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Weihnachten im Schuhkarton

Sammelaktion aus den USA 2005 erstmals in Kevelaer vorgestellt 

LogoSeit 2005 ist auch in Kevelaer gegen Ende eines Jahres die Rede von der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton". Zum ersten Mal wurde sie in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde an der Händelstraße im Rahmen einer Kindersachenbörse vorgestellt (29.10.2005).

Die weltweit verbreitete Aktion, bei der Geschenke zu Weihnachten für Kinder gesammelt werden, stieß seitdem regelmäßig auch auf Kritik, so in den deutschen katholischen Bistümern. So warnte beispielsweise das Erzbistum Köln im November 2011 davor, bei der Aktion mitzumachen. Bernhard Riedl, in der Diözese zuständig für Bildung, bat darum, bei der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" nicht mitzumachen.

Hinter der Aktion aus den USA stecke eine "höchst evangelikale Organisation", deren Spenden-Modell im Widerspruch stehe zu einer "vernünftigen Entwicklungsarbeit". Auch die Bistümer Trier und München rieten in jenem Jahr von der Aktion ab. Deren grundsätzliche Ausrichtung sei "fundamentalistisch". Zudem sei die "islamfeindliche Haltung von Franklin Graham, dem Präsidenten der Dachorganisation 'Samaritan's Purse', (...) eine problematische Mischung aus Mission und Islamfeindlichkeit", urteilte der Weltanschauungsbeauftragte des Bistums Trier, Matthias Neff. Und: "Christen sollten anderen Religionen auf Augenhöhe begegnen."

Für grenzwertig hielten die Experten auch das Infomaterial, das "Samaritan's Purse" mit den Geschenken verteilt – ein buntes Heft, das mit einfachen Erzählungen für das Christentum wirbt.

Was ist von solcher Kritik an der Schuhkarton-Aktion zu halten?

In der Adventszeit, wenn die Geldbörse leichter aufspringt, haben die Hilfsorganisationen Hochkonjunktur. Die bekanntesten Aktionen sind christlichen Ursprungs. Und wie das so ist, wenn die Konkurrenz groß ist: Die Veranstalter sind sich nicht grün und giften sich an.

Die Aktion Weihnachten im Schuhkarton, die in Kevelaer zum Beispiel Realschüler zum Mitmachen gereizt hat (2008), ist laut Warnungen aus den Bistümern Trier, München und Köln reif für Knecht Ruprecht: Sie stürze Kinder in Afrika oder Asien in Verwirrung, weil sie mit einem deutschen Teddybären nichts anzufangen wissen, fördere ihre Missionierung mit flach-theologischem Tiefgang („Wir sind schlecht“, „wir bekehren uns“, „nun ist alles gut“), trägt nichts zur Selbsthilfe in den Entwicklungsländern bei und nütze nur der deutschen Wirtschaft und den Logistik-Konzernen, die bergeweise Kartons in fremde Länder befördern dürfen. -

Wer so scharfe Kritik an der Aktion übt, muss sich selbst fragen: "Geht's auch eine Nummer kleiner?"

Weihnachten im Schuhkarton ist seit 1990 eine globale Erfolgsstory: Acht Millionen Pakete wurden zuletzt an Kinder in über 115 Ländern verteilt. 

Weltweit verantwortet wird die Aktion von der christlichen Hilfsorganisation Samaritan’s Purse in den USA, und genau dort sehen die katholischen Kritiker den Hasen im Pfeffer liegen. Der Präsident von Samaritan’s Purse ist Franklin Graham, ein Sohn des bekannten Predigers Billy Graham. Die Kritik an dem weltweit bekannten Baptistenprediger trifft also auch die Baptisten in Kevelaer - die evangelisch-freikirchlichen Christen.

© Martin Willing 2012, 2013