, ein Vorgang, der sich ausschließlich als Zwiegespräch zwischen Gott und dem Beichtendem abspielt, wobei der Priester stellvertretend die Aufgabe hat, die Weihehandlung zu vollziehen. Dass so viele Menschen am Marienwallfahrtsort den Weg zum Empfang des Bußsakraments finden, ist das fortdauernde Wunder von Kevelaer. 

„Die höchste Gabe, die Gott zu schenken hat“, sagte einmal Joachim Kardinal Meisner, „ist die Vergebung ... Darum ist das Bußsakrament eine der höchsten Formen der Gottesverehrung“. Das steht im Kontrast zur öffentlichen Meinung, die zuweilen das Beichtgespräch mit der Sitzung beim Therapeuten vergleicht. Da wird auch dem Beichtgeheimnis die gleiche Qualität zugeordnet wie dem Berufsgeheimnis eines Arztes, Journalisten oder Anwaltes, die - wie Priester - vor Gericht ein weitgehendes Zeugnisverweigerungsrecht haben. Bischof Karl Lehmann gewichtet das anders: „Das Beichtgeheimnis geht in seiner Bedeutung noch darüber hinaus. Denn hier offenbart sich ein Mensch angesichts eines amtlich bestellten Zeugen vor Gott“.

Als einen Ausgleich für seine belastende Zeugenschaft im Beichtstuhl entdeckte Pater Radbert die Bibliothek des Priesterhauses und die Geschichte der Wallfahrt. Die Bibliothek befindet sich heute in einem mustergültigen Zustand, geordnet und übersichtlich. Immer wieder geschieht es, dass Studierende für ihre Diplomarbeit, das Staatsexamen oder die Promotion an auswärtigen Universitäten Unterlagen benötigen, die ihnen durch die Hilfe von Pater Radbert zugänglich gemacht werden.

Pater Dr. Radbert Kerkhoff feierte im August 1994 sein 65-jähriges Mönchs- (1929) und sein 60-jähriges (1934) Priesterjubiläum. Als der „Pater vom Kapellenplatz“ war er Generationen von Kevelaerern und Pilgern vertraut.

Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 1

© Martin Willing 2012, 2013