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Häftling im Pfarrerblock Dachau | * 1886 | geweiht 1911 | † 1966
Josef
Helmus, 1886 als Sohn eines Schuhmachers in Wetten geboren, war das
jüngste von fünf Kindern des Schuhmachers Engelbert Helmus und seiner
Frau Elisabeth geb. Kutscheid, zu Hause Op de Quell in Wetten. Am 11.
Juni 1911 empfing Sohn Josef die Priesterweihe. Der Bischof setzte den
Kaplan in Buer und Recklinghausen, 1928 als Pfarr-Rektor in
Walsum-Vierlinden und 1935 in Schmedehausen ein. 1939 wurde Josef Helmus
zum Pastor in Gladbeck berufen.
Was brachte den Pfarrer ins Visier der Nazis? Es begann am 5. Mai 1935,
wie in vielen anderen Fällen auch, mit einem Hirtenbrief von Bischof
Clemens August von Galen, den der Pfarrer verlas. Josef Helmus beließ es
nicht bei der Bekanntgabe des bischöflichen Schreibens, sondern nannte
in seiner anschließenden Predigt den Schulrat und Schulleiter beim Namen
und klagte sie an.
Sofort nach dem Gottesdienst wurde Helmus verhaftet. Danach durfte er
keinen Religionsunterricht mehr erteilen und sich im Rheinland nicht
mehr aufhalten. Folglich musste der Wettener seine Gemeinde in
Walsum-Vierlinden verlassen. Zudem wurde er vom Sondergericht Düsseldorf
zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. In der Begründung hieß es, er habe
nach Verlesen des Hirtenbriefs namentlich Schulleiter und Schulrat dafür
verantwortlich gemacht, dass im Kreis Dinslaken moralischer Druck auf
die Familien ausgeübt werde, der Hitlerjugend beizutreten. Kinder, die
sich widersetzten, seinen von ihm als „kleine Märtyrer“ bezeichnet
worden.
Helmus wehrte die Beschuldigungen im Prozess nicht ab. Seine
dreimonatige Gefängnisstrafe wurde schließlich amnestiert.
Der Geistliche musste die Strafe also nicht antreten und wurde nach
Schmedehausen versetzt. 1939 trat er die Pfarrstelle in St. Joseph in
Gladbeck an. Auch hier hielt er mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber
den Nationalsozialisten nicht hinter dem Berg. Der von seinen
Pfarrangehörigen geschätzte Geistliche freute sich sonntags über die
gefüllte Kirche. Seine Predigten waren in der schweren Zeit für viele
eine Stütze.
Josef Helmus wurde mit Kriegsbeginn in seinen Predigten noch deutlicher.
Der wortgewandte Mann, dem eine gewisse Schlitzohrigkeit nicht fremd
war, konnte sich bei den regelmäßigen Konflikten mit den Nazis, die jede
seiner Predigten mitstenografieren ließen, stets gut herausreden. Und
Hilfe kam auch aus der Gemeinde: Wenn Kirchgänger als Ohrenzeugen von
den Häschern herangezogen werden sollten, dann hatten die frommen Leute
gerade nicht zugehört oder die Geschichte völlig anders verstanden...
Indes, die Nazis klagten ihn 1942 wegen „Aufrufs zur Arbeitssabotage“
und „Kritik an Maßnahmen der Regierung zur Ernährung des Volkes“ an und
ließen ihn im Oktober ins Konzentrationslager Dachau einliefern.
Josef Helmus war hier stellvertretender Stubenältester; tatsächlich
wirkte er als „Chef der Stube 4“, die aus gutem Grund im Ruf stand, die
unordentlichste der ganzen Reihe zu sein. Diese von Helmus zu
verantwortende „Unordnung“ erlaubte es kranken und zu Tode erschöpften
Häftlingen aus anderen Baracken, hier tagsüber eine gewisse Zeit
auszuruhen. Helmus unterlief die Lagerordnung und half damit den
Schwachen. Das war unter den inhaftierten Priestern bekannt. Einer von
ihnen schrieb ihm: „Du hast deine Sache auf Block 26, Stube 4, als
Stellvertreter des Stubenältesten sehr gut gemacht. Gott lohne es dir!
Einer deiner Leidensgenossen von Stube 4!“
Warum Josef Helmus - anders als viele andere Priester - die Zeit im KZ
relativ gut überstand, dazu machte Peter Steuwer, Schulleiter in
Vierlinden, in einem Vortrag über den Geistlichen nähere Angaben:
"(Josef Helmus) hat mehr Glück als viele seine Mithäftlinge. Als Mitglied im sogenannten Kripo-Kommando in Dachau gehört er zu den privilegierten Häftlingen. Die regelmäßigen Pakete aus seinen Heimatgemeinden sorgen mit dafür, dass er die Haft körperlich unbeschadet übersteht. Es ist umso er-staunlicher, dass seine auch im Lager undiplomatische, direkte Art ihm kaum Lagerstrafen einbringt. Nur einmal muss er den berüchtigten 24 Stunden-Stehbunker ertragen, weil er es wagt, bei Fliegeralarm zu rauchen. (…) Josef Helmus war jemand, der im besten Sinne des Wortes eigensinnig war. Auch unter dem Druck von Veränderungen blieb er sich treu, bewahrte sich seine soziale-moralische Identität. Seine Kraft schöpfte er aus seinem religiösen Glauben und aus seinem Mitgefühl, das er in ständigem Kontakt mit den Menschen gewann, denen es nicht so gut ging. Eine Ausgrenzung von Menschen aus der Gemeinschaft kam für ihn deshalb nicht in Frage."
Anfang April 1945 wurde der gebürtige Wettener aus dem KZ Dachau entlassen. Er wirkte nach dem Krieg als Pfarrer in St. Joseph Gladbeck. Am Festtag des Heiligen Martin, am 11. November 1966, starb Josef Helmus.