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Lehrer in Kevelaer | * 1828 | † 1899
Von 1846 bis 1850 unterrichtete Wilhelm Tauwel, der in Straelen 1828
geboren wurde, an der Kevelaerer Elementarschule. Seine Kevelaerer Zeit
unterbrach er bis 1856, um in Sevelen und Orsoy als Lehrer zu arbeiten.
Dann kehrte er in die Marienstadt zurück und, so vermerkt es das Kävels
Bläche im Jahr 1899, „wirkte als eifriger Lehrer hierselbst, bis das
Schwinden der Kräfte und Krankheit ihn zwangen, am 1. Juli 1887 in den
wohlverdienten Ruhestand zu treten.“
Lehrer Wilhelm Tauwel.
Foto: www.facebook.com
(Gruppe Kevelaer - Damals und heute |
Chronik Ralf Angenendt)
Welche Hochschätzung dieser Lehrer in Kevelaer genoss, entnehmen wir
einem KB-Bericht vom 12. Februar 1881:
„Kevelaer, 10. Febr. Gestern [9.2.1881] beging Hr. Lehrer Wilh. Tauwel den 25sten Jahrestag seiner Amtsthätigkeit an der hiesigen Volksschule. Um 9 Uhr wohnte der Jubilar, nachdem er mit seiner Familie zum Tische des Herrn gegangen, dem feierlichen Hochamt in der Marienkirche bei, umgeben von den Seinigen, dem Lehrerpersonal, der Schuljugend und zahlreichen früheren Schülern und Schülerinnen. Nach dem mit dem deutschen Tedeum beschlossenen Gottesdienste wurde der Lehrer vom Festzug der Kinder durch die mehrfach beflaggte Dorfstraße zum Schulgebäude begleitet, wo er für die Bewirthung der Jugend mit würzigem Backwerk gesorgt hatte. Der Schulsaal, in welchem sodann der Gefeierte die Glückwünsche der Festgenossen entgegennahm, war überaus reich, geschmackvoll und sinnig decorirt. Noch deutlicher aber als die bekränzten Wände mit ihren Sinnbildern und Inschriften bekundeten die frischen Vorträge der Kinder in Wort und Lied, daß diese Schulfeier eine echt christliche, der Tribut kindlicher Dankbarkeit gegen einen strebsamen Lehrerjubilar sein sollte. Hieran nahmen nicht nur die eigenen Schüler des Jubilars, sondern auch Deputationen der übrigen Knabenklassen und der Mädchenschule Theil. Zwischen die Gesänge und Deklamationen der Kinder fügten sich ein die Glückwünsche der Civil-Gemeinde und des Lehrerpersonals, dargebracht durch den Hrn. Local-Schulinspector, Bürgermeister Bürgelmann und den Hrn. Lehrer Lange, welchem sich als Gratulant im Namen der Kirchengemeinde und der Geistlichkeit Hr. Pfarrer van Ackeren anschloß. Letzterer hob in seiner Ansprache besonders rühmend hervor den Eifer, mit welchem Hr. Lehrer Tauwel in seiner Amtsthätigkeit nicht nur dem Wohle des Staates, sondern auch dem Interesse der Kirche gedient habe. Endlich nahete sich noch eine Deputation früherer Schüler, um vorläufig durch kräftigen Händedruck die Gefühle ihrer freudigen Theilnahme und Dankbarkeit dem theuern Lehrer zu bekunden, den sie nach Beendigung der Schulfeier in seiner Wohnung mit einem geschmackvoll gearbeiteten Bureau-Schrank als Festgeschenk überraschen wollten. Die Civil-Gemeinde ließ dem Jubilar durch den Hrn. Bürgermeister eine goldene Taschenuhr nebst dito Kette überreichen. Tief ergriffen von den vielfachen Kundgebungen aufrichtiger Theilnahme und Anerkennung, dankte der gefeierte Lehrer in herzlichen Worten nach allen Seiten und sprach besonders den Wunsch aus, daß sich an allen seinen Schülern die Segensverheißung des vierten Gebotes in vollstem Maße bewähren möge. Hiermit war die erhebende Schulfeier beschlossen.“
Wilhelm Tauwel starb im September 1899. Wir lesen im Kävels Bläche vom 13. September 1899:
„Kevelaer, 12. Sept.
Heute Morgen bewegte sich ein stattlicher Leichenzug von der Mühlen-
über die Hauptstraße zum Friedhof. Es galt, dem am Samstag verstorbenen
emeritirten Lehrer Herrn Friedrich Wilhelm Tauwel die letzte Ehre zu
erweisen. An dem Leichenbegräbnisse nahmen etwa 500 Schulkinder Theil,
ferner eine große Anzahl Lehrpersonen aus dem Kreise Geldern, welche den
Angehörigen folgten, hieran schloß sich eine lange Reihe seiner früheren
Schüler und sonstiger Leidtragenden aus unserer Gemeinde an. Unter den
zahlreichen Kranzspenden befand sich auch ein riesenhafter Kranz,
welcher dem Dahingeschiedenen die Dankbarkeit seiner ehemaligen Schüler
bezeugen sollte.“
Auch im Ruhestand „blieb er im Sinne seines Amtes, besonders als
Waisenrath, bis zu seinem Ende thätig und hat während dieser
Berufsthätigkeit manchen guten Rath ertheilt, wie er es auch jederzeit
sich angelegen sein ließ, in Fällen wo man seiner Hülfe, besonders in
schriftlichen Angelegenheiten, bedurfte, bereitwilligst seine Kräfte in
den Dienst seiner Mitbürger zu stellen. Der Dank hierfür wird dem
Verstorbenen auch über das Grab hinaus gesichert bleiben. Möge er ruhen
in ewigem Frieden!“