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Im
Wettener Busch finden wir, abseits des Weges, ein
Marienbildchen, das die Kevelaer-Madonna zeigt. Es steht dort wie
vergessen. Nachgewachsene Bäume und Büsche verdecken den Blick auf das
Bildchen.
Gertrud Narzinski stammte aus Ostpreußen. Sie, eine ihrer Schwestern und
ihr Vater lebten als Flüchtlinge in Winnekendonk. Wie in ihrer Heimat
üblich, suchte sie sich zur Marienverehrung ein stilles Plätzchen in der
Natur.
Die fromme Frau fand dieses Plätzchen im Wettener Busch, wo das Bild von
der „Trösterin der Betrübten“ zunächst an einem Baum befestigt wurde.
Heute steht es, unter einem winzigen Schutzdach aus Kupfer, auf einem
Pfahl. Inzwischen sind Bäume und Büsche so stark gewachsen, dass der
Betrachter den Eindruck hat, das Bildchen sei „mitten im Busch“ und
nicht am Wegrand aufgestellt worden.
Der
Ortsvorsteher von Winnekendonk,
Hansgerd Kronenberg, dem wir
die Information über die Stifterin des Marienbildchens verdanken,
erzählte, seine verstorbene Tante, Maria van Meegen, sei Mitglied der
Schönstatt-Bewegung gewesen, einer marianischen Kongregation,
deren Angehörige aus Winnekendonk das Marienbild im Wettener Busch
pflegten. Das Marienbild sei zunächst an einem Baum befestigt gewesen,
später heruntergefallen und dann an einem Pfahl angebracht worden.
Das
Marienbildchen im Altwettener Busch. Fotos: Heiko Dohr
(Facebook-Gruppe
Kevelaer - Damals und heute)
Wilhelmine Jeuken von der Kevelaerer Straße
erinnert sich daran, dass das Bild in der Zeit von Pastor Quinders
angebracht worden sei. In dieser Zeit - der Pastor war von 1953 bis zu
seinem Tod (1959) in der Pfarrgemeinde St. Urbanus tätig - sei es alle
paar Monate üblich gewesen, sonntags nach einer Andacht zu dem Bild zu
gehen und zu beten.
Hedwig Selders aus Kervendonk ist häufig mit Maria van
Meegen zu dem Bildchen gegangen. Sie erinnert sich an eine andere
Entstehungsgeschichte: Eine Wettener Ordensschwester sei in den
1930er-Jahren mit Kindern bei einem Gewitter im Wald unterwegs gewesen.
Dort habe sie ein Gelöbnis gehalten, ein Marienbild aufzustellen, falls
sie heil mit den Schutzbefohlenen nach Hause kommen würde - seit dieser
Zeit schmücke ein kleines Marienbild die Stelle im Altwettener Busch.
Nicht selten stoppen Jogger ihren Schritt, um an dem Marienbild im
Altwettener Busch ein kleines Gebet zu sprechen. Manchmal schmücken
Blumen das schwarz lackierte Rohr mit dem bunten Bildchen darüber.
Unbekannt sind die meisten Menschen, die diesen stillen Ort schützen.
Im im Juli 1989 tauschte der Kevelaerer Galerist Heinz Janssen das
Marienbildchen aus, das Wind und Wetter beschädigt hatten. Goldschmied
Ewald Meisen vom Plockhorstweg sorgte für Ersatz des alten, schwarz
lackierten eisernen Rahmens, der schadhaft geworden war. Das
Marienbildchen bekam im Zuge dieser Aktion eine überdachte Einfassung
aus Kupfer. Das Originalbild wird im Kindergarten verwahrt. Es handelt
sich um eine Farblithographie von Rob. Koch, die 1892 zum 250-jährigen
Wallfahrtsjubiläum herausgegeben worden ist.
Die inzwischen verstorbene Maria van Meegen aus
Winnekendonk, Mitglied der marianischen Schönstatt-Bewegung, hinterließ
ein Schriftdokument, verfasst am 21. November 1984:
Dieser eiserne Bildstock mit dem Bild der Kevelaerer Gottesmutter hing im Wettener Busch in einem Baum, unter dem die Kinder eines Kindergartens, die von einem schweren Gewitter mit starkem Regen überascht wurden, Schutz gesucht hatten. Die Kindergartenleiterin, eine Dominikaner-Schwester, tröstete die völlig durchnässten und weinenden Kinder. Sie sagte: „Wenn kein Kind nach diesem Unwetter krank wird, danken wir der Mutttergottes und bringen in dem Baum, der uns geschützt hat, ein Bild an.“
Das sei vor etwa sieben Jahrzehnten, also in den 1930er-Jahren, geschehen. "Das Bild war hier bei uns, als ich vor 15 Jahren anfing“, sagte die Leiterin des St.-Urbanus-Kindergartens, Maria Heynen, 2005 dem Kevelaerer Blatt.
Jan Willing, Miriam Etzold