Lohmann,
Paul-Josef
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Winnekendonker Unternehmer und Feuerwehrmann
| * 1940
In Winnekendonk hat er einen denkwürdigen „Vornamen“. Er heißt
Pumpen Lohmann. Getauft ist er aber auf Paul-Josef.
Als er am 23. August 1969 sein Geschäft für Haustechnik eröffnete, hatte
er gerade zahlreiche Bewerbungen hinter sich: Eigentlich hatte er eine
Anstellung im Elektro-Gewerbe gesucht, aber keine gefunden. Als Mann der
Tat stand er nicht lange auf der Leitung; er machte sich selbstständig.
Vielfach installierte er fachkundig Pumpen aller Art und hatte bald als
Pumpen Lohmann seinen Namen weg.
Zusammen mit Frau Elisabeth, die sich um Buchführung und Büro kümmerte,
meisterte er den schweren Anfang, rackerte an sechs Tagen in der Woche
von früh bis spät und bei Notfällen, die in seinem Gewerbe an der
Tagesordnung sind, auch schon mal sehr spät. Immer wenn abends oder am
Wochenende eines seiner roten Fahrzeuge zu sehen war, wussten die
Winnekendonker, dass Pumpen Lohmann mal wieder für andere die „Kohlen
aus dem Feuer“ holte.
Familienmensch Paul-Josef Lohmann 2014 am Geburtstag seiner Frau
Elisabeth (Mitte) mit den fünf Enkelkindern - v.l. in der mittleren
Reihe der Nachwuchs von Sohn Bernhard: Lisa (25), Kilian (10) und Hannah
(23); vorn v.l. der Nachwuchs von Tochter Martina: Annika (7) und Paula
(5).
Die Art, wie der Elektro-Installateurmeister arbeitete, sprach sich
schnell herum. Die Kundschaft wuchs - und mit ihr der Mitarbeiterstamm
der Monteure, die seit gefühlter Ewigkeit dabei sind und im eigenen
Betrieb ausgebildet wurden. Diese Kontinuität schätzen auch die Kunden.
Dankbar erzählte Paul-Josef Lohmann, der 1981 noch seinen Meister als
Gas- und Wasserinstallateur nachholte, vor einigen Jahren: „Die
Handwerkskammer hat uns damals sehr gut unterstützt. Denn gerade am
Anfang waren die Gründung und alles Schriftliche ziemlich kompliziert
für uns.“
In der Technik konnte es für ihn nicht kompliziert genug sein. So ließ
er sich 2006 auf ein Abenteuer ein. Er hatte erfahren, dass im
afrikanischen Tansania das alte Wasserkraftwerk eines Amani-Kinderdorfs
ausgefallen war. Niemand bekam es repariert. „Dabei brauchten die Leute
es für eine kleine Schreinerei und zum Mais mahlen.“ Pumpen Lohmann
machte sich auf den Weg – quasi allein und ohne Sprachkenntnisse. Nicht einmal
Englisch kam ihm über die Lippen.
„Das Wasserkraftwerk war vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden. Als
alter Hase habe ich die Technik verstanden und konnte das Kraftwerk
wieder in Gang bringen.“
Noch heute wird im Dorf begeistert von Lohmann gesprochen. "Die
tansanischen Handwerker standen ihm mit großem Respekt vor seinen
Fähigkeiten und großen Augen vor seinem Werkzeug zur Seite. Mit seiner
offenen und herzlichen Art hat er die Herzen vor Ort gewonnen. Es war
für alle ein tolles Erlebnis und eine schöne Zeit", heißt es auf der
Webseite des Amani-Kinderdorfs.
Paul-Josef Lohmann am Ort des Geschehens (Fotocollage: Privatarchiv
Lohmann).
Große Freude hatte Paul-Josef Lohmann in Tansania an den Kindern.
Für sie setzte er sich gerne ein.
Für ihn war das Ganze eine aufregende Reise. Die näheren Umstände
schreckten ihn nicht ab, sondern zogen ihn an. Er hatte mit seiner
Elisabeth – Mutter ihrer Kinder Barbara, Bernhard und Martina - schon
viele Länder bereist, und jetzt war eben Tansania dran.
Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden, die über 40 junge Menschen
ausgebildet haben, im Geschäft bereits kürzer getreten. 2001 hatten sie
ihre Jüngste, Martina Lohmann, und Schwiegersohn Thomas Lohmann als
Geschäftsführer ins Boot geholt. Als deren Kinder kamen, packten
Elisabeth und Paul-Josef Lohmann noch mal kräftig im Betrieb mit an.
Insgesamt freuen sie sich heute an fünf Enkelkindern.
Die beruflich spannendsten Zeiten lagen aber wohl hinter ihnen –
spannend auch deshalb, weil zwar fast immer alles glatt lief, aber eben
wie überall in der Welt nur „fast“. „Einmal hatten meine Leute ein etwa
zwei Meter tiefes Loch mit einem Bohrer gebohrt“, berichtete Paul-Josef
Lohmann dem KB einmal verschmitzt: „Das sollte ein Brunnen werden.“ Doch
dann fiel ein Gegenstand ins Loch und verstopfte den Zugang. „Da haben
meine Leute den Schmalsten an den Füßen zusammengebunden und an einem
Seil kopfüber in das Bohrloch hinabgelassen, um den Gegenstand
herauszuholen. Als ich zur Baustelle kam, war die Aktion gerade vorbei.“
Glücklicherweise, denn Lohmann, im „Zweitberuf“ Feuerwehrmann und Retter
in der Not, wollte lieber nicht weiter über die waghalsige Aktion
nachdenken. Natürlich untersagte er solche „Herablassungen“ ein für alle
Mal.
Weit über ein halbes Jahrhundert ist Paul-Josef Lohmann Mitglied der
Freiwilligen Feuerwehr, Löschzug Winnekendonk. Im Jahr 2000 wurde er
nach 40-jähriger Zugehörigkeit in die Alters- und Ehrenabteilung
verabschiedet. Mit 19 Jahren war er in die Feuerwehr eingetreten, 1960
zum Feuerwehrmann befördert, 1966 zum Oberfeuerwehrmann, 1969 zum
Brandmeister und 1989 zum Oberbrandmeister ernannt worden.
Als Sicherheitsbeauftragter und Sachbearbeiter für Löschbrunnen
erledigte er zahlreiche zusätzliche Aufgaben. Im Jahr 1987 war die
Freiwillige Feuerwehr festgebender Verein der Geselligen Vereine. Damals
trug Leo Kleppen die Festkette, und Paul-Josef Lohmann unterstützte ihn
als Adjutant: eine wunderbare Ehrung.
Paul-Josef Lohmann (l.) und Leo Kleppen 1987 beim KB-Interview.
Nach der Festkettenübergabe 1987: v.l. Leo Kleppen, Paul-Josef Lohmann
und Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg.
Als das KB ihn damals interviewte, erzählte er, sein Großvater Gerhard
sei Mitbegründer und Wehrleiter des Löschzugs gewesen; auch sein
Stiefvater Johannes van Meegen habe den Blauröcken vorgestanden.
Paul-Josef Lohmann kann sich gut daran erinnern, wie es in seiner
Kindheit war, wenn nachts vom Haus seiner Familie aus die Sirene
ausgelöst wurde. „Ich erkannte an der Art der Schritte auf der Treppe,
dass Feueralarm angesagt war.“
1987 erklärte Paul-Josef Lohmann dem KB, warum er Wehrmann geworden ist:
„Unser Leitgedanke ist es, Menschen in Not zu helfen.“ Das umfasst für
ihn nicht nur das Löschen von Bränden, sondern auch den ersten
seelischen Trost der Betroffenen, denn meist sind die Feuerwehrleute vor
allen anderen im Einsatz.
Als Anerkennung für seinen jahrzehntelangen Dienst überreichte
Hauptbrandmeister Gerd Verhasselt seinem Kameraden Lohmann im Jahr 2000
ein Buch über Motorräder, denn der hatte zu seinem 60. Geburtstag im
Februar von seiner Familie eine R 25/3 BMW, Baujahr 1954, geschenkt
bekommen - für brandeilige Einsätze. Mit 18 sei er zuletzt gefahren,
sagte Lohmann, abgesehen von gelegentlichen „Spritztouren“ auf den
Maschinen seiner Töchter.
Noch heute fährt er bei trockenem Wetter – schließlich soll die
Oldtimer-BMW nicht verdrecken – seine Runden. Und auch die
Motorradfahrerwallfahrt reizt ihn, seine Maschine aus der Garage zu
schieben und zum Glockengeläut auf den Kapellenplatz zu manövrieren.
Paul-Josef Lohmann war und ist gern mobil. Da trifft es sich gut, dass
auch seine Elisabeth das Reisen mag. Vor drei Jahren erlebten sie eine
Traumfahrt. Sie kurvten mit einem Wohnmobil auf eigene Faust durch
Skandinavien. Heute unternehmen sie eher kleinere Touren.
Und noch immer kann Paul-Josef Lohmann, der auch Mitglied in der
St.-Sebastianus-Bruderschaft ist, seine Finger nicht von den vertrauten
Gerätschaften lassen. Die Werkzeuge, ihre „heilige“ Ordnung und das
Lager sind sein Aufgabenfeld.