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    SACHBEGRIFFE |
Schoofs, Johannes

Altbauer auf Janburshof | * 1913 | † 2009

Johannes und Gertrud SchoofsDie Vermählungsanzeige erschien am 22. Juni 1946 in der Gelderner Post, dem Amtlichen Mitteilungsblatt der Militärregierung: Der Bauer von Janburshof auf Schravelen, Johannes Schoofs, heiratete am 25. Juni Gertrud Pielen von Pielenhof in St. Hubert. Sie hatten sich auf einer Zugfahrt im Kriegsjahr 1944 kennen gelernt. Es war ein Anfang auf Trümmern: Der Bauernhof war im Krieg zerstört worden.

Gertrud und Johannes Schoofs (2002).

Fünf Kinder bekam das Ehepaar: Maria (1947), Johannes (1948), Gertrud (1949), Marlene (1951) und Josef (1955). Sohn Johannes und seine Frau Marielies übernahmen später den Janburshof.

Wir verdanken Altbauer Johannes Schoofs und seiner Frau Gertrud auf Grund ihrer Ahnenforschung wichtige Informationen über heimatgeschichtliche Zusammenhänge. Die eigene Familie kann bis ins 17. Jahrhundert dokumentiert werden. Noch in hohem Alter belegte Johannes Schoofs einen Computerkurs, weil er die geschichtlichen Daten digital erfassen wollte.

Johannes Schoofs hatte längst selbst ein Stück Geschichte geschrieben - als Landwirt, der nach dem Krieg den bis dahin fast unbekannten Maisanbau am Niederrhein einführte - und nicht nur hier. Auf Reisen durch Deutschland und im Ausland, unter anderem Amerika, überzeugte er sich und andere von dieser Pflanze. Er erprobte ihren Anbau in vielen Versuchen im eigenen Betrieb. Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Johannes Schoofs, genannt der „Maispapst“, referierte fortan auf Tagungen zu diesem Thema. 1968 wurde er von der Landwirtschaftskammer Rheinland mit der "großen silbernen Kammermedaille" ausgezeichnet, überreicht von Kreislandwirt Pellander.

Gertrud und Johannes Schoofs, die ihre diamantene Hochzeit feiern durften, lebten länger als sechs Jahrzehnte auf Janburshof am Steensweg. Zum 92. Geburtstag von Johannes Schoofs besuchte ihn Miriam Etzold, die für das Kävels Bläche folgenden Beitrag verfasste:

Eine lange Treppe führt in die erste Etage des alten Bauernhauses. Ein Treppengitter verhindert, dass ein Mischlingsrüde den alten Herrschaften unkontrolliert zwischen die Beine fegt. Die fünf Kinder, die vor vielen Jahren hätten hinabfallen können, sind beinahe selbst schon Großeltern. So viel Zeit ist inzwischen vergangen. Erinnerungen sind es, die Johannes und Gertrud Schoofs nun zusammentragen und auf ihrem Computer für die Nachwelt aufbewahren.

„Familienforschung ist kein Thema für einen Jüngeren, der voll im Berufsleben steht“, sagt Schoofs, „sondern richtet sich an Ältere, denn es ist viel Zeit dafür aufzuwenden.“ Neben der eigenen Familiengeschichte hat das Ehepaar von 1991 bis 2005 rund 75 weitere Ahnentafeln erstellt, die sechs bis acht Generationen zurückreichen. „Wir haben für jede Ahnentafel durchweg 1000 Kilometer zurückgelegt“, sagt Johannes Schoofs. „Die Zahl der erfassten Namen beläuft sich auf einige Tausende.“

Johannes Schoofs fand heraus: „Wenn unsere Vorgänger auf dem Janburshof besser Bescheid gewusst hätten, gebe es uns heute hier nicht.“ Erst 1918 hatte Schoofs’ Vater Mathias, der aus Goch- Hülm stammte, den Hof in Schravelen gekauft. Ab dem Jahr 1820 war das Anwesen im Besitz der Familie Voss gewesen. Der Sohn des Bauern sollte das Anwesen einmal übernehmen. Er verliebte sich in die hübsche Dienstmagd. Der Vater verlangte von ihm, dass er das nicht standesgemäße Verhältnis löse oder den Betrieb verlasse. Der junge Mann blieb seiner Liebe treu, ging vom Hof und zog nach Kevelaer. (Ihr Sohn war Johann Voss, der bis zu seinem Tod in dem kleinen Haus auf der Hüls neben dem Gymnasium gewohnt hat.)

„Die haben nicht gewusst, dass die Dienstmagd aus einem verarmten Adelsgeschlecht stammte und standesgemäß gewesen wäre“, erzählt Schoofs. „Die Familie Voss hat durchweg etwas blaues Blut in sich.“

Als kleiner Junge besuchte Johannes Schoofs in Winnekendonk die Schule. Der mit den Eltern befreundete Dr. Hoffmann aus Kevelaer redete den Eltern zu, den Jungen die höhere Schule besuchen zu lassen. Das kam nicht in Frage: Der Filius sollte den Hof übernehmen. „Ich habe seit dem 14. Lebensjahr mitgearbeitet. Ich war nicht zufrieden. Aber man musste den Eltern gehorchen.“

Nach der Volksschule besuchte er die Landwirtschaftsschule in Geldern. Er war 20 Jahre alt, als sein Vater an einer Lungenentzündung starb. Er wuchs an der Verantwortung für die Mutter und den jüngeren Bruder Mathias. - „Dreimal hat mich der Parteivorsitzende aus Winnekendonk aufgefordert, in die NSDAP einzutreten. Ich habe abgelehnt.“ Zur Strafe wurden die Zuteilungen gekürzt, unter anderem bekam er weniger Dünger. „Das war auf den leichten Böden besonders schlimm.“

Im Dezember 1943 musste er als Soldat in den Krieg. Treffpunkt war in Moers die Leyendecker Wiese. „Hier stieß ich fast nur auf Landwirte, die bis dahin freigestellt waren.“ Er gelangte als Infanterist nach Dänemark und schließlich an die russische Front. Das Schicksal wollte, dass er auf einem Heimaturlaub 1944 die Schwester eines Kriegskameraden, Gertrud Pielen aus St. Hubert, kennenlernte. Sie führte den Haushalt ihres Onkels Konrad Pielen. Er war Pfarrer in Aldekerk und starb im März 1946 im Alter von 83 Jahren.

Nachdem Johannes Schoofs im Frühjahr 1946 nach Hause zurückgekehrt war, heirateten er und seine Gertrud. Für sie, die von einem Bauernhof stammte, hatte immer fest gestanden: „Ich gehe mal in die Landwirtschaft zurück.“

Was sie zunächst erwartete, war Armut. „Wo wir jetzt hier sitzen, war ein großes Loch“, sagt Gertrud Schoofs. Weite Teile der Gebäude waren zerstört, Fenster gab es nicht. Granaten hatten in die Felder tiefe Krater gerissen, es gab kein Vieh in den Stallungen. „Wir haben von meinem Bruder eine Kuh bekommen und von jemand anderem eine Kanne Rübenkraut. Wir haben Ferkel gefunden von einer Sau, die draußen geferkelt hatte, und gefüttert mit dem, was die Natur hergab.“ Unerlaubt zweigte sie etwas Milch ab, um Käse zuzubereiten. Den versteckte sie zwischen den Stangenbohnen, wenn der Kontrolleur kam. „Den Käse haben wir gegen Maschinen, Geräte und Ersatzteile getauscht“, erzählt sie. „Es war ja nichts hier. Ich weiß noch: Ich habe damals Michalik Kartoffeln für ein Fahrrad gegeben.“

Das Ehepaar baute Getreide und Kartoffeln an, hielt Kühe, Schweine und Hühner. Zudem gründete es eine Familie, in der fünf Kinder heranwuchsen. Anfang der 60er-Jahre leistete Johannes Schoofs Pionierarbeit, indem er mit anfänglich großen Schwierigkeiten den Maisanbau am Niederrhein einführte. Maschinen zur Ernte und zur Verwertung der Pflanze konstruierte er zum Teil selbst in der eigenen Werkstatt. 1971 gab er den Betrieb an den damals 24-jährigen Sohn Johannes ab.

Altbauer Johannes Schoofs starb Anfang 2009 im Alter von fast 96 Jahren. Gertrud, seine Frau (* 1916), starb bereits 2007.

© Martin Willing 2012, 2013