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    SACHBEGRIFFE |
Moeselagen, Franz

Fleischermeister in Kevelaer | * 1922

Franz MoeselaegenDa war Fleischermeister Franz Moeselaegen gerührt: Während er selbst darauf wartete, bei einer Festveranstaltung den Goldenen Meisterbrief überreicht zu bekommen, wurde im Beisein von Sohn Peter, ebenfalls Fleischermeister, Enkel Hans-Peter - im Juni 1999 - als Fleischer-Geselle losgesprochen. Er ist der Beste der Fleischerinnung, ausgebildet im Betrieb seines Vaters.

Die berufliche Laufbahn von Franz Moeselaegen reicht viel weiter zurück als ein halbes Jahrhundert. Er war noch ein Junge, als einer seiner Brüder in der Metzgerei Iding auf der Hauptstraße in die Lehre ging. Und natürlich musste der kleine Franz gucken, was da gemacht wurde. „Ich gewann Spaß an dem Beruf“, erzählt Franz Moeselaegen.

Mit 14 Jahren ging er in Geldern bei Ludwig Tenhaef in die Lehre, dem Vater jenes Ludwig Tenhaef, der heute stellvertretender Obermeister der Fleischerinnung ist und Franz Moeselaegen zu seinem Jubiläum ebenso herzlich gratulierte wie Kreishandwerksmeister Heinz Flintrop.

Flintrop ging in seiner Laudatio auf die schwere Zeit nach dem Krieg ein. Franz Moeselaegen erinnert sich: „Mein Vater hatte eine Bäckerei und Konditorei“. Zwei Brüder, die in seine Fußstapfen treten wollten, waren im Krieg geblieben. Franz Moeselaegen, der dreimal verwundet wurde und kaum begreift, wie er lebend davon gekommen ist, versuchte zunächst, in seinem Beruf wieder Fuß zu fassen, bevor er daran dachte, sich selbstständig zu machen.

1950 wurde für ihn ein wichtiges Jahr. Im Juli heiratete er seine Deli („ohne meine Frau hätte ich das alles nicht geschafft“); vier Tage nach der Hochzeit eröffnete er in den elterlichen Geschäftsräumen an der Hauptstraße 27 seinen Betrieb.

Er war einer von 13 oder 14 Metzgern, die in Kevelaer ihre Dienste anboten. „Nach dem Krieg hatten alle Hunger“. Es war eine harte Zeit - menschlich und von der Arbeit her. Es gab kaum Maschinen, die die Maloche erleichtert hätten, vor allem keine Aufzüge, um die Ware von einer Station zur nächsten zu transportieren.

1960 erweiterte Franz Moeselaegen die Räume; 1961 kam die Gastwirtschaft hinzu; es ging stetig aufwärts. Die Qualitätsware fand ihre Kundschaft. Noch heute reisen Liebhaber von Moeselaegens Mettwurst von weit her an. Zwar trägt sie noch die Handschrift des Seniors, entsteht aber längst nicht mehr unter seinen Fingern: 1992 hat er sich aus dem Betrieb zurück gezogen und die Verantwortung an Sohn Peter und Schwiegertochter Josi abgegeben. Trotzdem schaut er regelmäßig vorbei. Er liebt seinen Beruf.

© Martin Willing 2012, 2013