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Dachdecker in Kevelaer | * 1921 | † 2002
"Ich habe 1945 eine Glocke für die Kerzenkapelle auf dem Rücken an ihren
Ort getragen, damit das Gotteshaus wieder funktionierte. Später habe ich
dort geheiratet“, erinnerte sich Dachdeckermeister Gerd Pacco in einem
Gespräch mit dem KB. Der gebürtige Kevelaerer hat das Stadtbild
mitgeprägt wie kaum ein anderer: Viele seiner Dächer sind noch heute in
der Marienstadt zu sehen.
1935 machte Gerd Pacco bei der Firma „Brauers und Wassen“ auf der
Venloer Straße seine Lehre; später arbeitete er dort als Geselle. An
Aufträgen mangelte es nicht. „Wir haben ganze Straßenzüge gemacht.“ Er
erzählte, „wie ich 1939 auf einem Gestell am Basilikaturm das Kreuz
gerade gerichtet habe“. Mit einem Flaschenzug mußte er sich von der
Brüstung hoch- und runterziehen. „Es war anstrengend; schwindelig ist
mir trotz der luftigen Höhe nie geworden.“ Nach dem Krieg waren viele
Dächer zerstört. Weil es keinen Schiefer oder Ton gab, besorgten sich
die Dachdecker Ziegel aus Zement. Einige von ihnen halten bis heute.
Kurz nach seiner Meisterarbeit - ein großes Schieferdach für das
Stammhaus von „Weber & Wenzel“ in Geldern - machte sich Gerd Pacco 1948
selbständig. „Das war am Tag nach der Währungsreform.“ Zu seinen großen
Arbeiten gehören das Dach des Priesterhauses und Werke an einigen
Kirchen in Kevelaer, Wemb und Issum. „In Weeze ist das Kreuz bei einem
Sturm heruntergekommen. Das haben wir repariert.“
Bis 1987 war Gerd Pacco aktiv. Sein Bekanntheitsgrad brachte ihm
Aufträge bis Frankfurt und Solingen. Als Rentner half er im Geschäft,
wenn Rat und Tat gefragt waren. Von sieben Söhnen sind fünf in Vaters
Fußstapfen getreten. Einige alte Stammkunden wünschten sich sogar, daß
der Senior bei ihnen persönlich Hand anlegte.
Die Arbeiter sind jedem Klima ausgesetzt, „aber wir bekamen damals kein
Schlechtwettergeld“, erzählte Gerd Pacco. Inzwischen seien die
Bedingungen für Dachdecker besser als früher. Als Geselle verdiente Gerd
Pacco 52 Pfennig pro Stunde. Ziegel schleppte er auf dem Rücken die
Leiter hoch, Gerüste gab es kaum. „Da haben wir ein Brett quergelegt und
die Sachen und uns draufgestellt.“ Heute gebe es Aufzüge und andere
Hilfen, die alles einfacher machten.