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Rollfuhrmann in Kevelaer | * 1902 | † 1976
Als Matthias Ingenpaß 1967 seinen 65. Geburtstag feierte und zugleich als Rollfuhrmann in Rente ging - er war beim Bahnamtlichen Rollfuhrunternehmen Hubert Opwis, Spedition und Möbneltransporte, beschäftigt gewesen -, schrieb > Wilhelm Suckow über das Kevelaerer Original den folgenden Zeitungsbericht:
„Matt“ und „Emma“ treten
in den Ruhestand. Damit schwindet ein Stück Poesie aus dem Kevelaerer
Stadtbild. „Matt“ ist der Rollfuhrmann Matthias Ingenpaß, der am
heutigen Freitag [10. Februar 1967] sein 65. Lebensjahr vollendet, und
„Emma“ ist seine letzte vierbeinige Arbeitsgefährtin. Gestern
unternahmen die beiden ihre letzte offizielle Rollfuhrrunde. Am heutigen
Tage seiner Pensionsreife kann „Matt“ auf eine rund vierzigjährige
Tätigkeit als bewährter Lenker von Pferdefuhrwerken bei der
„Bahnamtlichen Rollfuhr Hubert Opwis“ in Kevelaer zurückblicken. Werktag
für Werktag ist er in diesen vier Jahrzehnten mit Roß und Wagen zum
Güterbahnhof gefahren, um dort Stückgut abzuholen und den Empfängern im
ganzen Stadtgebiet zuzustellen. Unschätzbar nach der Zahl und unwägbar
nach den Tonnen ist das Material aller Art, das er in dieser langen Zeit
durch die Straßen gefahren hat, und manche Zentnerlast hat er auf seine
starken Schultern genommen, um sie in die Häuser und Lager zu tragen.
Frisch und gesund ist Matthias Ingenpaß dabei geblieben. Alle Kevelaerer
kennen ihn, nicht zuletzt auch die Kinder, die ihn allgemein „Onkel
Matt“ nennen. Und wenn man ihn nach den Pferden fragt, die er in diesen
vierzig Jahren betreut hat, dann erzählt er in seiner plastischen
Sprache „op Kävels Platt“, daß er „völ guje, äwer ok völ quoaje en de
Fengers“ hatte, daß er aber letzten Endes mit allen gut fertiggeworden
ist.
„Emma“, seine letzte Rollfuhrgenossin, hat ihm in den vergangenen zwölf
Jahren treu und brav gehorcht. Beim diesjährigen Rosenmontagszug machte
sie sich noch besonders verdient, als sie den Tieflader mit dem massiven
Mondraketenaufbau des KCK trotz der schweren Last unter der erfahrenen
Lenkung ihres Herrn sicher über die Distanz brachte. Seine alte
Pferdeliebe hat „Matt“ seit zwanzig Jahren auch als Major der
St.-Sebastianus- Schützenbruderschaft Kevelaer bestätigt. Bei allen
festlichen Aufzügen der „Seb“ ist er in diesen langen Jahren hoch zu Roß
vorangeritten, stattlich und stolz, wie es der noch so erfreulich
gesunde und rüstige Major auch weiterhin zu tun gedenkt.
Noch einige Daten über „Matt“, wie er sie in seiner drastischen Art
selbst prägte: Hobby: Häuschen mit Garten und Kleinvieh und natürlich
Enkelchen Birgitt. - Leidenschaft: Rauchen und Trinken. - Geld: Hat er
nie. - Angst: Nie gekannt.
Als „Matt“ gestern vormittag mit seiner „Emma“ zu seiner letzten
offiziellen Fahrt am Güterbahnhof eintraf, um nach vierzigjährigem
Brauch das Rollfuhrwerk zu beladen, erwartete ihn eine Überraschung. Im
Beisein der ganzen Belegschaft der Dienststelle, mit der er so lange
Zeit in kameradschaftlicher Verbundenheit zusammengearbeitet hat,
überreichte ihm Bahnhofsvorsteher Schumacher zur Erinnerung an diesen
denkwürdigen Tag einen hübschen Blumenstrauß, verbunden mit herzlicher
Gratulation und guten Wünschen für sein weiteres Wohlergehen.
Rollfuhrs-Matt
Von
>
Willi Rommen
Singt gej vör Johre dör de Stad,
soag man ömmer Ingepass-Matt,
henn fuhr heröm met Karr en Perd,
on was bej de Blage ärg begehrt.
Koam Matt met sin Karr dor angefore,
riepe de Blage „Onkel Matt“,
dann satt henn op de Karr ons drop,
on dat Perd liep inne Gallop.
Was et Wenter, freude sich alle Blage,
dann dej Matt ons Schlitten an sinn Karr dron merke,
henn trock ons enn ganz Stöck drachter nor,
dat fonde wej Blage ja so wunderbor.
Sön Original wie Matt, die gev et nie meer,
sörne schönen Tid, denn kömmt nie weer,
dor denke wej noch gärn dran tröck,
ons Jugend was noch ons ganz Glöck.