Sternsinger
und die Heiligen Drei Könige
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Auch in Deutschland werden Millionen Kinder bedroht
1958 rief das
Kindermissionswerk/Die Sternsinger die
Aktion der Sternsinger ins Leben. Im ersten Jahr beteiligten sich knapp
100 Gemeinden an der Initative und schickten 95.000 Mark an die Zentrale
des Kindermissionswerks in Aachen. Heute sind es jährlich um die 25
Millionen Euro.
Sternsinger von St. Marien Kevelaer im Jahr 2009.
Die Sternsinger gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Der Begriff
"Sternsingen" bezieht sich auf den Morgenstern aus der Bibel, der den
suchenden drei Weisen (Königen) den Weg zur Krippe gezeigt hat. Die
Namen der drei Weisen, Caspar, Melchior und Balthasar, sind seit über 1000 Jahren in Gebrauch.
Im 14. Jahrhundert wurde die Geschichte von den Heiligen Drei Königen
vom Karmelitermönch Johannes von Hildesheim verfasst. Der Ursprung ist
jedoch das Matthäus-Evangelium, das von drei Magiern spricht.
Im 16. Jahrhundert zogen die Sternsinger zum erstenmal in der uns heute
bekannten Form durch die Gemeinden. In den Anfängen diente das
gesammelte Geld der Finanzierung des Schulwesens. Heute setzen die
Kirchen das Sternsinger-Geld u.a. für die Mission ein.
Die Volksfrömmigkeit hat aus den drei weisen Magiern der
Weihnachtsgeschichte, von denen der Evangelist Matthäus im zweiten
Kapitel seines Evangeliums berichtet, jene drei legendären Könige
gemacht, die aus dem Morgenland kommend jenem geheimnisvollen Stern
folgten, der sie zu dem "neugeborenen König der Juden" bringen sollte.
Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden den Weisen seit dem 9.
Jahrhundert gegeben.
Sie gelten als Vertreter der damals bekannten drei Erdteile und der drei
Lebensalter.
Die Reliquien der Drei Könige wurden in Mailand verehrt und 1164 nach
Köln überführt, wo sie in einem Goldschrein im Dom aufbewahrt werden.
Dadurch breitete sich die Verehrung der Drei Könige in Deutschland aus.
Mit dem Dreikönigstag ist ein Haussegen verbunden. Über der Tür werden
die Jahreszahl und die Namen der Könige mit Kreide aufgezeichnet:
19+C+M+B+96
Die Buchstaben lassen sich auch folgendermaßen deuten:
"Christus Mansionem Benedicat" - Christus segne das Haus.
Am Dreikönigstag (6. Januar) sammeln die Sternsinger
für notleidende Kinder in aller Welt. Solche Hilfe wäre auch in
Deutschland verstärkt nötig, wenn wir an die fortschreitende Kinderarmut
in unserem Land denken. Es ist guter Brauch in den
Kirchen, im Angesicht der eigenen Nöte und Bedürfnisse auch das Elend in
fernen Ländern in den Blick zu nehmen. Die 53. Aktion des
Dreikönigssingens (2011) war Kambodscha gewidmet, wo ungezählte Kinder
Prothesen brauchten, weil Minen ihre Glieder zerfetzt hatten.
In Deutschland explodieren keine Minen. Hier werden Millionen Kinder von
anderen Nöten bedroht. Eine davon ist die Armut, die sie in ihren
Familien, die sich nicht selbst helfen können, tagtäglich erleben.
Was
Hartz IV und Sozialhilfe für Millionen Menschen bedeuten, davon haben
Nicht-Betroffene keine rechte Ahnung. Wer 3.500 Euro und mehr im Monat
zur Verfügung hat, kann sich kaum vorstellen, wie er mit dem zehnten
Teil sein Leben fristen könnte. Für Millionen Mitbürger ist dieser
Albtraum tagtägliche Realität im Überlebenskampf.
Sie sind auf superbillige Lebensmittel in Discount-Läden angewiesen. Wie
sehr - das zeigen die "Tafeln", die aussortierte Waren an Bedürftige
verschenken, die es nicht einmal zu Aldi & Co. schaffen: Die
Ausgabestellen haben Hochkonjunktur.
Der Zusammenhang zwischen superbilligen Lebensmitteln, Massentierhaltung
und industriell gefertigtem Tierfutter liegt auf der Hand. Aus diesem
Kreislauf von Ursache und Wirkung können nur diejenigen ausbrechen, die
sich den bio-bewussten Einkauf von Lebensmitteln leisten können. Die
Armen sind im Kreislauf gefangen und verhaftet.
Wer sich nicht einmal mehr den Einkauf beim Discounter leisten kann,
wird zum sozialen Sprengstoff. In Deutschland sind bereits Millionen
Kinder von Armut betroffen.
Für sie wäre es eine Katastrophe, wenn die alles beherrschenden
Handelshäuser ihren Preisdruck auf die Lebensmittelerzeuger nicht mehr
ausüben könnten und somit der Massentierhaltung der Boden entzogen
würde; es sei denn, die Sozialleistungen würden entsprechend angepasst. Die Gesellschaft in Deutschland ist
allerdings so strukturiert, dass in
diesem System außer den "Sozialhilfeempfängern" nur alle anderen verdienen - auch an den Notlagen. Deswegen ändert sich
nichts. Eine erzwungene, gesündere und umweltbewusstere Ernährung würde
ohne grundlegende gesellschaftliche Veränderungen nur eines erreichen:
Die Massenverarmung würde vorangetrieben.
Gleichwohl ist die Discount-Kultur in Deutschland zu beklagen und zu
bekämpfen. Aber was würde ihre unkontrollierte oder gar radikale
Überwindung auslösen? Wer sich nicht einmal mehr den Wocheneinkauf beim
Discounter leisten kann, wird zum sozialen Sprengstoff in der
Gesellschaft.