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Theaterspieler und Dichter in Kervenheim | * 1920 | † 2011
Gerd Hanenberg
und seine Frau Maria, die zwei
Monate nach ihrem Mann verstarb.
Im Kriegsjahr 1944 erhielt der Kervenheimer Frontsoldat Gerhard
Hanenberg einen Brief aus der Heimat, dessen Absenderin er eigentlich
gar nicht kannte. Maria van Holt aus Wissel war mit seiner Cousine
befreundet, und den Brief hatten die beiden jungen Frauen „aus Jux“
ausgeheckt. Doch aus dem Jux wurde überraschend schnell Ernst. Von der
Front kam Antwort, und an einem Samstag im Jahr 1945 schwang sich der
Heimkehrer Gerd Hanenberg auf seinen Drahtesel und radelte nach Wissel.
In der Bäckerei von Marias Eltern aß er sich zunächst durch sämtliche
Brot- und Kuchenbrösel. Seither, so Gerd Hanenberg anläßlich seiner
Goldhochzeit im KB-Gespräch, ist ihm zwar das Kuchenessen verleidet,
aber die Bäckerstochter führte er zwei Jahre später, am 23. September
1947, zum Altar. Es wurde eine große Feier im damaligen Tabakdorf
Wissel, denn am selben Tag heiratete auch Marias Bruder Heinrich.
Das frischvermählte junge Paar ließ sich in Kervenheim nieder. Während
der gelernte Schreiner Gerhard Hanenberg 1948 seine Meisterprüfung
ablegte und schließlich als Abteilungsleiter der Schreinerei bei
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Butzon
& Bercker Arbeit fand, versorgte Maria Hanenberg die wachsende Familie.
Zu ihr gehörten von Beginn an die alten Eheleute Hanenberg, und bald
kamen die beiden Kinder Gisela und Hans-Gerd dazu. 1963 wurde das alte
Haus an der Wallstraße zu klein, und die Familie zog in das neue Heim an
der Heidstraße um.
1981 schied Gerhard Hanenberg aus Gesundheitsgründen aus dem
Arbeitsleben aus, doch Langeweile kennt er nicht. Der Tag beginnt
spätestens um kurz nach sieben. Neben den alltäglichen Arbeiten
bestimmen arbeitsreiche Hobbys sein Leben mit.
Gerd Hanenberg war ein begeisterter Mundartdichter und gehörte mit Leib
und Seele zum Kervenheimer Theaterverein „Gemütlichkeit“, und wenn eine
Opa-Rolle zu vergeben war, dann war er die erste Wahl. Gerd Hanenberg
hatte 1950 im Sportverein „Union“ mit dem Theaterspiel begonnen. Die
erste Aufführung fand nicht auf den Brettern statt, die die Welt
bedeuten, sondern in einer Scheune. Das Stück hieß „Jagd nach dem
Adelstitel“. Hanenberg schrieb unter anderem den Dreiakter „Es spukt um
Mitternacht“ und drei Einakter. Im Verein „Gemütlichkeit“ stieg er bald
zum Spielleiter auf. Bis zuletzt war Gerd Hanenberg die „gute Seele“ in
der Gemeinschaft.
Zahlreiche seiner Mundartgedichte sind im Kevelaerer Blatt
veröffentlicht worden, so auch diese Verse, mit denen Gerd Hanenberg dem
„Wal von Kervenheim“ ein literarisches Denkmal setzte:
Der
Wal von Kervenheim
Tien Millione Johre es ätt now her,
du hawe hier in ons Gägend än ganz ander Wäär.
Hüsshoch ston dat Waater hier op de Wält,
bloß Waater wor tesien, ni än stöckske Fäld.
Fess on andere Diere schwomme in et Waater,
bess dat Iss kohm, düsende Johre later.
On dat Iss datt dowde van Bowen herraff,
on wird förr die Diere än ganz groot Graff.
Äwel ok Kiss on Erd wird heronder gedowt,
so wirde in ons Gägend ok Bergkes opgebowt.
So ess hier bej ons dän Gochfortsberg gebore,
on dänn lätt dor all sent Millione Johre.
Ass now Iss on Waater sich hat vertrocke,
kohm dat Land herrütt met groote Brocke.
On so langsam kohme die Mense hierher,
bebowde dat Land, on verjugge dänn Bär.
Sent düsende Johre worden hier die Mense satt,
on wosse nie, wat die Erd onder öör noch in sich hat.
Bess änn paar Mannslüj ganz nejschierig woore,
se wolle weete watt passiert woor in all die Johre.
Se kohme no dänn Gochfortsberg met Rucksack on Schöppe,
on finge in Sand on Kiss ant de döppe.
Se wolle weete wie dänn Berg so opgebowt es,
on fonde dorbej ännen alde groote Fess.
Änne Wal Tien Millione Johre alt,
miek hier op Gochfortsberg bej Kervenheim halt.
Blef schön hier legge, hat in Kiss on Erd sin Bett,
bess änne Mann üt Ächterhuck öm gefonden hätt.
Bej desse Mann köwe ons now bedanken hier,
datt wej sein könne van Dag datt groote Dier,
förr ons all, dä Wal van Kervenheim.