Hendricks, Dr. Barbara
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Bundesumweltministerin
der SPD |
* 1952
Keine
zweite Frau im Kreis Kleve hat als Berufspolitikerin eine solche
Karriere gemacht wie Dr. Barbara Hendricks. In Kleve geboren, katholisch
getauft, wurde sie 1972 - zwei Jahre nach ihrem Abitur - Mitglied der
SPD. Die Pressestelle der SPD-Bundestagsfraktion stellte die junge
Gymnasiallehrerin 1978 als Referentin ein. 1981 wurde sie Sprecherin des
NRW-Finanzministers, 1987 Mitglied des Landesvorstands, 1991
Ministerialrätin im NRW-Ministerium für Umwelt, Raumordnung und
Landwirtschaft. Während ihrer "Düsseldorfer Zeit" verwurzelte sie sich
noch stärker in ihrem Heimatkreis - als Kreistagsabgeordnete (bis 1989)
und als Vorsitzende des SPD-Unterbezirks (seit 1989).
1994 wechselte sie die Bühne. Sie zog als Abgeordnete in den Bundestag
ein und wurde Parlamentarische Staatssekretärin unter den
Finanzministern Oskar Lafontaine, Hans Eickel und Peer Steinbrück. Nach
der für die SPD verlorenen Bundestagswahl übernahm sie 2007 das Amt der
Schatzmeisterin der Bundes-SPD.
Dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gehört sie seit 2008,
dem deutschen Lenkungsausschuss der deutsch-niederländischen Konferenz
seit 2011 an. Anfang Juli 2012 wurde Dr. Barbara Hendricks erneut mit
überzeugendem Ergebnis zur Bundestagskandidatin der SPD im Kreis Kleve
nominiert.
Dr. Barbara Hendricks mit ihrem Vorgänger Helmut Esters 1992 in
Kevelaer.
Im Dezember 2012 überreichte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft der
Abgeordneten den Landesverdienstorden, die höchste Auszeichnung der
NRW-Regierung für Verdienste um Land und Bevölkerung.
Dabei wurde besonders ihr Engagement für Schloss Moyland und Kurhaus
Kleve, für das Fußbodenmosaik der Kevelaerer Gnadenkapelle, die Kreis
Klever Hilfsorganisationen „Amani-Kinderdorf e.V.“ und Stiftung „Aktion
Pro Humanität“ sowie Patenschaften für afrikanische Kinder
hervorgehoben.
Wahlplakat von 2005.
Delia Evers schrieb 1997 nach einem langen Gespräch mit der Abgeordneten
das folgende Porträt, das auch den privaten Hintergrund beleuchtet:
Für ihre Eltern waren die kleine Barbara und ihre älteren Schwestern
stets die erste Wahl gewesen. Das Mädchen beschäftigte sich vor 40
Jahren freilich immer wieder mit dem Gedanken, dass Vater und Mutter
nach zwei Töchtern am liebsten einen Jungen gehabt hätten.
Dieser Verdacht machte ihr zu schaffen, bis sie eines Abends mit ihrem
Vater spazieren ging. Es war schon dunkel, da verglühte am Himmel eine
Sternschnuppe. Der Vater begann von einer Zeit zu erzählen, als sie noch
gar nicht geboren war: Da sei auch eine Sternschnuppe vom Himmel
gefallen, und schnell habe er sich drei Mädchen gewünscht...
Barbara Hendricks, die in dieser anrührenden Geschichte und ihrem
burschikos beherzten Auftritt keinen Gegensatz sieht, schildert ihre
Kinder- und Jugendzeit mit viel Wärme in der Stimme und einem feinen
Leuchten in den Augen.
Dr. Barbara Hendricks: Besuch u.a. mit Norbert Killewald in der
KB-Redaktion in Kevelaer-Winnekendonk.
Ihre Eltern legten den Grundstock für ein Bedürfnis, das sie damals zur
stellvertretenden Schulsprecherin am Johanna-Sebus-Gymnasium machte und
sie heute noch umtreibt, wenn sie ihr mitunter kraftzehrendes und
undankbares Bundestagsmandat wahrnimmt: „Ich möchte Verantwortung
tragen“.
Eingleisigkeit ist ihr fremd. Vielleicht rührt das daher, dass sie in
ihrer Kinder- und Jugendzeit mit den unterschiedlichsten persönlichen
und politischen Erfahrungen zu tun hatte, ihren Vater als Kaufmann einer
Schuhfabrik erlebte, dem sie gegen Feierabend gern entgegenlief, später,
als mit der deutschen Teilung die wichtigen Absatzmärkte im Osten
zusammengebrochen waren und die Firma aufgegeben werden mußte, als
Mitarbeiter der Kreisverwaltung und als Christdemokraten.
Ihre Familie empfand sie als „durchaus liberal, offen und beschützend“.
- Auf die Frage, welcher Wert ihr am Herzen liegt, zögert sie einen
Augenblick, nimmt einen langen Zug aus ihrer Zigarette und sagt:
„Gerechtigkeit“. Wer sie einfordere, müsse sich für die Zustände in der
Dritten Welt genauso verantwortlich fühlen wie für den „kleinen Mann“
auf der Straße.
Als sie nach dem Abitur 1970 in Bonn ihr Studium für das Lehramt an
Gymnasien in Geschichte und Sozialwissenschaften begann, wusste sie,
dass sie sich politisch engagieren wollte, auch um Gerechtigkeit
einzufordern. „Mit der Entscheidung für eine Partei habe ich mir zwei
Jahre Zeit gelassen“, sagt sie.
Bundespräsident Gauck vereidigt Dr. Barbara Hendricks als
Bundesumweltministerin. Zeitungsausschnitt: NRZ vom 28.12.2013
Als dann im Willy-Jahr 1972 die Ostpolitik der SPD für Aufbruchstimmung
sorgte, habe sie gewusst, dass sie sich bei den Sozialdemokraten wohl
fühlen würde. Nach Staatsexamen und Promotion ging ihr beruflicher und
politischer Aufstieg unaufhörlich weiter.
Barbara Hendricks spielte bei den Verhandlungen zur
Großen Koalition nach der Bundestagswahl im Herbst 2013 eine wichtige
Rolle. Trotzdem war es für die Öffentlichkeit im heimatlichen Kreis
Kleve eine Überraschung, als die Nachricht durchsickerte, dass Barbara
Hendricks die erste SPD-Bundesministerin aus dem Kreis Kleve werden
würde.
Die bisherige Schatzmeisterin der Bundes-SPD übernahm das umgebaute
Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit -
eine Herausforderung, auf die Hendricks nach neun Jahren
Staatssekretärinnen-Arbeit (1998 bis 2007)
im Bundesfinanzministerium und vielen Jahren als Ministerialrätin im
Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen bestens vorbereitet ist.