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Erzbischof von Utrecht | * 1900 | † 1987
Für
den niederrheinischen Marienwallfahrtsort war das Erzbistum Utrecht
schon immer von größter Bedeutung. Aus ihm kommen bis heute die meisten
niederländischen Katholiken als Pilger nach Kevelaer.
Die beiden Erzbischöfe Adrianus Johannes Kardinal Simonis (1983 - 2007)
und Willem Jacobus Eijk (seit 2008) zählen längst zu den "Stammgästen"
am Gnadenort. Weniger bekannt sind zwei ihrer Vorgänger, die
Kirchengeschichte geschrieben haben: Jan Kardinal de Jong (1936 - 1955)
und Bernard Jan Kardinal Alfrink (1955 - 1975).
Kardinal de Jong war in den "dunklen Jahren", als Hitler-Deutschland die
Niederlande besetzt hielten, eine der wenigen Lichtgestalten des
katholischen Widerstands.
Kardinal Alfrink, der Nachkriegs-Erzbischof, war ein innerkirchlicher
Rebell, dessen Forderungen nach Reformen traditionelle Katholiken noch
heute erbleichen lassen.
Der Professor für alttestamentliche Exegese in Rijsenburg und Nijmegen
wurde nach dem Tod von Erzbischof de Jong nach Utrecht berufen, wo er ab
1955 das ranghöchste Bischofsamt in den Niederlanden bekleidete. 1960
von Papst Johannes XXIII. zum Kardinal ernannt, nahm Alfrink während des
2. Vatikanischen Konzils als Mitglied des Präsidiums zu allen wichtigen
Themen Stellung. Die Ergebnisse des Konzils begrüßte er, weil sie seinen
Vorstellungen von einer weniger zentralistisch geführten Kirche
entgegenkamen.
Die stärkere Beteiligung der Gläubigen am Geschehen ging den Katholiken
in den Niederlanden aber nicht weit genug. Der "Holländische
Katechismus", 1966 von Kardinal Alfrink genehmigt, rief Rom auf
den Plan. Eine eigens dafür eingerichtete Kardinalskommission bescheinigte dem
"Holländischen Katechismus", er enthalte "schwerwiegende Irrtümer"
- vor
allem in der "Christologie, Ekklesiologie und Eschatologie". So durfte
die deutsche Ausgabe nur mit inhaltlichen Änderungen erscheinen. Papst
Paul VI., aufgeschreckt durch den "Holländischen Katechismus", rief für
1967 ein "Jahr des Glaubens" aus.
Die niederländischen Katholiken ließen sich nicht einschüchtern und
gingen noch sehr viel weiter. Auf ihrem Pastoralkonzil (1966 - 1970)
forderten sie u.a. Freigabe des Priesterzölibats und die grundsätzliche
Erlaubnis zum Gebrauch der
Verhütungspille. Kardinal Alfrink, von Papst Paul VI. dazu aufgefordert, vor
der Abstimmung ein römisches Lehrschreiben zu den Themen zu verlesen,
gab das Papst-Schreiben nicht bekannt und ließ die Kirchenversammlung
ohne Einfluss "von oben" selbst entscheiden.
Der "ungehorsame" Kardinal trat entschieden für mehr
Mitsprache von Laien in der Kirche ein und kritisierte einen
"übermäßigen päpstlichen Zentralismus".
Auf stille Weise wurde Alfrink von Rom "entsorgt": Es
wurde die kurze Zeit bis zu seinem 75. Geburtstag abgewartet, zu dem die
Bischöfe dem Papst ihren Rücktritt anbieten müssen, dann wurde das
Rücktrittsangebot sofort angenommen, und Alfrinks Bischofssitz konnte
neu besetzt werden. Von der "Rebellion" der niederländischen Katholiken,
die in eine "Revolution" auszuarten drohte, blieb am Ende nicht viel
übrig.
Mehrmals war Bernard Jan Kardinal Alfrink in Kevelaer. 1970 begleitete
er die 100. Liemers-Wallfahrt, 1973 nahm er als Präsident der
Pax-Christi-Bewegung an einem dreitägigen Kongress in Kevelaer teil,
1976 - da war er gerade emeritiert - eröffnete der Kardinal die
Wallfahrtszeit in Kevelaer.
Es war das erste Mal, dass die Pilgerpforte der Basilika - da hatte
Rektor >
Richard Schulte Staade
gerade die Nachfolge von
>
Johannes Oomen angetreten -
bereits am 1. Mai geöffnet wurde. Der Alt-Erzbischof feierte damals in der
Marienbasilika ein Pontifikalamt.