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Marienverehrung und ihre Formen
Die Marienverehrung ist in den christlichen Kirchen unterschiedlich
ausgeprägt. Hohe Bedeutung hat sie für katholische und othodoxe
Christen, während sie in protestantisch ausgerichteten Kreisen untergeordnet
ist und sogar als Hemmnis für die Ökumene empfunden wird. Der in
Wallfahrtsorten besonders gepflegte Marienkult, der nicht selten in der
Kritik steht, hat gleichwohl für viele katholische Gläubige starke
Anziehungskraft. An solchen Orten fühlen sich Pilger oft auch emotional
tief berührt.
Gnadenbild Kevelaer.
Mit vier verbindlichen Glaubenssätzen hat die katholische Kirche die
erste Stelle Mariens unter den Heiligen betont: Ihre Gottesmutterschaft,
ihre "immerwährende Jungfräulichkeit", ihre Befreiung von der Erbsünde
und ihre Aufnahme in den Himmel sind jeweils mit dem Gewicht eines
Dogmas verkündet worden. In jüngerer Zeit haben rechtskonservative
Christen, unterstützt von einer Petition an den Heiligen Vater, die von
Millionen Gläubigen in aller Welt unterzeichnet worden ist, versucht,
Maria zur "Miterlöserin" oder sogar zur "Mittlerin aller Gnaden"
erklären zu lassen. Solche Versuche stoßen auf klare Ablehnung Roms.
Maria dürfe nicht auf eine Stufe mit Christus gestellt werden, denn sie
sei als Mensch - wie alle anderen - des Heilswirkens Gottes bedürftig.
Hochfeste Mariens
Im Kirchenjahr werden die Hochfeste Mariä Erwählung (8.12., "Hochfest
der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria"),
Gottesmutter Maria (1.1.), Mariä Heimsuchung (2.7., Besuch Marias bei
ihren Verwandten Elisabeth, eingeführt durch Pius V. - 1568/70 -), Mariä
Aufnahme in den Himmel (15.8.) und Mariä Geburt (8.9.) gefeiert.
Vier
Mariendogmen
431 erklärte das Konzil von Ephesos
neben der wahren Gottheit Jesu Christi auch die Gottesmutterschaft
Marias.
553 lehrte das Zweite Konzil von
Konstantinopel die "immerwährende Jungfräulichkeit" der Mutter Maria.
1854 erklärte Papst Pius IX., dass
Maria ohne Erbsünde im Schoß ihrer Mutter Anna empfangen wurde
(Unbefleckte Empfängnis).
1950 verkündete Papst Pius XII. die
Aufnahme Mariens in den Himmel.
Gnadenbild
Kevelaer im Schrein.
Blick in die Historie
Über Maria wird im Neuen Testament relativ wenig berichtet. Für Maria
als historische Persönlichkeit, die gelebt und Jesus geboren hat, gibt
es fast keine belastbaren Daten. Wer trotzdem den Versuch macht, die
Lebensgeschichte von Maria nachzuzeichnen, kommt etwa zu folgendem Bild:
Ereignisse vor unserer Zeitrechnung
63 Besetzung Palästinas durch die
Römer.
50 Herodes wird Statthalter von
Galiläa, später Statthalter für die römische Besatzungsmacht von Syrien
und Judäa.
40 Rom verleiht Herodes den Titel
"König der Juden".
37 Nach drei Jahren Bürgerkrieg wird
Herodes Herrscher unter anderem über Galiläa und Judäa.
? Geburt Josefs. Vater: Jakob (lt.
Matthäus) bzw. Eli (lt. Lukas).
20 bis 18 Geburt Mariens. Ihr Name
(Hebräisch: Myriam; Griechisch: Mariam) gehört zu den am meisten
verbreiteten Vornamen. Ihre Eltern: Anna und Joachim (nach dem Apokryphon des
Johannes). Ihr Geburtsort: Nazareth in Galiläa, das wie Judäa von den Römern
besetzt ist (nach den Apokryphen ist Jerusalem in Judäa der Geburtsort
Mariens). Ihre Muttersprache: Aramäisch.
10 Eröffnung des von Herodes pompös
ausgebauten Tempels von Jerusalem.
8 bis 6 Maria wird volljährig (mit
zwölfeinhalb Jahren).
7 bis 5 Verlobung der etwa 13-jährigen
Maria mit Josef. Maria gelobt lebenslange Jungfräulichkeit (These des
hl. Augustinus [353-430], bekräftigt von Bernhard von Clairvaux [11.
Jh.] und Thomas von Aquin[13. Jh.]). Verheiratet zu sein und
jungfräulich zusammen zu leben, entspricht einem Ideal der Sekte der
Essener (Beleg: Qumran-Pergamentrollen, 1947 entdeckt). Maria erfährt,
dass sie schwanger wird. Maria zum Engel: "Wie soll das geschehen, da
ich keinen Mann erkenne?" Maria besucht Elisabeth und bleibt drei Monate
bei ihr bis zur Geburt deren Sohnes Johannes (des Täufers).
6 bis 4 Maria und Josef tragen sich in
die Steuerlisten des römischen Statthalters Quirinus in Bethlehem ein.
6 bis 4 Geburt Jesu in Bethlehem.
Maria ist etwa 14 Jahre alt. Acht Tage nach der Geburt Beschneidung Jesu
im Beisein von Josef. Rituelle Reinigung Marias nach der Geburt durch
Brandopfer (Tauben) im Tempel.
6 bis 4 Massaker des Königs Herodes an
den Neugeborenen.
6 bis 4 Flucht von Maria und Josef mit
Jesus nach Ägypten.
4 Tod des Königs Herodes (11.4.0004).
Nachfolger: Sein Sohn Archelaus.
4 Rückkehr von Maria und Josef mit
Jesus nach Nazareth.
Beginn unserer Zeitrechnung
1 Irrtümlich als Geburtsjahr Jesu
angenommen. (Der Irrtum geht auf den Mönch Dionysius Exiguus zurück, den
im 6. Jahrhundert der Papst beauftragt hatte, die Geburt Jesu exakt zu
datieren.)
? Josef stirbt, als Jesus noch ein
Kleinkind ist.
25 Jesus beginnt zu lehren (nach
Lukas). Wielange Maria nach dem Kreuzestod von Jesus noch gelebt hat,
ist unbekannt.
57 Brief des Apostels Paulus an die
Galater (ältestes Dokument).
64 Entstehung des Markusevangeliums
(frühester Zeitpunkt).
67 Märtyrertod des hl. Paulus.
70 Römer zerstörten den Tempel in
Jerusalem.
72 Vollendung des Matthäusevangeliums.
110 bis 120 Entstehung des
Johannesevangelium.
[Die Zeitangaben orientieren sich z.T. an: Christian Makarian, Maria
aus Nazareth, Hildesheim 1997]