Paeßens,
Josef
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Twistedener Voba-Banker über Jahrzehnte und Schütze
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* 1944
An diesem Samstag, 13. Dezember, feiert Josef Paeßens in
Twisteden seinen 70. Geburtstag.
1944
hatte ihn seine Mutter in Sonsbeck zur Welt gebracht, wo die Familie bei
der Großmutter evakuiert war. Nur wenige Monate danach, am 14. Februar
1945, starb sein Vater bei dem Bombenangriff auf Kevelaer. „Er wollte
für uns Lebensmittel besorgen“, sagte Josef Paeßens einmal. Seine Mutter
kehrte mit ihren neun Kindern zu ihrem landwirtschaftlichen Betrieb an
der Dorfstraße zurück. „Wir waren zehn Geschwister. Eine Schwester ist
mit acht Monaten gestorben.“
Mit 14 Jahren bewarb sich Josef Paeßens bei der Kreissparkasse in
Geldern. Dank seiner guten Noten behauptete er sich im Rund der 16
Mitbewerber. Nach seiner Zeit in der Kreisstadt wechselte er in die
Geschäftsstelle der Sparkasse in Winnekendonk. Ab 1964 leistete er
seinen Wehrdienst. 1966 erwartete ihn eine neue Aufgabe: „Ich wurde
gefragt, ob ich die Nachfolge des kränklichen Rendanten der Twistedener
Spar- und Darlehenskasse Ferdinand Allofs antreten wollte“, erzählte er
einmal. Bedingung war, dass er zu einer Genossenschaftsbank wechselte.
Paeßens wählte die Volksbank in Walbeck, um Erfahrungen zu sammeln.
Am 15. März 1969, mit nur 24 Jahren, übernahm er die Führung der Bank in
Twisteden. Es war das Jahr, in dem er seine Frau Brigitte heiratete.
Über Jahrzehnte war Josef Paeßens das Gesicht der Volksbank im Golddorf.
36 Jahre lang – bis 2005 – arbeitete er als ihr Geschäftsstellenleiter.
„Der Wandel in dieser Zeit war gewaltig“, erzählt er. In seinem ersten
Lehrjahr 1959 hatte er die Sparbücher der Kunden noch von Hand geführt.
Und selbstredend wurden die Zinsen im Kopf ausgerechnet. An Computer
dachte niemand. In immer kürzeren Intervallen kamen vor allem in den
letzten Jahren die technischen Veränderungen. Josef Paeßens war nicht
begeistert, „aber ich habe mich mit Elan in alles hineingekniet.“
Die fixe Kopfarbeit rund um Dreisatz und Zinsen, die er schon als
Jugendlicher beherrschte, leistet ihm bis heute gute Dienste. Zum
privaten Inventar der Familie Paeßens gehört allerdings längst auch ein
Computer, der viele Arbeitsabläufe in den ehrenamtlichen Tätigkeiten
erleichtert.
In Josef Paeßens‘ Stimme glänzt ein bisschen Stolz, als er erzählt, dass
er 49 Jahre im Dienst gestanden hat – eine Lebensarbeitsleistung, auf
die heute kaum noch ein Mensch kommt.
Noch länger steht Josef Paeßens in anderen Diensten: 1963 trug er zum
ersten Mal „grün“ – als Mitglied der St.-Antonius-Bruderschaft. 20 Jahre
war er ihr Brudermeister. Heute ist er Ehrenbrudermeister und froh, dass
er das Amt vor wenigen Jahren abgegeben hat, „vor allem, wenn ich sehe,
wie gut meine Nachfolger arbeiten“.
2003 erhielt er den Hohen Bruderschaftsorden, zudem seine Auszeichnung
für 40-jährige und später für 50-jährige Mitgliedschaft in der
St.-Antonius-Bruderschaft. Ins Schwarze trifft Josef Paeßens noch immer.
Im Moment laufen die Wintervergleichskämpfe mit Luftgewehr, bei denen
auch er mit anlegt.
Viele Jahre war er Vorsitzender der Interessengemeinschaft
Bürger-Centrum (IBC) und der Geselligen Vereine Twisteden. Mitglied in
der Ehrenabteilung der Feuerwehr, im Natur- und Heimatverein und in
einem Kegelclub ist er zudem - und natürlich in der DJK wie 1.100
weitere Twistedener im 2.600 Einwohner zählenden Dorf. 50 Jahre lang
spielte er Fußball und viele Jahre Tennis. Nach einer Pause mit dem
kleinen Ball möchte er ab dem kommenden Jahr wieder „zuschlagen“,
allerdings nicht in Meisterschaftsspielen, sondern etwas geruhsamer im
Training.
Josef Paeßens ist im Raum Kevelaer auch als Kommunalpolitiker bekannt.
Von 1979 bis 1989 war er für die CDU im Stadtrat, von 1981 bis 1996
arbeitete er als Schatzmeister im
CDU-Stadtverband. In der Twistedener
Ortspartei ist er bis heute als Beisitzer tätig.
Viel Zeit verbringen er und seine Frau Brigitte, die Eltern von zwei
Kindern sind, mit ihren beiden Enkelkindern. „Mit denen hat man das
Gefühl, jung zu bleiben“, erzählt er fröhlich.
Und noch ein Engagement ist ihm wichtig: Seit 32 Jahren wurde er immer
wieder in den Kirchenvorstand gewählt und entschied für die
Pfarrgemeinde St. Quirinus allerlei Zukunftsweisendes mit. 2015, wenn im
November für die neu gegründete Pfarrei ein Kirchenvorstand gewählt
wird, „ist allerdings Schluss“.
Dann werden ihn die Twistedener in anderen althergebrachten Funktionen
erleben: zum Beispiel als Lektor in ihrer Kirche oder als Bote, der zu
Fuß in seinem angestammten Bezirk Dorfstraße die Pfarrbriefe rundbringt.
„Wenn mich die Leute sehen, wissen sie schon, was ich gerade tue“, sagt
er. Und man spürt heraus, wie wohl er sich unter diesen Menschen fühlt.
Josef Paeßens ist Twistedener durch und durch. Zwar ist er vor Jahr und
Tag von der Dorfstraße zur Lindenstraße umgezogen, aber eine größere
Strecke zwischen sich und das Dorf zu legen, würde ihm im Traum nicht
einfallen. Er genießt das Dorfleben, in dem sich, wie er erzählt,
besonders viele Menschen für die Gemeinschaft engagieren und anpacken,
wenn es etwas zu tun gibt.
So hat es auch Josef Paeßens über die Jahrzehnte gehalten.