Logo für Blattus Martini

Logo für Biografie Zwei Leben
Logo für Spurensuche
Logo für Willing-Evers GbR
Logo für das Archiv
Logo für Kontakt und Impressum
Logo für Button zurück zum Start

DOKUMENTATION

Auszüge aus der Kevelaerer Ketteler-Predigt

(…) Ich brauche euch meine lieben Zuhörer, [die] Bedrängnisse nicht näher auseinanderzusetzen. Sie sind euch in allem hinreichend bekannt, und alle Tage dringen ja neue Nachrichten über neue Bedrängnisse der Kirche zu uns hin. (…) Der liebe Heiland hat seiner Kirche den Haß der Welt, die Leiden und die Verfolgungen, die aus diesem Haß entstehen würden, oft und viel vorher gesagt. Was jetzt geschieht, kann uns deshalb nicht überraschen, und der Heiland hat uns zugleich auch den wahren Grund angegeben für alle diese Bedrängnisse und für alle diese Leiden, als er am Kreuze stand, selbst zu leiden (…)

Daran erinnert euch, wenn namentlich die Verfolgungen kommen und wenn der Haß der Welt sich geltend macht; daran denket dann immer, daß der Knecht dann nicht mehr wert ist als der Herr selbst. Oh meine geliebten Christen, da habt ihr den einzig wahren Grund, warum man die katholische Kirche haßt und warum die katholische Kirche verfolgt wird. Weil sie die Kirche Jesu Christi ist. (…) Jeder schlechte Priester, der von der Kirche abfällt, wird gelobt und gepriesen im selbigen Augenblicke von der Welt. Die deutschen Blätter sind voll vom Lobe eines jeden Abtrünnigen Priesters und eines jeden abtrünnigen Katholiken. Wer vor der ganzen Welt ein hochpreislicher Mann werden will, braucht nur ein Verräter an der katholischen Kirche zu werden. (…) Es gibt solche Zeiten immer wieder in der Kirchengeschichte, wo die Hölle Gewalt hat. (…) Das sind Zeiten, wo Gott dich prüfen will, das sind aber Zeiten, wo Gott dich läutern will, denn bei den Trübsalen, bei den Verfolgungen werden wir geläutert. (…)

Der Haß

Bei diesem Haß, den die Kirche zu tragen hat um Christi willen: Wie äußert sich dieser Haß? Da antworte ich erstens, in dem Haß gegen den Papst. (…) Das ist recht der Haß der Hölle gegen Christus. Mit dem Haß gegen den Papst verbindet sich zweitens der Haß gegen alles echte Katholische, der sich zeigt in dem Haß gegen jeden, der in seinem Lebensrufe als echter Katholik auftritt und als solcher handelt. Endlich drittens äußert sich dieser Haß der Hölle in dem Bestreben, unsere Jugend zu verderben, unsere Jünglinge zu verderben, unsere Jungfrauen zu verderben in dem Bemühen, das Herz unserer deutschen katholischen Jugend von Christus loszureißen. Das ist so recht das Glühen der Hölle in unserer Gegenwart. Sie, die Jugend, haßt die Hölle, weil sie Christus haßt. In den Herzen der Jugend jede Liebe und jede Treue zu Christus und der Kirche zu zerstören, darum arbeitet sie in der verschmitzesten Bosheit an dem Höllenwerke, die katholische Jugend loszureißen von Christus, sie in den Abgrund aller Schlechtigkeit der modernen Welt hinabzustürzen. (…)

Nicht kleinmütig sein

Deine erste Pflicht als Katholik ist, den Bedrängnissen der Kirche gegenüber nicht mutlos, nicht kleinmütig zu werden, als ob Du einer Kirche angehörtest, die noch nie Verfolgungen auszustehen gehabt hätte. (…) Seit 1800 Jahren hat sie viele Stürme ausgehalten. Dieser Kirche Boden ging zuerst bis in Mittelpunkt der Erde, mit dem Blute der Märtyrer getränkt sind die Wurzeln dieser Kirche. Nicht zaghaft und furchtsam sollst Du sein. Das sollst Du vor Augen haben, so Du die Leiden Deiner Kirche hörst. (…) Zweitens, wir sollten unter all diesen Drangsalen der Kirche zu Hilfe eilen - jeder in seinen Verhältnissen. Wie Ihr gleich sehen werdet, ist ein Mittel, womit alle helfen können: Das ist das Gebet. Ich will Dich nicht beschränken in Deine Stellung in den Mitteln, die Gott Dir gegeben hat, in Deinem Ansehen, Reichtum, Einfluß in dem Vertrauen Deiner Mitbürger, in allen Verhältnissen, in denen Du lebst. Du mußt, soviel Du kannst, Deine Kirche verteidigen, ihr beispringen, z.B. in der Poesie. Du mußt keine schlechten Blätter halten. Du sollst gute Blätter halten.

Bei den Wahlen: Du mußt nicht Männer wählen, die mitwirken, die Kirche zu unterdrücken. Wähle rechtschaffene Männer, die Vertreter des Volkes in den Kammern sind. Die dritte Pflicht ist, in diesen Bedrängnissen mit der Kirche mitzuleiden. (…) Du sollst Dich in dieser Zeit von den Belustigungen der Welt zurückziehen, soviel Du kannst, nicht tändeln und lachen in dieser ernsten Zeit, Du sollst weinen in Deiner Seele, Du mußt Schmerzen in Deiner Seele haben, über die Schmach, die dem Papste zugefügt wird, über das, was die Bischöfe und Priester zu leiden haben. Es muß in Deinen Gefühlen Anklang finden, als ob Du selbst zu leiden hättest.

Endlich sollt Ihr, Ihr Eltern, in dieser Zeit (…) Eure Kinder fromm erziehen. Je mehr die Hölle sich Mühe gibt, in unserer Kinder Herzen das Gift des Unglaubens einzupflanzen, desto mehr müssen fromme Eltern sich bemühen, die Kinder fromm zu erziehen, im Glauben zu erziehen, in der Jugend zu erziehen. Was der katholischen Kirche jetzt einfach entzogen wird an Einfluß zur Bildung Eurer Kinder, müßt Ihr Väter und Mütter ersetzen. Eure erste Pflicht ist, die Kinder soviel besser zu erziehen, da sie größeren Gefahren entgegengehen.

Ein Herz und eine Seele

(…) Der Papst deutet hin auf dieses große Zeichen der Göttlichkeit der Kirche, damit auch darin die Menschen erkennen den Schutz Gottes in der Gegenwart. Dieses eine große Zeichen ist die Einheit der Kirche. (…) Sie hat Einheit im Glauben, Einheit in dem einen Opfer, Einheit in den Sakramenten, Einheit in dem Brote, das wir essen. Die katholische Kirche ist ein Herz und eine Seele. (…) Das ist das Prinzip, was die katholische Kirche einig macht; daß Du heute hier in Kevelaer mit Deinen Brüdern die Kommunion empfangen hast, hat Euch vereinigt.

Daß die Christen einig sind, ist das Zeichen der Göttlichkeit der Kirche, deshalb, geliebte Christen, zeigt der Papst mit großer Freude darauf hin, daß trotz aller Verfolgungen die Einheit in der katholischen Kirche so wunderbar ist. (…) Daß diese Einheit keine absolute ist, versteht sich von selbst. Daß einzelne Laien von der Kirche abfallen, daß einige wenige Priester von der Kirche abfallen, darüber brauchen wir uns nicht zu verwundern, wenn man bedenkt, daß soviele Menschen, um in der Welt eine Stellung zu gewinnen, so leicht Verräter an den heiligen Ämtern werden.

Was geschieht jetzt, um in der katholischen Kirche ein Schisma1 in der katholischen Kirche hervorzurufen? Daran arbeitet die ganze Welt, daran arbeiten die geheimen Gesellschaften, was sie können. Sie spähen in jeder Gemeinde herum, in jedem Winkel herum, und wo sie meinen, einen Priester zu finden oder irgend einen anderen zu finden, an den sie sich hängen, um ihn loszureißen von der Kirche und ihn zu benutzen, der Kirche die Einheit zu zerreißen. (…) Die Pflichten, die Du dieser Einheit gegenüber hast, sind die:

Die erste Pflicht

Erstens - Du sollst Dich um so viel inniger in dieser Zeit selbst mit der Einheit der Kirche verbinden und sollst die Einheit zwischen Dir und der Kirche hegen und pflegen, so wie Du es nur irgend kannst. Pflege diese Einheit, vereinige Deine Seele mit der Kirche, meine Zuhörer, durch einen recht lebhaften Glauben. Dieser lebendige Glaube macht uns zu einer Seele.

Die zweite Pflicht

Zweitens - pflege diese Einheit durch die innigste Liebe zu Jesus, eine Liebe in allen Herzen, das einigt uns untereinander durch eine Liebe zu Jesus in Millionen katholischen Herzen, das ist das Einheitsband der Herzen. Das ist das eine Herz, wovon die Apostelgeschichte spricht: ein Herz, eine Seele war die erste Christengemeinde - auch sie jetzt ein Herz, die ganze katholische Kirche. Ein Herz durch die treueste Liebe zu Jesus! Mach, daß Dein Herz auch zu dieser Einheit der Herzen gehört! Pflege die Einheit durch öfteren Empfang der Sakramente in dieser Zeit, durch Einheit in Deinem Herzen zur Kirche, durch rechte Liebe und Gehorsam gegen den Papst.

Die dritte Pflicht

(…) Der dritte Punkt, worauf der hl. Vater hinweist, ist der Hauptpunkt. Die ganze katholische Welt soll unter dieser Bedrängnis der Kirche sich erfüllen mit einem ganz neuen Gebetseifer. Vor den Altären in allen Teilen der Welt soll man die Christen, die uns zu Hilfe eilen und unsere Bedrängnis erleichtern, [sehen]. Wie in vorigen Jahren die Bischöfe von Fulda die deutschen Katholiken aufgefordert haben zum Gebete, so hat in diesem Jahre der Papst die ganze katholische Welt aufgefordert zum Gebete. Wenn die Juden kämpften, sollte Moses auf dem Berge beten, so er die Hände erhob, siegte das jüdische Volk. Als die Apostel in den Kerker geworfen wurden, betete die Christengemeinde, und Gott schickte einen Engel, um die Apostel aus dem Kerker zu befreien. Wenn die Christen zu dem Schlachtopfer geschleppt wurden, vereinigten sich die Christen, die übrig waren in den Katakomben. Wenn oben die Christen gemartert, beteten unter der Erde die Christen in den Katakomben, um ihren Brüdern zu Hilfe zu eilen. So ist es immer gewesen. Wir sollen viel beten, das soll die Frucht der Verfolgungen sein. Darum sagt der Papst, die Bischöfe sollen die Priester ermahnen, eindringlich: Betet, ihr Priester, an den Altären, die Priester sollen das Volk ermahnen: betet, ihr gläubigen Seelen, ihr Kinder der Kirche in diesem Augenblick. Betet, Greise und Kinder, alle miteinander, damit Gottes Hilfe um soviel schneller uns zueilen wird. Bei diesem Gebete müssen wir recht beten mit Vertrauen. Denkt oft an (…) das schöne Wort Jesu: Bittet, und Ihr werdet empfangen, klopfet an, und es wird Euch aufgetan. Oder an Jesu wunderbares Wort (…): Wahrlich sage ich Euch, um was Ihr den Vater in meinem Namen bitten werdet, das wird er Euch geben.

Die vierte Pflicht

(…) Darum ist es Pflicht, nicht allein heute, da wir nach Kevelaer gekommen sind, daß wir heute etwas mehr beten als sonst. (…) Dazu empfehle ich Euch erstens: Ihr alle, die ihr hier anwesend seid, verrichtet mit neuem Eifer die täglichen Pflichtgebete des Morgens, Abends, vor und nach dem Essen. Zweitens: Mit Kraft sollt Ihr verrichten die Stundengebete, die schönen Stundengebete. Laßt keine Stunde vorübergehen, ohne Stoßseufzer zum Himmel zu schicken. (…) Drittens: Betet insbesondere an Sonntagen, Ihr Arbeitsleute, Ihr Bauernleute, Ihr Handwerker, die Ihr die Woche hindurch nicht viel Zeit habt, besondere Gebete zu beten, des Sonntags sollst Du Dein Gebet aber machen. Hütet Euch vor Sabbatsschändung, die reißt auch bei uns ein. Du, Vater, sei kein Sabbatschänder, kein Wirtshaussitzer, sonst hilft Dir Deine Wallfahrt nach Kevelaer nichts, wenn Du als ein Trinker nach Hause gehst, wenn Du fortfährst ein Trinker, ein Wirtshaussitzer zu sein. Halte am Sonntag Deine Söhne zurück vom übertriebenen Wirtshausbesuch. (…) Bete mit Deiner Familie, haltet Familiengebete am Sonntage: Betet für die Kirche und betet endlich recht zum Herzen Jesu. (…)

Die Augen des Herrn wachen über Dich „et aures“, und seine Ohren hören auf die Gebete der Gerechten, darum, meine lieben Christen, möge diese schwere Kampfeszeit für uns alle die Zeit wahrer Bekehrung sein. Benütze alle Mittel dazu. Erforsch Dein Gewissen, (…) wenn Du ein Mann bist, ein Jüngling, ein Weib oder eine Jungfrau und Du lebst in der Gewohnheit der Todsünde schrecklicher Zustand! (…) Lege, wenn Du es notwendig hast, in den letzten Monaten dieses Jahres eine gründliche Generalbeichte ab. (…) Erforsche oft das Gewissen, damit Du erkennen lernst Deinen Seelenzustand. Erwecke Reue und Leid. (…)

Die fünfte Pflicht

Endlich fünftens. Das 2. Mittel, was der Papst angibt, damit unser Gebet stark werde, ist die Zuflucht zur lieben Mutter Gottes. Ihr Bewohner der Umgegend von Kevelaer, ich brauche Euch nicht zu ermahnen, die Mutter Gottes oft zu verehren. Das habt Ihr gelernt von Kindesbeinen an. Die meisten, die Ihr hier seid mit greisen Haaren vielleicht, seid mit Euren guten Müttern, die lange unter der Erde liegen, mit Euren guten Vätern, die lange begraben sind, zuerst hierhergekommen. Ihr habt eine warme Verehrung für Maria empfangen, empfangen durch ein treues Vaterherz, durch ein treues Mutterherz. Es ist die wichtigste Aufgabe einer guten Erziehung, den Kindern viel Liebe einzuflößen zu Maria. Aber geliebte Christen, im allgemeinen werde ich Euch nicht zu ermahnen brauchen, Maria zu verehren, sondern ich ermahne Euch, die liebe Gottes Mutter mehr und mehr in der rechten Weise zu verehren, sie so gut zu verehren, daß Du dadurch immer demütiger wirst und das hl. Kleid der Unschuld an Deiner Seele trägst. Unschuld, Herzensreinigkeit, Keuschheit, das ist Uniform, die wir alle tragen sollen. (…) Scheidet nicht von Kevelaer, ohne Euch alle vorgenommen zu haben, echte Kinder der Mutter Gottes zu sein, unter ihrem Schutz zu leben, unter ihrem Schutz zu sterben, aber auch zu gleicher Zeit mit dem Versprechen, daß Ihr die Sünden von jetzt an meiden wollt, daß Ihr der Mutter Gottes in Unschuld und Demut des Herzens ähnlich werden wollt. Betet oft zu Maria. Möchtet Ihr immer den Rosenkranz bei Euch tragen. Das muß Euer Orden sein, Euer Muttergottesorden.

Niemand sei, ohne immer den Rosenkranz in der Tasche zu haben, hänge ihn über Dein Bett und laß ihn, wenn Du sterbest, mit Dir ins Grab legen. Du mußt jeder Zeit bekennen, ich bin ein Kind der Mutter Gottes und will leben unter ihrem Schutze und sterben unter ihrem Schutze. Du sollst jeden Morgen und Abend die drei Ave Maria beten, daß sie Dich Tag und Nacht vor der Sünde bewahren. Heilige die Sonntage und die Festtage der Mutter Gottes. Unterlaß es nicht, an ihren Festen die hl. Sakramente zu empfangen. Bete dann für die Kirche, indem Du Maria mit neuer Liebe ehrst und anrufst. Sie ist eine mächtige Fürbitterin, Auxilium Pristianorum, die Hilfe der Christen. Das hat man erfahren bei allen schweren Verfolgungen, das werden wir auch erfahren bei den schweren Prüfungen unserer Tage. Denken wir nur an die Zeichen, die Gott wirkte in der letzten Zeit z.B. zu Lourdes, und der anderen wunderbaren Erscheinungen, die ein kath. Christ unmöglich alle für Lug und Trug halten kann. Der ist in Wahrheit dem modernen Blödsinn verfallen, der annimmt, daß das, was man von tausendfachen Tatsachen berichtet, Täuschung, Unwahrheit und Lüge sei. Gerade mit diesen wunderbaren Ereignissen zeigt Gott, daß er der Kirche helfen will, insbesondere durch die Fürbitte der Mutter.

Das sind, meine Geliebten, die fünf Vorsätze, die wir von Kevelaer mit nach Hause nehmen sollten. Ich will mir heute vornehmen, unter den Verfolgungen meiner Kirche nicht kleinmütig zu werden, immer denken, meine Kirche trägt alle Kennzeichen der Kirche Jesu Christi. (…)  

© Martin Willing 2012, 2013