Lindanus, Dr. theol. Wilhelm Damasi
♦ Erster Bischof des Bistums
Roermond | * 1525 |
Bischofsweihe 1562 | Inthronisation 1569 | † 1588
Er
war der erste Verwalter des neuen Bistums Roermond, zu dem
unser Lebensraum bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zählte. Unter
Lindanus wurde die Gemeinde St. Quirinus Twisteden zur selbstständigen
Pfarrei erhoben.
Bischof Lindanus. Gemälde
im Priesterhaus Kevelaer.
Sein Ruf, der ihm vorauseilte, war furchterregend. Der Mann war vor
seiner Ernennung zum Bischof Inquisitor gewesen, ein kirchlicher Beamter
im Dienst der spanischen Krone, der allen Verstößen gegen die
katholische Glaubenstreue beim geringsten Verdacht mit größter Strenge
nachzugehen hatte. Am 4. April 1562 wurde Lindanus durch den Kardinal
Granvella, Erzbischof von Mecheln und Primas der Niederlande, in Brüssel
zum Bischof geweiht. Seinen Bischofsstuhl in Roermond konnte er freilich
nicht besetzen. Kaum war der neue Bischof angekündigt, machten die
aufgeschreckten Roermonder ihre Stadt dicht und verweigerten ihm sieben
Jahre lang den Zutritt zu seiner Residenz.
Am Tag Mariä Himmelfahrt des Jahrs 1566 entstand in Flandern sogar ein
offener Aufstand. Menschen rotteten sich wie auf Verabredung plötzlich
zusammen, drangen in Kirchen und Klöster ein, raubten und plünderten,
zerschlugen Bilder und Statuen ohne Rücksicht auf ihren künstlerischen
und kulturellen Wert. Wie ein Wirbelwind durchraste diese "Bildersturm"
genannte Bewegung die Niederlande, und innerhalb von zehn bis zwölf
Tagen fegte sie durch die Dörfer. Aufständische Niederländer, die das
Joch in den von König Philipp II. regierten spanischen Niederlanden
abwerfen wollten und für die Reformation empfänglich waren, sahen sich
im katholischen Roermond nicht mehr sicher.
König Philipp II. fiel nichts Besseres ein, als den anhaltenden
Widerstand blutig zu brechen. Trotzdem konnte Lindanus erst 1569 in
seine Kirche einziehen und sein Amt als erster Bischof des Bistums
Roermond ausüben.
Friedliche oder gar freundliche Zeiten erlebte er hier
nicht. Denn jetzt begann in den spanischen Niederlanden der
Freiheitskampf der Niederländer, der 80 Jahre dauern sollte und dessen
Endphase Dreißigjähriger Krieg genannt wird.
1569, im ersten Jahr seiner Amtszeit, berief Bischof Lindanus eine
Erzbistumssynode nach Roermond, auf der er die Einteilung des Bistums in
neun Dekanate vornahm. Die Kevelaerer Pfarre St. Antonius kam in diesem
Zuge zum Dekanat Geldern. Lindanus war schockiert über die Zustände in
seiner Diözese. Allerorten traf er auf Unwissenheit und Sittenlosigkeit.
In der zur Pfarrei Kapellen gehörenden Herrlichkeit Hamb war seit vier
Jahren keine Messe mehr gehalten, musste er feststellen. Und die Jugend
wurde dort von einem reformierten Schullehrer unterrichtet.
Die „gute Seite“ von Lindanus blieb im Angesicht des grausamen
Religionskrieges fast unbekannt. Als der Bischof 1578 wegen der Unruhen
im Land aus Roermond fliehen musste, versuchte er in Rom, Papst Gregor
XIII. von der Dringlichkeit, in der katholischen Kirche Reformen
einzuführen, zu überzeugen. Die Pfarrer seien „faul“ und „habgierig“.
Rom müsse eingreifen, bevor die katholischen Niederlande an die
Protestanten verloren gingen. Aber auch auf seiner zweiten Italienreise
(1584) blieb Lindanus in Rom ohne Erfolg.
Lindanus starb am 2. November 1588 als Bischof von Gent und wurde mit
seinem verstorbenen Vorgänger Cornelius Jansenius in einem Grabe
bestattet.