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Kauffrau in Kervenheim | * 1915 | † 1999
Mathilde Swertz besaß in Kervenheim einen Tante-Emma-Laden - einen der
letzten seiner Art am Niederrhein - und betrieb ihn bis 1989.
In den Gemischtwarenladen gingen Kervenheimer Tag für Tag, selbst wenn
sie gar nichts kaufen wollten. Mit Mathilde Swertz ein Schwätzchen zu
halten, hatte seinen Reiz. 1912 hatten die Eltern von Mathilde, Johann
und Margarethe van Schrick, das Haus an der Winnekendonker Straße in
Kervenheim gekauft und einen Laden eingerichtet, in dem alle Güter des
täglichen Bedarfs in den Regalen lagerten. Ende der 20er Jahre wurde das
Haus aufgestockt, im oberen Teil fertigten Johann van Schrick und fünf
Mitarbeiter fortan Schuhe. Als der Vater 1938 starb, übernahm Tochter
Mathilde, damals 23 Jahre alt, das Geschäft.
Sie führte es nach ihrer Heirat 1947 gemeinsam mit Leo Theodor Swertz,
ihrem Ehemann, weiter. Er starb 1965. In der Folgezeit erhielt Mathilde
Swertz viel Hilfe von ihrer Tochter Brigitte, die sich neben ihrer
Arbeit auch um das Geschäft kümmerte, besonders intensiv, wenn die
Mutter sich Urlaub gönnte.
Eigentlich wollte die alte Dame bis zu ihrem 75. Lebensjahr
weitermachen. Doch aus Gesundheitsgründen hörte die 74-Jährige, Jahrgang
1915, im Sommer 1989 auf.
51 Jahre lang hatte sie Tag für Tag im Laden gestanden. Auf ihre
Stammkundschaft konnte sie zählen. „Montags war immer das Schönste“,
erzählte Mathilde Swertz lachend. Abends war sie stets auf dem neusten
Stand der Dinge, die sich in Kervenheim getan hatten. Die
Plauderstündchen machten den besonderen Reiz des Einkaufs bei „Tillchen“
aus, und wer nur ein halbes Pfund Zucker benötigte, nutzte die
Gelegenheit, blieb eine halbe Stunde lang hängen und redete sich Schönes
und weniger Schönes von der Seele.
Den Abschied vom Geschäftsleben erleichterte sich Mathilde Swertz, indem
sie 14 Tage vor Schließung in Urlaub zu ihrer Tochter nach Österreich
fuhr.
Zehn Jahre als „Pensionärin“ waren ihr vergönnt. Sie starb im März 1999.