Lingens,
Philipp
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Lehrer und
Dichter aus Wetten | * 1885 | † 1946
In Twisteden und Berendonk hat der Lehrer in den ersten
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts unterrichtet.
Zu seinen schönsten Geschenken, die er hinterlassen hat, zählen seine
Gedichte, die Tochter Hedwig Brauers vor Jahren neu aufgelegt hat:
„Wildlinge - Bunte Blumen, Gedichte von Philipp Lingens“.
Philipp Lingens, Kind einer Lehrerfamilie, wurde 1885 in St. Hubert bei
Krefeld geboren. Am Kempener Lehrerseminar ließ er sich von 1903 bis
1906 ausbilden. 1907 heiratete er Gertrud Nachtsheim aus Hüls. Sie wurde
Mutter von fünf Kindern.
Seine erste Lehrerstelle trat Philipp Lingens an der Volksschule in
Twisteden an, wo er von 1907 bis 1920 unterrichtete und - ab 1908 - als
Organist in der St.-Quirinus-Gemeinde mitwirkte. Lingens sammelte
historische Daten und Geschichten aus dem Raum Twisteden, betätigte sich
als Hobby-Archäologe und schrieb immer wieder Gedichte. Unter dem Titel
„Wilde Rosen“ wurde 1913 ein Gedichtband veröffentlicht; er ist
lyrisches Zeugnis für seine Liebe zur Natur.
Nach dem Ersten Weltkrieg, den er mit einer Verwundung überlebte, wurde
Philipp Lingens in der einklassigen Volksschule Berendonk eingesetzt, wo
er bis zu 60 Schüler aller Jahrgänge gleichzeitig unterrichtete. Seine
exzellente Arbeit als Pädagoge fand bei Vorgesetzten und sogar in einem
wissenschaftlichen Werk eines Hochschullehrers der Pädagogischen
Akademie in Bonn Beachtung und Anerkennung.
Auf eine Anregung von Lingens (1924), der dem verflossenen Kaiserreich
nachtrauerte, geht die Errichtung eines Kriegerehrenmals auf der
Berendonk zurück; die hier verarbeiteten Steinblöcke und Kieselsteine
hatte der Lehrer mit Schülern in der Twistedener Heide gesammelt.
Er war Mitglied in mehreren Wettener Vereinen, so auch in der
St.-Petrus-Schützenbruderschaft und im Musikverein Wetten. Ab 1925 ritt
er als St. Martin im Wettener Martinszug, der auf eine Initiative von
Lambert Deselaers zurückgeht.
"Für die Kyffhäuser-Kameradschaft trug er im Jahre 1935 zur Kirmes der
Geselligen Vereine Wetten die Festkette. Seine Mitgliedschaft in dieser
Soldatenvereinigung wurde dem alten Mann im März 1945 zum Verhängnis.
Die siegreichen Engländer hielten diesen Verband für eine
Nazi-Organisation und verschleppten den fast 60-Jährigen in ein
Kriegsgefangenenlager nach Belgien, wo er Anfang 1946 starb“, schrieb
seine Tochter Hedwig Brauers.
Philipp Lingens liegt auf dem Soldatenfriedhof im belgischen Lommel
begraben.
Das Gedicht, das Hedwig Brauers dem Gedichtband ihres Vaters
voranstellte, heißt
„Meine Lieder“:
Es ruh’n in meiner Brust
Gar viele frohe Lieder,
Jedoch die Sorgen groß und klein,
Die drücken alle nieder.
Doch kommt einmal ein froher Tag,
Der weckt sie, und sie klingen
Und nöt’gen mich und bitten mich,
Ich möchte sie doch singen.