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Waitschies, Helmut
Textilkaufmann in Kevelaer | * 1920

Helmut Waitschies
Helmut Waitschies hatte nur wenig Kapital, als er 1949 sein Textilgeschäft an der Amsterdamer Straße einrichtete. Von Hause aus war er gelernter Lebensmittelkaufmann, handelte zunächst hauptsächlich mit Stoffen und Wolle, nahm aber auch schon einige Konfektionsware für Damen ins Sortiment: Röcke, Pullover und Blusen. Im Laufe der Jahre spezialisierte er sich gemeinsam mit seiner Frau Inge auf Damenoberbekleidung und bot zudem Unterwäsche an.

Das Geschäft konnte sich auf eine beachtliche Stammkundschaft stützen; zwischen 30 und 80 Jahre waren seine Kundinnen alt. Helmut Waitschies’ Spezialität sprach sich schnell herum: Er kaufte den besonderen Vorlieben seiner Kundinnen gemäß ein und hatte immer etwas auf Lager, wenn eine Frau mit „Sonderwünschen“ kam und zum Beispiel einen Rock mit einem bestimmten Karomuster wünschte. Bei Waitschies durften sich Käuferinnen noch wie der sprichwörtliche „Kunde König“ fühlen.

In dem kleinen Textilhaus wurden in den Jahrzehnten seines Bestehens mehr als 20 Lehrlinge ausgebildet. Bei Helmut Waitschies lernten sie auch sein kaufmännisches Credo: „Sachliches Verkaufen, den Kundinnen nichts andrehen, sondern sie wirklich zufrieden stellen.“

Helmut Waitschies, von seiner Statur her eher klein, blieb meist leicht distanziert und damit professionell. Seine Gesten strahlten auch dann noch etwas Diskretes und unnachahmlich Würdevolles aus, wenn der Mann seinen Kundinnen die Vorteile einer Unterwäschegarnitur erläuterte und sie an der Ware selbst demonstrierte.

Seine Tätigkeit bezeichnete Waitschies immer mal wieder als sein Hobby und betonte, er müsse nicht mehr hinter der Theke stehen, tue dies aber liebend gern, auch weil die Kundinnen es wünschten. Einige befürchten regelrecht, das Ehepaar Waitschies könne das Geschäft, von dem sie nicht leben müssen, „dran“ geben.

Helmut Waitschies fuhr beinahe täglich mit dem Fahrrad von seinem Haus an der Zillestraße die 1200 Meter zum Geschäft. Mittwochs, wenn es geschlossen hatte, sah man ihn öfter im Wäldchen auf Hüdderath laufen. Auch seine Schwimmübungen im eigenen, bis 10 Grad kalten Wasserbassin hielten ihn fit. Er kochte gern und gut, erzählte er einmal im KB-Gespräch, und wenn's die Zeit erlaubte, musizierte Helmut Waitschies. Seine Ohren liebten die Volksmusik.

Die Geschichte mit seinem Textilgeschäft - sie ist spätestens mit dem Tod von Helmut Waitschies selbst zur Geschichte geworden. Den Laden Waitschies gibt es nicht mehr. Geblieben ist an der Amsterdamer Straße nur die liebenswert altmodische Fassade.