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Seit 1863 ist Kevelaer ans Schienennetz angebunden
Bis ins 21. Jahrhundert musste Kevelaer darauf warten, bevor sein Bahnhof sein 50er-Jahre-Aussehen abstreifen und zeitgemäß umgestaltet werden konnte. Zuvor waren Millionen in den Bahnhofsvorplatz mit angrenzendem Europaplatz investiert worden. Doch dort, wo die Bahn AG das Sagen hatte, verkam die Gegend zu einer Brache. Expressgut und Reisegepäck wurden schon lange nicht mehr abgefertigt. Sogar Fahrkarten wollte die Bahn nicht mehr selbst an den Mann bringen.
Die älteste Fotografie vom
Kevelaerer Bahnhof (1890).
Kevelaer als Zielbahnhof für Fernreisende war schon vor
Jahrzehnten aus den Fahrplänen verschwunden, als Busunternehmer es schafften, ihre
gummibereiften Gefährte als moderne Alternative zur Eisenbahn zu
positionieren. Das wurde erleichtert dadurch, dass die Pilgergruppen in
den Krisenjahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil deutlich kleiner
wurden.
Um 1970 sank das Gesamtaufkommen sogar auf rund 200.000 Pilger ab. Da
lockte auch kein Extrarabatt mehr: Pilger zahlten im Sonderzug nur ein
Drittel des normalen Preises. Sonderzüge rechneten sich mangels Masse
kaum noch.
Der Reisebus, wie geschaffen für kleinere Gruppen, kam also wie gerufen.
Nicht nur das. Weil die Pilgerzahlen ab Mitte der 70er-Jahre wieder
anzogen und bis heute eine bemerkenswerte Stabilität aufweisen, wurde
diesem „modernen“ Transportmittel sogar die Eigenschaft zugeschrieben,
für die Erholung aus der Krise und die neuerliche Blüte mit
verantwortlich zu sein.
Der Kevelaerer Bahnhof verlor im Bewusstsein der Bürger und
Verantwortlichen für Stadt und Wallfahrt seine tragende Rolle für die
wirtschaftliche Infrastruktur. Das registrierte die Bundesbahn -
vielleicht einer der Gründe, warum sie den Bahnhof zurückstutzte auf das,
was Kleinstadt-Bahnhöfe meistens sind: ziemlich unbedeutend.
100 Jahre
lang hatte die Bahn das Hauptkontingent an Pilgern nach Kevelaer
befördert, dann war der Zug in weniger als zehn Jahren vom Reisebus
restlos abgehängt worden. Vorbei die Zeit, da in der Hauptwallfahrtszeit täglich mehrere
Sonderzüge eintrafen. Wie es damals aussah, vermittelt ein Bericht des
Kävels Bläche vom 12.7.1899:
Von dem Unfange des
hiesigen Pilgerverkehrs vermögen sich wohl die meisten der Sache
Fernstehenden kaum ein rechtes Bild zu machen. Einen Schluß auf die
ungeheure Zahl der während der Pilgerzeit nach hier kommenden Fremden
mag man daraus ziehen, daß allein in der Zeit von 28. Juni bis 3. Juli
hier 23 Sonderzüge mit etwa 15.000 angemeldeten Pilgern eintrafen.
Auf Sonntag entfallen hiervon 11 Züge mit rund 8000 Personen aus dem
Ruhrgebiete und angrenzenden Districten; über 1000 Pilger treffen am
Montag aus Holland ein. Rechnet man hierzu nun noch die erhebliche Zahl
der mit den fahrplanmäßigen Zügen und der in Prozessionen auf dem
Landwege eintreffenden, so dürfte die Gesammtzahl der in dem kurzen
Zeitraume von noch nicht einmal einer Woche hier zu kurzem Aufenthalte
weilenden Fremden mit 30.000 bis 36.000 nicht zu hoch veranschlagt sein.
Für die ganze Dauer des sich auf die Sommermonate beschränkenden
Pilgerverkehrs ergibt dies einen Besuch von 6 bis 700.000 Personen in
dem bescheidenen Landstädtchen von noch nicht 8.000 Seelen. Es dürften
nicht die Großstädte einen ähnlichen Fremdenverkehr aufzuweisen haben.
Der rasante
Wechsel von einer Transporttechnologie zur nächsten brachte den
Busunternehmern drei blühende Jahrzehnte. Ob diese Periode wie
die der Eisenbahn ebenfalls 100 Jahre alt wird, muss freilich bezweifelt
werden. Denn mit der Öffnung des Schienennetzes für
private Anbieter und den zu erwartenden Verbesserungen für die Fahrgäste
könnte die schon halbtot gesagte Eisenbahn wieder aufleben und zu einer
zugkräftigen Konkurrenz für das Reisebusgewerbe werden. Spritpreise,
Verkehrsdichte, Maut-Gebühren und Unfallgefahren auf der Straße machen
den Reisebusunternehmern obendrein zu schaffen. Es sind die gleichen
Probleme, mit denen die Spediteure zu tun haben, sofern sie
schwerpunktmäßig auf den Lkw-Transport setzen.
Ein Umschwenk zurück auf die Bahn ist allerdings leichter gesagt als
getan. Die komfortablen und superschnellen Züge, in die die Reisenden
gerne wechseln würden, machen um Kevelaer einen weiten Bogen. Nachdem
dieser einst so bevölkerte Pilgerbahnhof Jahrzehnte lang nicht gefördert
worden ist, sind die Weichen zunächst einmal in andere Richtungen
gestellt. Bis hier ein ICE regelmäßig halten könnte, müsste viel Wasser
die Niers hinunter fließen.
Es ist eher damit zu rechnen, dass Kevelaer nur langsam die erwarteten
Rückgänge im Reisebusverkehr durch Zuwächse im Eisenbahnverkehr
ausgleichen kann. Deshalb dürfte die Zahl der Individualpilger, die mit
dem Auto anreisen, zunächst noch zu- statt abnehmen.
Die Zukunft des Wallfahrtsortes kann sich aber nicht hauptsächlich von
diesem nur schwer zu kalkulierenden Besucherkontingent abhängig machen.
Durchorganisierte Pilgergruppen bleiben für die Wallfahrt unerlässlich.
Kevelaer und die Eisenbahn - eine Chronik
1860 Baubeginn
für die eingleisige Rheinische Eisenbahn
(Nimwegen-Kleve-Kempen-Krefeld-Köln über Kevelaer und Geldern).
Bauherr: Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft (Staatsbahn).
1863 Eröffnung
der Rheinischen Eisenbahn für die nun zu befahrene Gesamtstrecke
Krefeld-Kleve über Kevelaer (5.3.1863). Zunächst verkehren vier
Zugpaare auf der eingleisigen Linie, also vier von Krefeld nach
Kleve und vier von Kleve nach Krefeld. Mit der Streckeneröffnung ist
der Wallfahrtsort Kevelaer an das Schienennetz angebunden, was für
die Besucherzahlen einen enormen Auftrieb bedeutet. Die
Eisenbahnstrecke, die neue Konkurrenz, beeinträchtigt die
Schifffahrt auf der Maas. Dort geht das beförderte Frachtvolumen
erheblich zurück.
♦ Wegen der
Eisenbahn baut die Gemeinde Kevelaer die Straße von der
St.-Antonius-Kirche bis zur Bahnlinie aus und nennt sie
Eisenbahnstraße (heute: Bahnstraße).
1864 Erste
Bewährungsprobe für die neue Eisenbahnstrecke und den Bahnhof
Kevelaer: Tausende Pilger sind zur Weihe der neuen Marienkirche
(Basilika) in den Wallfahrtsort gereist und haben sich der Eisenbahn
bedient.
1866 Konzession
für die Strecke Venlo-Wesel-Münster-Osnabrück als Bestandteil einer
Eisenbahnfernverbindung Paris-Hamburg mit Bahnstation Geldern an die
"Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft".
1868
Fertigstellung der "Rheinischen Eisenbahn".
1869 Zielstrebig
wird am Ausbau des Kevelaerer Bahnhofs gearbeitet. Mehrere neue
Gleise werden verlegt, um die immer länger werdenden
Pilger-Sonderzüge aufnehmen zu können. Drei langgezogene Bahnsteige
werden angelegt.
1874 Eröffnung
der Köln-Mindener-Bahn auf der Strecke Venlo-Wesel mit eigenem
Bahnhof in Geldern (Ostbahnhof oder Bahnhof "Köln-Mindener Bahn" im
heutigen Barbaragebiet).
1875 Verbindungsgleis zwischen dem Rheinischen Bahnhof in Geldern (Staatsbahn) und dem Ostbahnhof in Geldern (Köln-Mindener Bahn) wird in Betrieb genommen.
1879 Die
Köln-Mindener Bahn wird verstaatlicht.
1889 Erweiterung
des Bahnhofs Kevelaer für die Staatsbahn: Bau von fünf neuen Gleisen
im Bahnhofsbereich.
1892 Nach einer
Aussage des Bischofs von Münster in einem Hirtenschreiben ist
Kevelaer nach Lourdes die am meisten besuchte Marien-Gnadenstätte in
Europa und darüber hinaus. Dank der Eisenbahn finden sich in
Kevelaer inzwischen jährlich 400.000 Menschen ein.
1894 Kervenheim
fordert vergeblich Anschluss an die projektierte Linie
Kevelaer-Homberg der Staatsbahn.
♦ Wilhelm
Brüx, königlicher Vorsteher der Kevelaerer Eisenbahnstation - so
sein Titel -, ist seit 1869 im Amt und feiert sein 25-jähriges
Dienstjubiläum. "Unterbeamte der Station" feuern zwölf Böllerschüsse
ab. "Zahlreiche Geschenke sind dem Gefeierten überreicht worden, die
Zeugniß ablegen von der Liebe der Beamten zu ihrem Vorgesetzten",
meldet das KB.
1896 Gelderns
Landrat von Nell unterrichtet seinen Kempener Amtskollegen von
Bönninghausen über den Beschluss des Kreissausschusses Geldern, die
Vorarbeiten für den Bau einer
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Kleinbahn
Kempen-Wachtendonk-Wankum-Straelen (Geldernsche Kreisbahn) dem
Regierungsbaumeister Gremler aus Kreuznach zu übertragen.
1898 Geldern
entscheidet sich gegen Zusammenarbeit mit Kempen und beschließt, die
Kreisbahn allein zu bauen.
1900 Genehmigung
der Trasse und Baubeginn der schmalspurigen Geldernschen Kreisbahn
(Kevelaer-Straelen-Kempen).
♦
Winnekendonk fordert Anschluss vergeblich an die Geldernsche
Kreisbahn.
1901 Teilstrecke
der Geldernschen Kreisbahn eröffnet:
Straelen-Auwel-Holt-Walbeck-Lüllingen/Twisteden-Kevelaer. Die
Schmalspurtrasse soll in Kevelaer u.a. entlang der Südstraße
verlaufen.
♦ Beschluss
für einen zweigleisigen Ausbau der Rheinischen Eisenbahn.
1902 Aufnahme des
Zugverkehrs der Geldernschen Kreisbahn auf der Teilstrecke
Straelen-Kempen.
1904 538
Pilger-Sonderzüge (Staatsbahn).
1905 254
Pilger-Sonderzüge.
1906 Die
ursprünglichen Gebäude des Kevelaerer Bahnhofs können den enormen
Fahrgastverkehr und die umfangreiche Güterabfertigung nicht mehr
verkraften. Die Güterabfertigung bekommt einen Erweiterungsbau. Das
Stationsgebäude des Bahnhofs wird um ein Stockwerk erhöht (damit der
Bahnhofsvorsteher mit seiner Wohnung in die neue Etage umziehen und
unten Räume freimachen kann). Zum Gleis hin wird der Bahnsteig nun
vollständig überdacht.
1907
Zweigleisiger Ausbau der Rheinischen Eisenbahn (Strecke
Kevelaer-Weeze) fertiggestellt.
1908
Zweigleisiger Ausbau führt jetzt bis Goch.
1909 Bahnhof
Wetten (Haltepunkt Wetten) dem öffentlichen Verkehr
übergeben.
1910 293
Pilger-Sonderzüge.
1919 Die
Köln-Mindener Bahn nimmt den Zugverkehr bis Wesel über Geldern
wieder auf.
1913 344
Pilger-Sonderzüge.
1914 Neue
Bahnsteighalle in Kevelaer eröffnet. Außerdem wird das
Bahnhofsgelände nun besser beleuchtet.
1923 Belgische
Einheiten besetzen den Bahnhof in Geldern: Zugverbindungen nach
Krefeld, Kleve und zum Gelderner Bahnhof Köln-Minden werden
unterbrochen, wenig später wird die Strecke Wesel-Venlo blockiert.
Statt der streikenden deutschen Eisenbahner setzt die Militärbehörde
belgisches Personal ein und nimmt den Zugverkehr teilweise wieder
auf.
1930 Einstellung der Geldernschen Kreisbahn (hat nie Anschluss an Geldern gehabt), weil sie gegen Auto und Bus nicht mehr konkurrenzfähig ist.
Bahnhof und Bahnhofsvorplatz
im Jahr 1930.
1934 Im Kursbuch
der Reichsbahn, die bis dahin mit der Wallfahrt stets ein
einträgliches Geschäft gemacht hat, wird Kevelaer nicht mehr
Bahnstation geführt.
♦ 248
Pilger-Sonderzüge.
♦ Beseitigung
der letzten Gleise der Geldernschen Kreisbahn.
1935 Auf dem
früheren Kleinbahngelände in Kevelaer wird ein großer Parkplatz
geschaffen.
♦ Vergrößerung
des Bahnhofsgebäudes geplant.
1936 327 Pilger-Sonderzüge.
Pilger-Sonderzug: Geschmückt
mit dem Kreuz.
1938 Die
Reichsbahn stellt keine Sonderzüge mehr für Wallfahrten bereit.
1944 Bei einem
Fliegerangriff auf den Bahnhof Kevelaer kommen zwei Menschen ums
Leben.
1945 In den
ersten Wochen wird befürchtet, dass deutsche Soldaten vor ihrem
Rückzug über den Rhein den Kevelaerer Bahnhof sprengen.
♦ Gezielte
Luftangriffe auf Kevelaer am 11. und 14. Februar sowie am 1. März
mit Schwerpunktziel Bahnhof. Zertrümmert werden u.a. der Bahnhof,
das erst 1938 fertiggestellte Kreisheimatmuseum und die benachbarte
Post an der Gelderner Straße. Gnadenkapelle, Basilika und
Priesterhaus erleiden keine größeren Schäden.
1947 Der Bahnhof
ist wie die St.-Antonius-Pfarrkirche immer noch eine Ruine.
1948 Die erste
Kevelaer-Wallfahrt der Stadt Münster mit 14 Wagen eines
Pilger-Sonderzugs.
1949 Täglich etwa
3.000 Menschen kommen in der Hauptwallfahrtszeit am Bahnhof Kevelaer
an. Sie sehen von Unkraut überwucherte Geröllhalden, verrostete
Stahltrümmer, von Sprengladungen zerrissene Kellerlöcher und
Bretterverschläge. Die Bahnhofshalle ist nur provisorisch
hergerichtet. Die Überdachung des Bahnsteigs fehlt fast völlig. Für
1950 sagt die Bundesbahndirektion in Köln Geld für den Wiederaufbau
zu.
♦ 100
Pilger-Sonderzüge.
1950 Erster
Bauabschnitt (Pilgerhalle und Dienstgebäude). Die nun in Angriff
genommene, neue Pilgerhalle grenzt an den für Pilger vorgesehenen
Bahnsteig, so dass die Wallfahrer direkt durch sie den Bahnhof
verlassen können und der übrige Verkehr am Bahnhof dadurch unberührt
bleibt.
1951 Eröffnung
der neuen Pilgerhalle (Empfangshalle) am Bahnhof.
1952 Neuer
Fahrtkartenschalter am Bahnhof. Angekündigt wird, dass nun auch das
zertrümmerte Hauptgebäude des Bahnhofs erneuert werden soll.
1953 Das neue
Bahnhofgebäude wird in Betrieb genommen. Eine Eröffnungsfeier findet
erst ein halbes Jahr danach statt, als auch Wartesaal und
Bahnhofsrestaurant fertiggestellt sind.
1954 143
Pilger-Sonderzüge (Marianisches Jahr).
1955 135
Pilger-Sonderzüge.
1956 115
Pilger-Sonderzüge.
♦ Der neu
gestaltete Bahnhofsvorplatz erhält den Namen
"Kardinal-von-Galen-Platz". Ein künstlerisch gestaltetes
Namensschild aus Holz (Bildhauer Ferdinand Dierkes) wird aufgestellt.
1957 228
Pilger-Sonderzüge.
1958 100
Pilger-Sonderzüge.
1959 99
Pilger-Sonderzüge.
♦ Wegen der
sich häufenden Unfälle an Bahnübergängen wird der Bahnübergang an
der B 9 (heute überführt) mit Halbschranken versehen. Bisher ist der
Übergang nur durch ein Warnblinklicht gesichert gewesen.
1960 92
Pilger-Sonderzüge.
1961 85
Pilger-Sonderzüge.
1962 86
Pilger-Sonderzüge.
♦ Mit Beginn
des Sommerfahrplans der Deutschen Bahn halten etliche Züge nicht
mehr in Wetten.
1962 80
Pilger-Sonderzüge.
1964
74 Pilger-Sonderzüge.
1965 67
Pilger-Sonderzüge.
1966 59
Pilger-Sonderzüge.
1967 44
Pilger-Sonderzüge.
♦ Stilllegung
der Bundesbahnstrecken Geldern-Straelen und
Geldern-Issum-Bönninghardt auch für den Güterverkehr (schon lange
keine Personenbeförderung mehr).
1967 Letzter planmäßiger Zug am Bahnhof Geldern-Ost.
Bahnhof Kevelaer, so wie man
ihn aus den 70er-Jahren kannte.
1968 44
Pilger-Sonderzüge.
1969 34
Pilger-Sonderzüge.
1970 28
Pilger-Sonderzüge.
1978 Die
Bundesbahn stellt im Auftrage der Bundeswehr die Strecke
Geldern-Straelen für das Straelener Bundeswehrdepot wieder her.
1986 Kevelaers
erste Park & Ride-Anlage in Bau. 40 zusätzliche Parkplätze für Autos
und 18 für Mopeds werden am Bahnhof eingerichtet.
1990 Die erste
Tempo-30-Zone in Kevelaer wird im Bahnhofsbereich eingeführt.
♦ Die
SPD-Fraktion schlägt eine Unterführung der Bahnstraße unter die
Eisenbahn vor.
1991 Keine
Abfertigung mehr von Expressgut am Bahnhof Kevelaer.
1992 Aufhebung
der Abfertigungsbefugnis für Reisegepäck in Kevelaer.
1994 Deutsche
Bundesbahn überträgt den Von-Haus-zu-Haus-Transport von
Gepäckstücken an Privatunternehmen.
♦ Seit
Jahresbeginn sind die Bundesbahn (West) und die Deutsche Reichsbahn
(Ost) privatisiert und zur Deutschen Bahn AG zusammengefasst.
1995 Privatisierung der Schiene im Nah- und Regionalverkehr. Der Kreis Kleve wird "planungspflichtiger Aufgabenträger gemäß § 8 des Gesetzes zur Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs sowie zur Weiterentwicklung des ÖPNV (Regionalisierungsgesetz NW)". ♦ Kevelaer werden für das Sanierungsgebiet "Kevelaer-Mitte" (Platzgestaltung am Bahnhof) aus dem Stadterneuerungsprogramm NRW eine Million Mark zugesagt.
Der Bahnhof Kevelaer
präsentierte sich 1997 trist und wenig einladend.
1997 Entwurf eines Nahverkehrsplans für den Kreis Kleve durch Verkehrsplaner Rainer Hüttebräucker (Leichlingen). ♦ Stadtrat Kevelaer begrüßt in einer Stellungnahme zum neuen Gebietsentwicklungsplan der Bezirksregierung die vorgesehene Elektrifizierung sowie den zweigleisigen Ausbau der Kursbuchstrecke 495 (Köln/Düsseldorf-Krefeld-Kleve) und die Erweiterung dieser Strecke nach Nimwegen. Entsprechend der überregionalen Bedeutung des Schienenweges sollten schnellere und modernere Züge eingesetzt und der Fahrplan deutlich verdichtet werden. ♦ Die Kreise Wesel und Kleve bilden eine Nahverkehrsregion und entscheiden ab 1998 in einem Zweckverband selbst darüber, wie und in welchem Umfang Nahverkehr stattfindet. Beschluss des Kreistages Kleve über den Nahverkehrsplan.
Bahnhof Kevelaer (1997).
Beschluss des Nahverkehrszweckverbandes Niederrhein über den Nahverkehrsplan für das Bus- und Bahnangebot in den Kreisen Kleve und Wesel. Ziel: In kürzeren Abständen häufigere Fahrten, bessere Abstimmung der Umsteigemöglichkeiten, übersichtlicheres Angebot für die Kunden, freundlichere Gesichter der Bahnhöfe.
So sah der Bahnhof Kevelaer
(1997) vor seinem großen Umbau Ende der 2000er-Jahre aus.
1998 Das
Konsortium Lahmeyer International/Dornier System Consult erhält den
Auftrag für einen "Masterplan": Zukunft des Niederrheins als
Verkehrs- und Logistikregion.
♦ Vorschlag,
die Schienenstrecke Nimwegen-Xanten wieder einzurichten. -
Einführung des Integralen Taktfahrplans (ITF) auf der Schiene in
NRW: Die Takte werden kürzer, die Zuganschlüsse günstiger.
1999 Für die
Eisenbahnlinie Kleve-Düsseldorf wird werktags ein 30-Minuten-Takt
eingeführt.
2000 Die Deutsche
Bahn, Abteilung Reisen + Touristik in Essen, gibt bekannt, dass sie
ihren Bahnschalter in Kevelaer (Fahrkartenverkauf) kurzfristig
schließen und den Fahrkartenverkauf einer Agentur übertragen will.
♦ Die neuen 24
"Häuschen" hinter dem Bahnhof, in denen Fahrräder sicher vor
Beschädigung und Diebstahl eingeschlossen werden können, sind stark
gefragt.
2001 Die Stadt
will am Bahnhof weitere Stellplätze für Fahrräder einrichten, aber
die Verhandlungen mit der Bahn „erweisen sich als schwierig, weil
bei der Bahn eine Reorganisation stattgefunden hat“ (Bürgermeister
>
Heinz Paal).
♦ Die
Investorengruppe ITG aus Düsseldorf plant am Bahnhof den Bau eines
großen Warenhauses mit einer Verkaufsfläche von rund 6.000
Quadratmetern. Eine fußläufige Trasse soll das Einkaufszentrum mit
der City verbinden (das Projekt scheitert am Widerstand der
Kevelaerer Kaufmannschaft). Der Plan des Investors, die Pilgerhalle am
Bahnhof abzureißen, ruft den Protest des Vereins Eisenbahnfreunde
hervor. Er ist hier mit seinen Aktivitäten und Modellanlagen seit 20
Jahren zu Hause.
2002
Der Verhandlungs-Wirrwarr zwischen Stadt und Bahn
wegen immer neuer Ansprechpartner hat ein Ende. Land und Bahn
gründen die Bahnflächen-Entwicklungs-Gesellschaft (BEG).
Verkehrsminister Michael Vesper verspricht: "Bahnflächen in 100
Kommunen des Landes sollen optimal entwickelt werden“. Kevelaer ist
dabei. Die Stadt wird in eine „Modernisierungsoffensive“ der Bahn
aufgenommen. Kevelaer wünscht sich auf
DB-Kosten eine Gleisüberführung für Fußgänger. Die beiden
Gleise sollen erhöht werden, damit Bahngäste leichter ein- und
aussteigen können. Beleuchtung und Fahrkartenautomaten sollen
modernisiert werden. Die projektierte Rampe zur Gleisüberführung soll mit 150
Metern sehr lang werden; das sei wegen des Gefälles von sechs
Prozent (geeignet für Behinderte) unabweisbar, erklären die Planer.
2003 Weitere 45
Fahrradboxen am Bahnhof werden errichtet.
2004 Der
Kevelaerer Bahnhof wird von den Bürgern als ein "schmuddeliges Loch"
empfunden. Die Erneuerungen lassen auf sich warten. Die Hoffnungen
der Eisenbahnfreunde, in der ehemaligen Pilgerhalle verbleiben zu
können, schwinden. Ende des Jahres wird im Planungsausschuss der
Plan "Städtebauliche Entwicklung des Bahnhofes sowie des
Bahnhofsumfeldes" vorgestellt.
2005 Die Stadt
Kevelaer wird Eigentümerin des etwa 10.000 Quadratmeter großen
Bahnhofsareals (Kaufpreis: 228.000 Euro). Nun steht eine Sanierung
des Geländes und der Gebäude für 3,84 Millionen Euro bevor. Die
Stadt hofft auf erhebliche Fördermittel und darauf, dass sie von der
Investitionssumme nur etwa 60 Prozent selbst aufbringen muss.
♦ Der mit
Brettern verbarrikadierte Eingangsbereich des Bahnhofs soll auf
Vorschlag von Walburga Kamps (Schul- und Sportausschuss) bemalt
werden. Stefan Reudenbach (Impuls) nimmt sich mit weiteren
Helfern der Aufgabe an. Der Kunstkurs (9/10) der
Gemeinschaftshauptschule Kevelaer (>
Annegret Beckedahl) gestaltet
schließlich den mit Spanplatten verrammelten Haupteingang farblich
neu.
2007 Die Grundsanierung des Bahnhofsgelände läuft an. Die Arbeiten sind Anfang 2008 fast abgeschlossen.
Der neue Kevelaerer Bahnhof.
2008 "Der schönste Bahnhof, den Kevelaer je hatte", meldet das KB im August. "Nun steht sie da - die neue Überführung und dominiert mit ihrer Mächtigkeit die neue Anmutung des gesamten Bahnhofbereichs." Zum 1. November wird auch das Hauptgebäude des Kevelaerer Bahnhofs mit Kartenverkauf und Kiosk für die Fahrgäste wieder geöffnet.