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Pesch, Mathilde
'Seniorchefin' im Hotel 'Zum Goldenen Apfel' | * 1925

Foto zeigt Mathilde Pesch
Als fünftes von sechs Kindern wuchs Mathilde Münster in Zell an der Mosel in einem Gastronomiehaushalt auf. Mutter Bertha kannte die schwere Arbeit und mochte ihrer Tochter nicht empfehlen, in die Fußstapfen der Eltern zu treten. Sie sagte zur Tochter: „Heirate lieber einen armen Briefträger.“ Doch die junge Mathilde von der Mosel verliebte sich in einen Kevelaerer Hotelier…

Seit ihrer Kindheit hatte Mathilde im elterlichen Betrieb helfen müssen. Wie ihre Geschwister arbeitete sie außerhalb der Schulzeit in den Weinbergen. Dort half sie, Trauben für den fruchtigen Riesling zu kultivieren, den ihr Vater Friedrich Josef Münster und ihre Mutter Bertha abends in der Gastwirtschaft ausschenkten.

„Mein Vater ist schon 1940 mit 52 Jahren gestorben, meine zwei Brüder wurden eingezogen, und ich musste den Betrieb führen“, erzählte Mathilde Pesch einmal dem KB.

Mitte der 1950er-Jahre pilgerte sie in die Marienstadt und lernte in einem schönen Haus am Kapellenplatz Karl Pesch kennen. Aus der Not heraus führte der Ingenieur hier mit seiner Mutter Margarethe und seiner Schwester Josefine den ‚Goldenen Apfel‘. Der eigentliche Betriebsleiter, sein Bruder Fritz, war im Krieg gefallen.

Der jungen Frau gefiel die Atmosphäre in Kevelaer. „Die Pilger waren viel ruhiger als unsere Gäste in Zell, die immer für turbulente Nächte sorgten.“

Karl Pesch und Mathilde Münster freundeten sich an, lernten sich lieben und heirateten am 30. Januar 1958 in der Beichtkapelle. 14 Tage später führten die Bürgerschützen sie bei einer Karnevalsfeier am ‚Fetten Donnerstag‘ als Prinzessin Hilde in das Kevelaerer Leben ein. Der Prinz an ihrer Seite war der Landmaschinenhändler von der Rheinstraße, Fritz Zumkley.

„Mein Mann und ich haben mit viel Liebe den ‚Goldenen Apfel‘ renoviert“, erzählte Mathilde Pesch einmal. Er gedieh zu einem Hotel mit 60 Betten und Frühstücks-, Mittags- und Abendtisch. „Mein Mann war in der Küche, und ich habe mich um das Haus gekümmert.“

Im November 1958 bekamen Karl und Mathilde Pesch ihren ersten Sohn Ludger, ein weiterer Junge, Fritz, und zwei Mädchen, Margret und Jutta, folgten. Von 1986 bis 1990 musste das Ehepaar aus gesundheitlichen Gründen das Restaurant verpachten. Karl Pesch starb am 2. August 1997 mit 75 Jahren.

Er hatte sich noch darüber freuen dürfen, dass seit Beginn der 1990er-Jahre Tochter Jutta und Schwiegersohn Mathias Braun die Tradition fortsetzten: Sie bewirtschaften den ‚Goldenen Apfel‘ wieder in Familien-Regie.

Mathilde Pesch: „Mein Wunsch ist, dass das Haus noch lange weitergeführt wird.“ Bis heute hat es seine Bindungen in die Weinberge an der Mosel behalten: Jutta und Mathias Braun beziehen aus der weiteren Familie wie eh und je guten Wein.

Im geselligen Kegelclub ‚Marienkäfer‘ fühlt sich Mathilde Pesch wohl. Und gern besucht die Weinkennerin seit Jahren die Weinseminare des Bildungswerks. Oft ist sie mit der Gruppe jährlich in die verschiedensten Anbaugebiete gefahren – natürlich auch an die Mosel, in die Heimat ihrer Kindheit.

Zum Jubelgeburtstag geht es mit der ganzen Festgesellschaft ebenfalls an die Mosel. Da wird es sicher viele liebe Worte geben - wie zu ihrem 'Achtzigsten'.

Da sagte Sohn Ludger, heute Professor an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin: "Deine Bindung an die katholische Kirche war immer klar, fest und von keinen ernsthaften Zweifeln getrübt. Du hast Dich in der Nachbarschaft der Mutter Gottes, der Trösterin der Betrübten, immer wohl gefühlt, und Du hast aus diesem Glauben viel Kraft und Trost erfahren. Trost, den Du sicherlich oft gebrauchen konntest und der Dir nach meiner Überzeugung in Zeiten schwerer Krankheiten viel Mut gegeben hat."

Ihre Kinder blieben davon nicht unbeeindruckt: "Uns bescherte dieses Verhältnis ebenfalls eine Nähe zur Kirche und viele Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Alle Deine Kinder waren in Ministranten- oder anderen Jugendgruppen und Chören engagiert.“

Foto zeigt Mathilde PeschDie Laudatio ging auch auf die "Verteilung der Ministerien" in der Familie Pesch ein. Sie war ziemlich eindeutig: "Papa war Regierungschef, zusätzlich Außen- und Tourismusminister. Mutti hatte die übrigen Ressorts inne, Kultur, Kirche, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Inneres und auch wichtige Teile des Finanzministeriums."

Mathilde Pesch 1997 (Fotos: Privatarchiv Ludger Pesch).

Dabei behielt Mathilde Pesch immer ihre Sorge für das Schöne und Geschmackvolle. "Du hast mit Erfolg viel Mühe und Liebe in die Ausstattung und den Schmuck dieses Hauses investiert und bist darin Beraterin und Helferin für Jutta und Mathias."

Das gilt bis heute. Mathilde Pesch hat einen ausgefüllten Tag. Besonders gern kümmert sie sich um die Dekoration in den Gasträumen. Blumen erntet sie im eigenen Garten an der Neustraße und arrangiert sie kunstfertig und liebevoll passend zu den Jahreszeiten und den kirchlichen Festen wie Ostern und Weihnachten. Dann ist auch das Herrichten der Krippe ihre Aufgabe.

Ihre Kinder, Schwiegerkinder und neun Kindeskinder schätzen ihr Durchhaltevermögen, ihre Hingabe an die Familie (Ludger Pesch: "Zuhause wartete stets eine besorgte und liebende Mutter auf uns") und an ihre Gäste. Jutta Braun: „Für sie hat sie stets ein offenes Ohr.“ Dann hört sie sich geduldig den Seelenkummer anderer Menschen an und schenkt ihnen ihre Aufmerksamkeit.

Mathilde Pesch brachte das einmal so auf den Punkt: „Im Stillen wirke ich noch immer.“