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Jansen, Paul
Unternehmer in Kevelaer | *1915 | † 1976

Jansen, Gisela
Unternehmerin in Kevelaer | * 1924


1948 gründeten die Eheleute Paul und Gisela Jansen unter dem Namen Karl Jansen Metallwaren eine Unternehmung. Sie produzierten - sehr provisorisch eingerichtet - in den kriegsbeschädigten Gebäuden der Firma Karl Jansen Verlag und Buchbinderei an der Friedenstraße in Kevelaer. Mit finanzieller Unterstützung der Väter Karl Jansen und Wilhelm Kösters errichtete das Ehepaar 1950 einen Neubau an der Marienstraße. Der Firmenname lautete jetzt Paul Jansen Metallwarenfabrik.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war in Kevelaer eine erste Bleigießerei gegründet wurden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich diese Industrie weiter. Firmen wie Iding, Pohlenz, Toubarts, Brouwers und Schran entstanden. Vor allem wurden Devotionalien wie Christuskörper, Weihwasserkessel, Versehgarnituren und Madonnenfiguren produziert. Auch Sport- und Ehrenpreise, Pokale und Plaketten verließen die Betriebe.

Nicht nur Wallfahrtsorte, auch die einschlägigen Großhandelsbetriebe in Europa und sogar Übersee nahmen die Ware ab. Ende der 40er- und Anfang der 50er-Jahre produzierten in Kevelaer acht bis zehn Gießereien mit mehreren hundert Mitarbeitern: Gießern, Lötern, Putzern, Galvaniseuren, Schleifern und Polierern.

Das Ehepaar Paul und Gisela Jansen hatte es schwer, sich gegen diese etablierte Konkurrenz zu behaupten, die über viele Formen verfügte - für eine Gießerei von größter Bedeutung. Einfallsreich kombinierten die Jansens Metallteile aus der Gießerei mit Holz - mit gutem Erfolg: Die Kollektion wuchs schnell.

Paul Jansen, im Krieg schwer verwundet, litt immer mehr an seinen Kriegsverletzungen. Ende 1951 musste er für sechs Monate in ein Sanatorium. Im folgenden Jahrzehnt verbrachte er dort jährlich drei bis vier Monate.

Trotzdem ging der Aufbau weiter. Betriebsleiter Josef Kanders führte und entwickelte die technische Abteilung. So konnte Gisela Jansen sich um den Verkauf kümmern. Goldschmiedemeister Herbert Cürvers verarbeitete die Ideen von Paul und Gisela Jansen in neuen Modellen. Jetzt bereicherten Geschenkartikel wie Schlüsselbrettchen, Thermometer, Barometer, Plaketten mit verschiedenen Motiven, unter anderem die Betenden Hände von Albrecht Dürer, die Palette und wurden zu einem „Renner“.
Das Unternehmerpaar brauchte Platz und erwarb die angrenzende Schuhfabrik Theodor Bergmann, um u.a. neue Lager- und Büroräume einzurichten.

1960 wurde zu einem Höhepunkt: Das Unternehmen präsentierte seine Kollektion zum ersten Mal auf der Frankfurter Herbstmesse und knüpfte neue, erfolgreiche Geschäftsverbindungen. Metallwaren aus dem Hause Jansen gingen jetzt in 25 Länder. Viele weitere Frühjahrs- und Herbstmessen folgten.

Im September 1962 starb nach kurzer Krankheit Josef Kanders, der das Unternehmen als Generalist in allen Produktionsbereichen, in der Leitung und in der Belegschaft ab 1950 so entscheidend mitgeprägt hatte – vor allem auch in der Weiterbildung der Mitarbeiter. Günter Kanders übernahm die Stelle seines Vaters. Er war bereits einige Jahre in der Firma beschäftigt gewesen.

Bald waren die Produktionsstätten erneut zu klein; eine Erweiterung am Standort war aufgrund diverser Vorschriften unmöglich. Die Unternehmung siedelte ins Gewerbegebiet am Hoogeweg auf ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück um und war dort 1965 der erste Betrieb. Zwei Produktionshallen von insgesamt 2000 Quadratmetern Größe entstanden.

Immer neue Werkstücke wurden galvanisiert – also elektrochemisch gleichmäßig und allseitig mit Metall beschichtet. Überzüge aus Messing, Kupfer und Silber veredelten allerlei Gegenstände

Wegen der Galvanisierung musste Paul Jansen eine teure Entgiftungsanlage bauen lassen. Sie war damals wohl die erste dieser Art in Kevelaer und verursachte hohe Folgekosten, während die Konkurrenz in ihren Altbetrieben bis in die 1990er-Jahre ohne Entgiftungsanlagen und damit preiswerter arbeiten konnte.

Von der Rezession in der Devotionalienindustrie nach dem Zweiten Vaticanum in den 1960-Jahren blieb auch die Firma Paul Jansen nicht verschont. Sie entschloss sich zum Kauf der in Konkurs gegangenen Kevelaerer Metallwerke, übernahm die Firma Josef Brouwers und die Gießerei Schran mit ihren Kundenstämmen, Auftragsbeständen und teils mit interessanten Formen. Über eine Zeit konnte der Umsatz der Firma Paul Jansen so noch gehalten werden; doch immer weniger Devotionalien waren gefragt. Auch der Export, vor allem bei Kreuzen und Weihwasserkesseln für Irland und England, brach ein.

Noch einmal investierte Paul Jansen in neue Formen für Andenkenartikel, fertigte für Berlin, Hamburg, Bremen und Köln Figuren und Plaketten mit den jeweiligen Wahrzeichen, musste aber auch hier nach einigen Jahren Einbußen hinnehmen. Die Unternehmung stellte ihr Programm komplett um. Jetzt wurden vorwiegend Grablaternen hergestellt. Anfang der 70er-Jahre kam der Durchbruch. Rund 70 Mitarbeiter arbeiteten für Paul Jansen. Er betrieb eine eigene Werkzeugmacherei mit modernsten Maschinen, war nun flexibler und konnte effizienter produzieren.

1976 starb Paul Jansen im Alter von 60 Jahren. Seine schweren Kriegsleiden hatten ihn eingeholt. Gisela Jansen übernahm auf Jahre die Leitung des gesamten Betriebs.

Harte Jahre folgten, da sie bis dahin für den Verkauf, für die Entwicklung von neuen Modellen und den kaufmännischen Bereich zuständig gewesen war. Sie musste sich fortan auch um die technische Fortentwicklung kümmern.

1977, ein Jahr nach dem Tod von Paul Jansen, und zwar am Sterbetag, entstand in der Spritzerei ein Brand. Der Sachschaden war erheblich. Etwa 150 Schablonen, die im eigenen Betrieb hergestellt worden waren, wurden vernichtet und konnten nicht ersetzt werden. 

Katharina Duve, die älteste Tochter der Firmeninhaberin, war bereits seit einigen Jahren im elterlichen Betrieb tätig. Schon in früheren Jahren, nach Beendigung der Höheren Handelsschule, hatte sie ihre Lehre in der Firma abgeschlossen. Trotz eigener Familie unterstützte sie ihre Mutter in jeder Hinsicht und war regelmäßig auf der Frankfurter Messe dabei.

Ab 1980 nahm Katharina Duves Mann für einige Jahre eine Tätigkeit im Ausland auf. Der Umzug erfolgte, und die Tochter musste ihre Arbeit im elterlichen Unternehmen aufgeben. Die zweite Tochter heiratete, und ihr Mann ging aus beruflichen Gründen nach Südafrika. Der jüngste Sohn entschloss sich zu einem Medizinstudium. So wurde das Unternehmen von der Firmeninhaberin allein weitergeführt. 1984 musste der Betriebsleiter seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Heinz Lamshöft, ein langjähriger Mitarbeiter, war in den letzten Jahren als Versandleiter tätig gewesen; er übernahm die Leitung der Produktion.

Im Oktober 1998 beging die Paul Jansen Metallwarenfabrik GmbH ihr 50-jähriges Firmenjubiläum. Statt ein Fest auszurichten, bekam die "Aktion St. Nicolaus - Hilfe am behinderten Kind" - einen Scheck in Höhe von 10.000 Mark überreicht. 

2001 übernahm Johannes Snelting, der frühere Weezer Bürgermeister, die Leitung des Unternehmens. Auch das ist längst Geschichte.

Heute zählen Grablaternen, Grabvasen, Grabschalen und Devotionalien wie Kreuze, Betende Hände und Weihbecken für gewerbliche Abnehmer zu den Stärken des Unternehmens.